Der rauchige Duft nach Erde und Holzfeuer, der aufsteigt, wenn die Mama daumendicke Yamsscheiben ins kochende Wasser gleiten lässt, prägt die frühen Jahre nigerianischer Kinder. Mama kocht Yamswurzeln als Beilage zum (Ziegen-)Gulasch, das in Nigeria mit Palmöl und viel Spinat, Zwiebeln, Chilis und Tomaten lange schmort. Für ein Yamspüree zum Fisch hackt sie eine Zwiebel mit 4 Chilis und 1 EL getrockneten Garnelen, um die Mischung dann mit 3 EL Palmöl 2 Minuten zu dünsten. Sie löscht mit 350 ml Wasser oder Kokosmilch ab, gibt 750 g gekochte Yamswurzel dazu und püriert das Ganze mit einer Art Kartoffelstampfer. Als Pausenbrot bekommen die Kinder gekochte und danach gebratene Yamsscheiben mit in die Schule und auf dem Heimweg holen sie sich Yams-Fritten oder Yams-Kroketten aus den Garküchen am Straßenrand. In Nigeria, ihrem Hauptanbauland, liegen die riesigen Knollen mit ihrer braunen Schale wie Brennholz in großen Stapeln auf dem Markt. In Mitteleuropa finden Sie die Knollen im gehobenen Gemüsehandel oder in Asia-Läden. Ingolf Krause, Lebensmittelchemiker an der TU München in Weihenstephan, schwärmt von den versteckten Werten der Yamswurzel: Sie enthält Diosgenin, einen sekundären Pflanzenstoff, der schon in den 1940er-Jahren entdeckt wurde. Der Chemiker Russell Marker extrahierte das Pflanzenhormon aus einer wilden mexikanischen Yamsart mit hohem Diosgeningehalt. Sein Ziel war ein billiger Grundstoff für die industrielle Herstellung von Progesteron, einem weiblichen Hormon. Markers Nachfolger war Carl Djerassi, der mit seinem Team die Produktion von Cortison aus Diosgenin untersuchte und 1951 die erste Antibabypille auf den Markt brachte – aus Yamswurzeln. Aber keine Sorge, der Diosgeningehalt in Yamsgemüse ist so gering, dass unser Rezept ihren Hormonhaushalt nicht stören wird. Unser Körper kann pflanzliche Hormone nicht zu menschlichen Hormonen umbauen, allerdings können diese Phytohormone an menschliche Hormonrezeptoren andocken und dadurch eine ganze Reihe positiver Reaktionen bewirken. In der Petrischale unterdrückt Diosgenin Entzündungsreaktionen und ungeregeltes Zellwachstum im Zusammenhang mit der Entstehung von Krebs – wie andere sekundäre Pflanzenstoffe auch. Wie das funktioniert, ist noch unklar. Aber schaden kann es nicht, schon jetzt Yams zu essen – und Kurkuma und Tomaten und Zwiebeln und Weintrauben …YAMSWURZELN MIT KOKOSSPINAT8 fingerdicke Yamswurzelscheiben mit ihrer Schale in einem Topf mit Salzwasser 20 – 30 Minuten weich kochen. 1 Zwiebel, 2 Knoblauchzehen und 2 Chilischoten hacken und mit 2–3 El Kokosmilch dünsten, bis die Gewürze zu braten beginnen. 250 g gekochten und abgetropften Blattspinat (frisch oder tiefgekühlt) einmal grob hacken und mit 350 ml Kokosmilch zu den Gewürzen geben. Bei milder Hitze 15 Minuten cremig einkochen. Mit 3–4 El Fischsauce oder etwas Salz abschmecken, 1 Bund gehackten Dill zugeben und mit den Yamswurzeln servieren. Sie können unser Gemüse auch als Beilage servieren, zu gebratenen Lammsteaks oder zu auf der Hautseite gebratenen Zanderfilets – mehr dazu nächste Woche.