- 26. November 2015
- Aus Heft 47/2015
- Leben und Gesellschaft
Mit den besten Wünschen
- Von: Kerstin Greiner
2014/15 Vertreibung/Flucht vor Gewalt Nordirak, Provinz Kurdistan Care unterstützt Familien in der Region Dohuk im Nordirak, wo seit dem Sommer 2014 mehr als 900 000 Menschen Zuflucht vor Gewalt gesucht haben. Das Camp Bersive wurde im November 2014 für etwa 2500 Familien errichtet, die aus ihren Dörfern im Sindschar-Gebirge oder aus Mossul geflohen sind. Um die Bedingungen im Camp zu verbessern, organisiert Care zum Beispiel mit einem lokalen Partner die Müllbeseitigung: Campbewohner sammeln Müll und säubern die Anlage, Toiletten und Duschen. Dafür gibt es einen Overall, Arbeitshandschuhe, Seife. Mit warmer Kleidung, Decken und Öfen können sich die Menschen vor dem Winter schützen: Im Sommer kann es in der Region über 45 Grad heiß werden, doch im Winter sinken die Temperaturen auch unter null. Inhalt: Arbeitskleidung für die Müllbeseitigung im Camp: Handschuhe, Overall, Seife; Winterhilfe: Ofen, Kerosinfass, 2 Paar Gummistiefel Kinder, 2 Winterjacken (Frau und Mann), warme Dishdasha (traditionelles Gewand), Sportanzug Jugendliche, je 1 Unterwäsche-Set für Frauen und Männer, 3 Paar Kindersocken, 3 Paar Socken Erwachsene, Jeans Männer, 4 Decken, Teppich.
1945 bis Ende der 50er Nachkriegszeit Deutschland Care gründete sich 1945, indem sich verschiedene Wohlfahrtsorganisationen in den USA als »Cooperative for American Remittances to Europe« zusammenschlossen, um den notleidenden Menschen in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg zu helfen. Die ersten Care-Pakete waren »Ten-in-One-Rationen« aus Beständen der US-Armee, eigentlich dafür gedacht, während des Krieges jeweils zehn Soldaten mit einer Mahlzeit zu versorgen. Care kaufte überschüssige Soldatenrationen nach dem Kriegsende auf und verteilte sie an Europäer: Die ersten Care-Pakete trafen im Mai 1946 im französischen Le Havre ein, in Deutschland im Juli desselben Jahres in Bremerhaven. Ab 1947 stellte Care die Pakete selbst zusammen und stimmte sie mehr auf den Bedarf von Familien ab als auf den von Soldaten: Nun enthielten sie mehr Fleisch, Fett, Kohlenhydrate. Der Nährwert eines solchen Pakets entsprach etwa 40 000 Kilokalorien. Während der Berlin-Blockade 1948/49 charterte Care Flugzeuge und lieferte Nahrungspakete in den abgeschnittenen Westen der Stadt. Zwischen 1946 und 1960 wurden in Deutschland mehr als zehn Millionen Care-Pakete verteilt, in Europa insgesamt hundert Millionen. Inhalt: Kakao-, Kaffee-, Vollmilchpulver, Kondensmilch, Seife, tierische Fette (wie Schweineschmalz) und pflanzliche (wie Margarine, nicht im Bild).
2015 Erdbeben Nepal Am 25. April 2015 bebte in Nepal die Erde so stark wie seit achtzig Jahren nicht. Dem Beben der Stärke 7,8 und einem weiteren Beben einige Wochen später fielen fast 8900 Menschen zum Opfer, es gab mehr als 22 000 Verletzte. Noch immer leben etwa 2,8 Millionen Menschen in Notunterkünften und sind nicht ausreichend vor Regen und Kälte geschützt. Mehr als 600 000 Häuser wurden bei dem Erdbeben irreparabel zerstört. Unmittelbar nach dem Beben hat Care die Menschen mit dem Nötigsten versorgt. Obendrein werden Care-Pakete mit Werkzeugen verteilt, mit denen jene Häuser wiederaufgebaut werden sollen, die noch zu retten sind. Inhalt: Handschuhe, Nägel, Draht, Seil.
