Als Kind dachte ich, Helgoland sei eine Insel für Menschen, die Ruhe suchen. Einmal im Jahr verabschiedeten sich meine Eltern am Cuxhavener Fährhafen, »um mal allein zu sein«, wie meine Oma sagte. Allein auf einem roten Fels, rundherum nichts als Nordsee und kreischende Möwen. Nicht mal Autos oder Fahrräder dürfen dort fahren.
Als ich später selbst auf die Insel komme, ist da nichts mehr mit Ruhe. Jeden Mittag legen die Touristenboote an. Die Tagesgäste essen Fischbrötchen bei der Räucherei Wichers, steigen die 184 Stufen vom Unter- ins Oberland, laufen zu der Felsnadel Lange Anna, dem Wahrzeichen der Insel. Und kaufen noch schnell zollfrei Alkohol und Zigaretten, bevor sie gegen 16 Uhr mit dem Schiff zurückfahren. Das ist der Sommer auf Helgoland. Der Herbst ist anders, einsam – als hätte die steife Brise alle Touristen und viele der 1400 Einwohner von der Insel gefegt. Auf dem Klippenwanderweg stemmt man sich gegen den Wind, schaut aufs aufgewühlte Meer. Dann geht man Eiergrog trinken und isst abends den besten Pannfisch seines Lebens. Oder man macht einen Bootsausflug zur Strandinsel Düne. Hier trifft man im Herbst mehr Seehunde und Kegelrobben als Menschen. 1721 wurde sie durch eine Sturmflut von der Hauptinsel abgetrennt. Um aus den zwei kleinen wieder ein großes Eiland zu machen, will nun ein Hamburger Bauunternehmer Sand zwischen ihnen aufspülen: um noch mehr Platz für Touristen zu schaffen.
(1) Atoll Ocean Resort. DZ ab 170 Euro. Lung Wai 27, Tel. 04725/80 00, www.atoll.de.
(2) Hotel Rickmers Insulaner. Schöner Blick aufs Meer, DZ ab 134 Euro. Am Südstrand 2, Tel. 814 10, www.insulaner.de.
(3) Helgoländer Fährhaus. Gutes Restaurant. Friesenstraße 58, Tel. 80 06 33, www.helgolaender-faehrhaus.info.
(4) Fischräucherei Wichers. Helgoland-Südhafen.
(5) Terrassencafé Krebs. Tolle Torten. Norderfalm 322a, Tel. 81 11 63, www.terrassencafe-krebs.de.
(6) Restaurant Mocca-Stuben. Manchmal fährt der Kellner aufs Meer hinaus und bringt Hai fürs Tagesgericht mit. Hingstgars 447,
Tel. 12 53, www.mocca-stuben.de.
(7) Knieper, maritime Fußballkneipe und Bistro, ist auf jeden Fall höchst urig, mit Fischernetzen unter der Decke, dunklem Holz, viel Messing und schwarz-weißer Schifffahrtsfotografie. Lung Wai 208, Tel. 04725/1293.
(8) In der Modetruhe gibt es Kleidung für Wind und Wetter. Gleich am Eingang liegt eine große Auswahl der schönsten Bücher von James Krüss, in die Birgit Krüss gern den persönlichen Stempel ihres verstorbenen Schwagers drückt. Steanaker 357, Oberland, Tel. 04725/670.
(9) Mare frisicum spa, Meerwasserschwimmbad mit Whirlpool auf dem Dach, Kurpromenade, Unterland, www.helgoland.de.
Illustration: Zsuzsanna Ilijin