»Jauki«, sagt die kleine Sophie, wenn sie schaukeln will.»Bye-bye«, sagt sie, wenn etwas aufhören soll. (Manchmal denke ich auch, sie sage »vorbei«, aber dann denke ich wieder, sie sage »bye-bye«, weil sie das gelernt hat, als englische Freunde für ein paar Tage zu Besuch waren, und die winkten immer, wenn sie aus der Wohnung gingen und riefen »bye-bye«.)»Bye-bye!«, sagt Sophie, wenn sie gewickelt wird, aber lieber spielen möchte. »Bye-bye«, sagt sie, wenn sie etwas essen soll, das sie nicht essen möchte. »Bye-bye«, sagt sie, wenn ihr Bruder sie ärgert. Und: »Jauki«, sagt Sophie morgens. »Jauki«, sagt sie mittags. »Jauki«, sagt sie abends. Immer will sie schaukeln, sie liebt es, auf einer Schaukel zu sitzen und hin und her zu schaukeln, während ihre dunklen Locken im Schaukelwind wehen.Aber sie kann noch nicht allein schaukeln. Jemand muss sie auf die Schaukel heben. Muss sie anstupsen. Viele Stunden haben Paola und ich so verbracht, immer im Wechsel, immer auf dem Spielplatz, immer mit der gleichen Handbewegung, immer mit dem gleichen, glücklich schwebenden Sophie-Gesicht vor uns, aus dem irgendwann nach langer Zeit die Worte kamen, nach denen man Sophie wieder von der Schaukel heben durfte: »bye-bye«.Im Keller hat Paola eine Schaukel gefunden, die man in einen Türrahmen montieren kann oder, um präzise zu sein, die ich in einen Türrahmen montieren könnte. Der Luis hatte sie benutzt, als er noch kleiner war, sie war im Rahmen seiner Kinderzimmertür aufgehängt, und als er dann größer wurde, habe ich sie wieder abgebaut.Und nun ist sie wieder da.Aber eine Schraube lässt sich nicht mehr lockern, müsste jedoch gelockert werden, sonst kann man das Ding nicht in Sophies Kinderzimmertür befestigen, die ist nämlich schmaler als die vom Luis, und deshalb muss man … Egal, die Schraube lässt sich nicht lockern, jedenfalls nicht mit meinen Mitteln, man bräuchte besseres Werkzeug, das muss ich erst besorgen.Aber ich hasse Werkzeug, ich hasse Schrauben, ich hasse Heimwerken, und deshalb liegt die Schaukel seit Tagen am Fußboden und wartet darauf, montiert zu werden.»Wann wirst du sie anbringen?«, fragt Paola.»Domani«, sage ich.»Warum hast du sie immer noch nicht angebracht?«»Ich hatte doch gar keine Zeit.«»Immer noch liegt die Schaukel hier.«»Ich konnte nicht in den Werkzeugladen gehen, ich habe so viel zu tun, und gestern musste ich mit Luis zum Fußballtraining, und vorgestern musste ich … Ach, Mensch.«»Jauki«, sagt Paola.»Bye-bye«, seufze ich und mache mich auf den Weg zum Werkzeugladen.
Illustration: Dirk Schmidt