Das Dreimühlenviertel besteht aus vier Straßen und wird nicht mal von seinen eigenen Bewohnern immer so genannt. Angeblich gehört es zum Glockenbachviertel, man könnte aber auch gerade noch vom Schlachthofviertel sprechen; aber das ist ja schon Isarvorstadt. Oder doch Sendling?
Jedenfalls bilden die Dreimühlenstraße und ihre Auswüchse ein gemütliches Dorf zwischen den Stadtteilen. Nirgends ist München so niedlich: Im Umwerk, einer Designer-Kooperative, kann man von Fair- Trade-Turnschuhen bis zu Flaschenöffnern besitzenswerte Überflüssigkeiten kaufen. Im »Tagträumer« servieren junge Damen Kuchen in puppenhäuslichem Ambiente. Vor ein paar Jahren galt die Gegend noch als Glasscherbenviertel, wo sich nur Mutige hinwagten. Heute ist die Stimmung in den Straßen mittelmeerhaft; tagsüber husten Raucherclubbesucher ins Herrengedeck, während junge Erfolgsmenschen ihre Trendhunde ausführen.
Das Unternehmertum tut sein Bestes, damit die Dreimühlen-Bewohner die Gegend nicht verlassen: Es gibt Bars, Mode, Möbel, und der Schweinsbraten schmeckt im »Mundart« am besten. Besonders gemütlich ist es dort sonntags, wenn die Gäste gemeinsam Tatort gucken. Aber Achtung – es herrscht Redeverbot vor dem Fernseher.
Illustration: Zsuzsanna Ilijin