Das Beste aus meinem Leben

Also Folgendes, das war neulich.Ich hatte im Büro gearbeitet, und nachmittags wollte ich zum Friseur, dann zum Zahnarzt, dann noch zu meinem Verlag. Und ich dachte, auf dem Weg dorthin könnte ich kurz beim Postamt … Ich sage immer noch »Postamt«, obwohl ich natürlich weiß, dass es kein »Postamt« mehr ist, aber irgendwie kann ich mir das Wort nicht abgewöhnen, wer weiß, warum? Also, ich dachte, ich könnte kurz beim Postamt vorbei und ein Päckchen abholen, denn in meinem Briefkasten hatte ich eine dieser orangeroten Benachrichtigungskarten gefunden, mit denen man aufgefordert wird, bei der Post binnen sieben Tagen etwas abzuholen.Ich schwang mich auf mein Fahrrad und radelte los. Beim Postamt stand eine Schlange bis vor die Tür. Ich wartete, legte schließlich der Dame am Schalter den Benachrichtigungszettel und meinen Personalausweis vor und sagte, ich verstünde nicht, weshalb alle Paketdienste die Pakete für mich bei irgendeinem Nachbarn ab-geben könnten, nur die Post nicht.Die Dame am Schalter sagte etwas in der Art, das sei nicht ihr Zuständigkeitsbereich. Ich sagte so ungefähr: an wen ich mich denn sonst wenden solle. Sie antwortete, sie gebe mir gern die Telefonnummer einer Hotline für Beschwerden aller Art. Ich entgegnete, zum Musikhören hätte ich meinen CD-Spieler.Kurz: Wir hatten beide richtig gute Laune.Die Dame ging dann nach hinten und kam mit einem sehr großen und schweren Paket wieder. Dieses sehr große und schwere Paket schleppte ich hinaus zu meinem Fahrrad, dann zu meinem Friseur, dann zu meinem Zahnarzt, dann zu meinem Verlag.»Was bringst du Schönes mit?«, sagten sie im Verlag.»Es ist nicht für euch«, sagte ich. Da fiel mir ein, ich könnte überhaupt mal nachsehen, von wem das sehr große und schwere Paket eigentlich sei.Der Absender war mein Verlag.»Es ist für mich«, sagte ich. »Es ist ein sehr großes und schweres Paket, das ihr mir geschickt habt.«»Und warum bringst du es zu uns zurück?«»Weil … ach …«, sagte ich, erledigte im Verlag, was zu erledigen war, und radelte ins Büro zurück, wo ich feststellte, dass ich das sehr große und schwere Paket im Verlag vergessen hatte.Zwei Tage später lag in meinem Briefkasten eine orangerote Benachrichtigungskarte.Manchmal kommt mir das Leben so sinnlos vor.

Illustration: Dirk Schmidt