SZ-Magazin: Herr Hajek, wie würden Sie den Berliner Einrichtungsstil beschreiben?
Die Leute haben große Wohnungen. Und jeder lebt nach seiner Façon, anders als in anderen deutschen Städten, großstädtischer vielleicht. Nicht sehr etabliert.
Der Fotograf Todd Selby meinte nach seiner Tour durch Berliner Wohnungen: »too eamesy«.
In Amerika gehört Eames ins Alltagskulturgut. Für uns ist Eames etwas Besonderes. Ich liebe Eames.
Wo kaufen Sie Möbel?
In Berlin ist das schwer. Wenn ich etwas Schönes sehe, lasse ich es bauen.
Haben Sie ein Lieblingszimmer?
Das ist die Küche, die gleichzeitig das Berliner Zimmer ist. 48 Quadratmeter groß und alles offen.
Was kommt Ihnen nicht ins Haus?
Auslegeware. Teppich.
Wie riecht Berlin dort, wo Sie leben?
Im Winter nach Kohleofen.
Fünf Gründe für Berlin?
Wichtig: keine Fußgängerzonenmentalität. Einzige internationale Stadt Deutschlands. Immer noch kreativ, keine Businessstadt. Stadt der Gegensätze. Berlin lässt einen nicht in Ruhe. Man muss sich mit Veränderung beschäftigen.
Können Sie wegwerfen?
Ich habe in einem Zimmer einen Holzparavent, hinter dem viel versteckt ist, Dinge, die ich mich noch nicht getraut habe wegzuwerfen. Seit ein paar Jahren nehme ich mir vor: Wenn ich etwas Neues besorge, kommt das nicht einfach dazu. Ich tausche es gegen etwas Altes aus.
Aber Sie sind Sammler.
Ja, aber die Dinge, die ich sammle, sind so wertvoll, dass sie nicht ausgetauscht werden können. Ob das Skulpturen sind oder Folk Art oder Kunst, mit den Dingen lebt man und die begleiten einen.
Was sammeln Sie noch?
Zeichnungen. Ich kaufe sie in Galerien oder auf Kunstmessen. Und folkloristische Skulpturen, altes Spielzeug aus Afrika, Figuren aus dem 19. Jahrhundert Amerikas – die Phase mag ich besonders. Alles, was eine verstörende Ästhetik hat.
Sind Sie ordentlich?
Ja. Man darf nur keine Schublade aufmachen.
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Olaf Hajek, geboren 1965 in Schleswig-Holstein, gehört inzwischen zu den international bekanntesten deutschen lllustratoren und hat sowohl für den New Yorker als auch schon für das SZ-Magazin gearbeitet. Seine Werke erinnern an südamerikanische Folklore und kubanische Werbeplakate. Hajek lebt in einer großen Altbauwohnung in Berlin-Mitte.
Fotos: Todd Selby