70er/ 80er Hungerkrisen Ost- und Westafrika Alarmiert durch Krisen und Kriege, etwa den Nigeria-Biafra-Krieg 1967-1970, die Hungersnot im Niger 1974 und die Dürre 1984/85 in der Sahelzone baute Care seine Präsenz in Entwicklungsländern auf. Je nach Region wählte Care verschiedene Getreide als Nahrung und Saatgut aus - und unterstützte die Menschen bei Anbau und Bewässerung. Seit 1967 verschickt Care seine Pakete mit nur wenigen Ausnahmen nicht mehr aus den USA, sondern kauft Hilfsgüter in der jeweiligen Region ein: Das senkt Transportkosten und hilft der regionalen Wirtschaft, zudem kennen die Menschen die Handhabung und vertragen die Nahrungsmittel besser. Inhalt: Nahrungsmittel (etwa Reis, Weizen) und Saatgut (wie Mais, Hirse).
2013-2015 Bürgerkrieg in Syrien, urbane Flüchtlinge Jordanien Mehr als vier Millionen Menschen sind aus Syrien geflohen. In Jordanien, im Libanon und in der Türkei kommen mehr als siebzig Prozent der Familien nicht in Flüchtlingscamps, sondern in Städten unter, in Mietwohnungen, Baracken, bei Verwandten. Arbeiten dürfen sie nicht. Care verteilt Geldkarten, mit denen die Flüchtlinge bei der Bank Bargeld für Miete, Nahrungsmittel, Medikamente oder Schulmaterialien bekommen. Wie das funktioniert, erfahren sie in einer Broschüre. Da die Syrienhilfe unterfinanziert ist, erhalten nur die ärmsten Familien Hilfe, im Schnitt einmalig 150 Euro. Inhalt: Geldkarte mit Guthaben, Broschüre.
90er Wirtschaftliches Unwissen Ost-Westafrika (Anfänge in Niger) 1991 betreute die norwegische Care-Mitarbeiterin Moira Eknes ein Projekt in Niger. Die Frauen besaßen weder Land noch Eigentum oder Geld. Eknes erfand »Kleinspargruppen«, die gemeinsam sparen: Die Beiträge der Frauen werden in einem Sparbuch festgehalten, sie können sich gegenseitig Darlehen mit Zinsen gewähren. Um Missbrauch vorzubeugen, verwahren drei nichtverwandte Gruppenmitglieder die drei Schlösser zur Sparkasse. Es gibt eine gewählte Präsidentin, eine Kassenwartin, eine Buchführerin. Dieses Modell nutzen bis heute viele Hilfsorganisationen: 190 000 Kleinspargruppen gibt es weltweit. Die Gruppen sorgen nicht nur für Einkommen und Ersparnisse, sondern auch für »finanzielle Alphabetisierung«: das Wissen, wie Banken funktionieren. Inhalt: Verschließbare Geldkassette, Sparbücher, Münzen, Stifte, Taschenrechner.
2004 Bürgerkrieg Darfur, Sudan (und Nachbarland Tchad) 2004 bezeichnete der damalige UN-Koordinator für humanitäre Hilfe, Jan Egeland, den Bürgerkrieg in Darfur als die »größte humanitäre Krise weltweit«. 180 000 Menschen waren der Gewalt zum Opfer gefallen, 2,5 Millionen vertrieben. Um besonders Schwangere und junge Mütter zu unterstützen, verteilte Care in Flüchtlingscamps in Darfur und im Tschad Neugeborenen-Pakete: Die Plastikschüssel dient zum Waschen des Babys, dazu Kleidung, Stoffwindeln, eine Wasserkanne, Seife, Vaseline. Standard-Hilfsgüter berücksichtigten oft nicht die Bedürfnisse von Müttern, deshalb gibt es inzwischen besondere Pakete oder Zusatznahrung für Kleinkinder, Schwangere, Stillende. Inhalt: Waschschüssel, Strampler, Babyunterwäsche, Stoffwindeln, Vaseline, Wasserkanne, Seife.
