Als Kind dachte ich, Zahnarztpraxen hätten einen charakteristischen Duft: ledrig, aber frisch, mit einem Hauch von Lavendel. Jahre später fand ich den Duft in einer Parfümerie – es war das Rasierwasser des Arztes gewesen. Die starke Verknüpfung von Geruch und Situation machte es mir lange schwer, Lavendel als angenehm zu akzeptieren. Vielleicht geht es vielen von Ihnen ähnlich, obwohl Ihre Zahnärztin nach Rosen und Jasmin duftete: Wenn Sie das Gefühl haben, Lavendel sei ein wenig seifig, dann liegt es nur daran, dass der Duft seit Generationen Waschmitteln, Seifen und Kosmetik beigemischt wird.
Doch es lohnt sich, Vorurteile von Zeit zu Zeit zu überprüfen: Pulverisieren Sie die Blüten eines Lavendelstängels (1 TL) mit 2 EL Zucker in Mörser oder Blitzhacker – Halt! Verwenden Sie echten Lavendel, Lavandula angustifolia. Die anderen wichtigen Lavendelarten haben ihre Bedeutung in der Aromatherapie, enthalten aber reichlich Kampfer, was sie für die feine Küche disqualifiziert. Sie erkennen sie leicht: Speicklavendel und Lavandin wachsen in wärmeren Lagen unter 600 Meter Höhe, beide haben im Gegensatz zu echtem Lavendel verzweigte Blütenstängel. Lavandin, der Wäschelavendel, füllt übrigens das Duftkissen im Kleiderschrank, denn auch Motten mögen keinen Kampfer. Schopflavendel hat sehr dicke Blütendolden. Echter Lavendel wurde früher in den südfranzösischen Alpen und in norditalienischen oder spanischen Bergen in Höhen über 600 Meter gesammelt, denn wilder Lavendel braucht kalte Winter, heiße Sommer und trockene, kalkige Böden. Heute bauen ihn provenzalische Bauern auf Hochebenen an. Bei uns ist Lavendel eine robuste Pflanze im Kräutergarten: Für eine Gewinn versprechende Aromaöl-Destillation fehlt ihm die mediterrane Sonne, für die Küche reicht aber sogar ein Sylter Sommer.
Mischen Sie nun den Zucker mit 2 EL Zitronensaft und einem Glas Wasser. Gießen Sie anschließend Ihre Lavendellimo durch ein Teesieb. Geben Sie 4 Eiswürfel dazu, lehnen Sie sich gemütlich zurück und denken Sie an: Kräuter der Provence. Die von gewieften Souvenirhändlern erfundene Gewürzmischung enthält oft Lavendelblüten. Denken Sie vielleicht an eine Ratatouille aux herbes de Provence, Paprika-, Auberginen- und Zucchiniwürfel, die Sie mit Olivenöl, Knoblauch und Kräutern sehr langsam fast weich schmoren, bevor Sie in den letzten fünf Minuten frische Tomatenwürfel dazugeben. Versuchen Sie im Geiste den Lavendel herauszuschmecken – ich denke, jetzt sind Sie bereit für unser Rezept. LAVENDEL-AUBERGINEN MIT ZIEGENKÖSE
500 g Auberginen in 1 cm dicke Scheiben schneiden, auf dem Grill oder in einer Grillpfanne bei mittlerer Hitze 12 Minuten ohne Fett grillen. 6 junge Lavendelzweige mit 2 Knoblauchzehen hacken. Mit 3 EL Olivenöl kurz anbraten, 200 g gewürfelte Tomaten und die Blüten von 2 bis 3 Lavendelstängeln zugeben, aufkochen. Auberginen in eine Auflaufform schichten, die Tomaten darüber verteilen, salzen und pfeffern. 150 g Ziegenfrischkäse auf den Früchten verteilen. Bei 220 Grad im Ofen 10 Minuten überbacken, mit einem Salat servieren.