W – Weinbergpfirsiche

Sie sind klein, haben eine pelzige Haut und grobe Fasern, doch ihr Aroma ist unvergleichlich. Jetzt kommt die Zeit des Roten Weinbergpfirsichs – auf dem Markt stammen die meisten aus Südfrankreich, manche aber auch aus Rheinland-Pfalz oder von der Mosel. Die Bäume des klassischen Roten Weinbergpfirsichs sehen robust, klein, fast mickrig aus und nehmen den wertvollen Reben auf den steilen Terrassen der Weinberge wenig Platz weg. Die großen Apfel- oder Kirschbäume blieben im Tal, vielleicht auch, um den Kühen Schatten zu spenden. Anfang April blühen die Pfirsichbäume tiefrosa. Im Herbst tragen sie wenige, manchmal nur zehn bis zwanzig Früchte – zu hart zum rohen Genuss, aber wunderbar für Konfitüre, Kuchen und Pfirsichbrand. Heute gibt es gezüchtete Varianten mit größeren Früchten, zum Beispiel die französischen pêches de vigne. Aber schon immer steckte ab und zu ein Winzer einen Pfirsichkern in die Erde und behielt die Bäume, die etwas größere Früchte trugen, so dass manche Winzer mit der Zeit eigene Hofsorten entwickelten.

Ulrich Stein (www.stein-weine.de) gehört zu diesen Winzern. Schon sein Vater begann mit der Pfirsichauslese; heute stehen viele Bäume in seinen Weinbergen. Stein versucht kleine Nebenerwerbswinzer, die ihn mit Trauben beliefern, durch hohe Abnahmepreise für Weinbergpfirsiche zum Erhalt der Bäume und damit der charakteristischen Kulturlandschaft an der Mosel zu bewegen. Einen anderen Weg mit dem gleichen Ziel geht Reinhard Löwenstein (www.heymann-loewenstein.com), ebenfalls Winzer an der Mosel. Löwenstein hat 1997 ein großes Projekt angeregt, bei dem die Pflanzung von Pfirsichbäumen auf brachliegenden Weinbergen staatlich gefördert wurde. Der Anbau der robusten Pfirsichbäume macht viel weniger Arbeit als die Pflege der Weinreben und soll so verhindern, dass die Winzer ihre steilen Weinterrassen ganz aufgeben. Das ist nicht nur gut fürs Landschaftsbild – im Mikroklima der Weinberge leben viele Tier- und Pflanzenarten, deren Lebensraum durch extensiven, biologischen Pfirsichanbau geschützt wird.
Übrigens: Beide Winzer machen auch erfolgreich erstklassige Riesling-Weine.

EINGELEGTE PFIRSICHE
Die Arbeit in den Steillagen hält jung. Frau Stein bäckt mit ihren 82 Jahren immer noch den besten Pfirsichkuchen weit und breit, die Früchte dafür pflückt sie selbst. Zuerst macht sie die Pfirsiche ein: 2 kg Weinbergpfirsiche abwaschen, mit einem Messer schälen, halbieren, entkernen und in Einmachgläser schichten. Die Schalen in 1 l Wasser 5 Minuten kochen, 500 g Zucker und den Saft von 2 Zitronen hinzufügen. Sobald sich der Zucker gelöst hat, den Sirup durch ein Sieb gießen und etwas abkühlen lassen. 100 ml Rum (54 %) dazugeben, den Sirup in die Gläser gießen, verschließen. Ein Geschirrtuch in einen Topf legen, die Gläser hineinstellen, mit warmem Wasser bedecken, aufkochen. Die Hitze reduzieren, 20 Minuten (bei ca. 80 Grad) einwecken. Für ihren Kuchen belegt Frau Stein einen Mürbeteigboden mit den Früchten, für den Tortenguss verwendet sie den Pfirsichsaft – noch besser gelingt der Kuchen mit einer Schicht Vanillecreme unter den Pfirsichen.

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Gerlachs Web-Tipp:
Weinbergpfirsiche sind klein, das Fruchtfleisch ist tiefrot, der Sirup auch – die Haut ist pelzig und löst sich kaum durch kochendes Wasser. Über www.vallendar.de kann man die eingelegten Früchte bestellen.