Manchmal sitzt man in Wunderküchen mit lauter Lieblingsgegenständen: Da steht ein Block mit fünf japanischen Damastmessern für zusammen leicht 2000 Euro; der Gasherd mit integriertem Elektrobackofen geht nicht unter 3000 Euro her, und auf den neuen »Thermomix TM 5« für 1100 Euro musste der Gastgeber 14 Wochen warten, aber der Gemüsedip sei alle Mühe wert, oder? Derweil baumelt einem der Lampenschirm über dem Esstisch vor der Nase, sodass man den Gast gegenüber nur kinnabwärts sehen kann, will man nicht den Kopf wie ein hospitalisierter Tiger unentwegt nach links und rechts beugen. Spätestens jetzt denkt man sich heimlich: Freunde, hättet ihr doch besser die 900 Euro, die die 110 Zentimeter hohe Pfeffermühle mit Peugeot-Mahlwerk gekostet hat, in Licht und Lampen investiert. Licht ist eine komplexere Angelegenheit, als Parmesanreiben aus Edelstahl es je sein werden: Warm muss es sein, eher gelb, also dem Sonnenlicht ähnlich. Jedenfalls in Deutschland. Nicht weiß mit Stich ins Bläuliche, das uns frösteln lässt, Menschen aber, die in heißen Ländern drinnen von der ewigen Sonne draußen nichts wissen wollen, haben es gern. Energiesparbirnen im Spiraldesign können die tollste Ingo-Maurer-Lampe ruinieren, bei den Tischlampen mit den winzigen LED-Birnen braucht man dafür einen riesigen Trafo, mit dem man Fensterscheiben einschlagen könnte. Das Licht über Herd, Spüle und Arbeitsplatte wiederum darf den Koch nicht blenden, muss also indirekt sein; Licht von vorn, von der Seite, von hinten, alles muss bedacht sein. Auf den Tisch kommt dann Brot aus geschrotetem Dinkel, im »Thermomix« gebacken. Und der Gastgeber erzählt, er sei gar kein Freund dieses Körnerzeugs, aber der Dinkel sei im Bio-Supermarkt so verführerisch angestrahlt gewesen, dass er nicht habe widerstehen können.
Produktauswahl: Simona Heuberger und Nadja Tadjali; Fotos: Jean-Marc Wullschlege / Living Agency, Marc Eggimann / Vitra, Akihiro Yoshida