Die sogenannten Breakthrough Initiatives, finanziert von dem russischen Milliardär Yuri Milner, haben einen Preis in Höhe von einer Million Dollar ausgelobt: Wer die beste Idee für eine Botschaft der Menschheit an außerirdische Wesen hat, bekommt das Geld.
Auf einer Konferenz britischer Sternenkundler und Philosophen in Leeds hat das für heftige Debatten gesorgt. Die Hälfte der Anwesenden sprach sich überhaupt gegen jede derartige Botschaft aus: Wozu auf sich aufmerksam machen? Warum nicht hoffen, dass uns keiner bemerkt? Was hätten wir von Außerirdischen schon zu erwarten? Vielleicht sind sie klüger, stärker, skrupelloser als wir? Machen uns zu Sklaven?
Oder sie haben ihr eigenes Leben nicht im Griff und suchen bei uns Hilfe? Als hätten wir hier nicht genug zu tun! Was soll das für einen Sinn haben: Kontrollen an der Grenze zu Österreich, aber im Weltall herumwinken?! Am Ende stehen deutsche Freiwillige auch am Flughafen und teilen Müsliriegel und Kuschelelefanten an kleine grüne Männchen aus, die aus klapprigen Raumgefährten steigen. Wie sollen wir das auch noch schaffen?
Andererseits ist der Mensch neugierig. Deswegen war die andere Hälfte der Leute in Leeds dafür, eine hübsche Nachricht ans Universum auszuarbeiten – aber was soll drinstehen? Schon 1972 startete von Cape Canaveral die Raumsonde Pioneer 10 Richtung Jupiter und funkte mehr als 31 Jahre lang allerhand Informationen vom Rand des Sonnensystems. Ihr folgte 1973 Pioneer 11. Beide senden längst nicht mehr, sind aber noch draußen unterwegs. Sie tragen Plaketten mit wichtigen Informationen über uns, in der Hauptsache das Bild eines winkenden nackten Mannes und einer nicht-winkenden, aber ebenfalls nackten Frau.
Das ist interessanterweise eine Darstellung, die für eine Kontaktaufnahme auf Facebook ungeeignet wäre. Dort dürfte man Außerirdischen schreiben: »Verpist euch, ihr kleinen krünen itioten sonss gippt es schmerzen Ohne ende unt zühnden wir euch die rackette under den krünen ärschen an.«
Aber nackt winken? Ist verboten!
Ist ein Bild überhaupt etwas, was für intergalaktische Kommunikation geeignet ist? Vielleicht haben fremde Wesen keine Augen. Vielleicht teilen sie sich in einer Weise mit, die wir nicht verstehen können. Vielleicht sind sie längst da. Vielleicht betrachten sie uns, wie wir einen Ameisenstaat betrachten. Vielleicht hat jemand schon einen Fuß erhoben, um uns zu zertreten.
Möglicherweise sind sie aber auch simpel strukturiert, und man sollte ihnen einen Kasten Weißbier schicken?
Die Pioneer-Botschaft jedenfalls, da war man sich in Leeds einig, sei überholt. Erstens handele es sich hier um Weiße, zweitens erhebe der Mann, so Jill Stuart von der London School of Economics, seine Hand »in einer sehr männlichen Art, während eine Frau hinter ihm steht, demütig und unterwürfig erscheinend«. Eine Botschaft an extraterrestrische Intelligenzen müsse aber doch die Gleichheit der Geschlechter und die Vielfalt des Lebens auf der Erde berücksichtigen. Was ganz und gar richtig ist! An der Ausarbeitung weiterer Mitteilungen für den Kosmos sollten auf jeden Fall auch die Gleichstellungsbeauftragte der Universität Leeds und der Transgender-Arbeitskreis der Volkshochschule Bad Schwürbelbach beteiligt sein, sonst gibt das ein falsches, um nicht zu sagen: unkorrektes Bild. Und das Letzte, was wir brauchen, ist ein Shitstorm aus dem Weltall.
Übrigens haben die erwähnten Breakthrough Initiatives von Yuri Milner hundert Millionen Dollar zur Verfügung gestellt, um die besten Radioteleskope der Welt zu nutzen: Sie sollen ins All hinein- oder hinaushorchen, ob es da irgendwo einen winzig kleinen Mucks gibt, der auf Leben hindeutet. Kürzlich war zum ersten Mal etwas Seltsames zu hören, aber man weiß noch nicht genau, was es wirklich war.
Einige Forscher sind sich sicher: Es war ein leises Kichern.