2015 Flucht vor Gewalt Niger (Flüchtlinge aus Nigeria) Im Nordosten von Nigeria herrschen seit Jahren Gewalt und Terror. Mehr als 2,5 Millionen Menschen sind in Nigeria vertrieben worden oder in Nachbarländer geflohen. Nach Niger - eines der ärmsten Länder der Welt - flohen bisher rund 150 000 Menschen. Die meisten von ihnen wohnen nicht in großen Camps, sondern in der Nachbarschaft von Dörfern. Die Gastfreundlichkeit der sehr armen Dorfbewohner gilt als beeindruckend. In der Region Diffa leiden selbst 43 Prozent der Menschen unter Nahrungsknappheit. Care versorgt deshalb nicht nur die Flüchtlinge, sondern auch die gastgebenden Dörfer. Neben monatlichen Grundnahrungsmitteln enthält ein Care-Haushaltspaket Gegenstände zum Kochen, Kleidung, Handtücher und andere Dinge des täglichen Bedarfs. Inhalt: Besteck und Geschirr, Messer, Kochlöffel, Babykleidung, Handtücher, Stofftücher, Zusatznahrung für unterernährte Kinder, Hygieneartikel.
2004 Tsunami Südostasien (hier: Sri Lanka, Indonesien) Das Erdbeben am 26. Dezember 2004 im Indischen Ozean ist bis heute das drittstärkste jemals aufgezeichnete Beben der Erde. Der Tsunami, der dem Beben folgte, tötete etwa 230 000 Menschen, unzählige gelten bis heute als vermisst, fast zwei Millionen verloren ihr Zuhause. Schulen, Krankenhäuser, Straßen wurden zerstört. Am stärksten waren Indonesien, Sri Lanka, Indien und Thailand betroffen. Für die humanitäre Gemeinschaft begann einer der größten Hilfseinsätze der Geschichte. Überlebenspakete enthielten Güter, die in der Region eingekauft wurden. Als Behältnis diente ein Plastikcontainer. Inhalt: Sarong, Decke, Flipflops, Moskitonetz, Moskitospirale, Handtuch, Wasseraufbereitungstabs, Spülmittel, Seife, Zahnbürste, Zahnpasta, Shampoo, Vaseline, Damenbinden, Teller, Schale, Topf, Koch- und Esslöffel, Messer, Becher, Kerosinkocher.
2015 Flüchtlingskrise Serbien Seit Sommer 2015 hat sich die Zahl der Menschen stark erhöht, die über den Westbalkan nach Europa fliehen: Tausende täglich, viele mit dem Ziel Deutschland. Mithilfe von lokalen Partnern verteilt Care Nahrungsmittel und Hygieneartikel, die man auf der Weiterreise mit sich tragen kann - deswegen steckt das Care-Paket in diesem Fall im Jutebeutel. Anders als im Frühherbst, als die meisten Flüchtlinge Männer waren, sind nun auch viele Frauen allein mit Kindern unterwegs. Sie sind besonders von Überfällen und sexueller Gewalt bedroht. Wann welche Grenzen geschlossen werden und wie mögliche weitere Reisewege aussehen könnten, ist oft unklar; kurzfristige Öffnungen und Schließungen führen zu Rückstaus und Massenansammlungen. Häufig werden dabei Familien getrennt. Inhalt: Wasser, Erdnüsse, Babynahrung, Salzstangen, Cracker, Müsliriegel, Kekse, Löffel, Babyfeuchttücher, Windeln, Papiertücher, Babycreme, Damenbinden, Pflaster.
70er Frauenarmut Mexiko, Pakistan, Korea, Griechenland, Ägypten Care begann in den Siebzigerjahren, in ländlichen Regionen Nähmaschinen an Frauen zu verteilen. Damit konnten die Frauen ein eigenes Einkommen erwirtschaften. Bis heute ist die gezielte Förderung von Frauen und Mädchen ein Schwerpunkt der Arbeit von Hilfsorganisationen. Die Nähmaschinen kommen ohne Strom aus und werden noch heute in vielen Teilen der Welt genutzt. Inhalt: Singer-Nähmaschine, Garn, Stoffe.
1991 Flucht aus Somalia Lager Dadaab, Kenia Nach dem Ausbruch des Bürgerkrieges in Somalia 1991 flohen viele Menschen ins benachbarte Kenia. Das Camp in Dadaab war damals für 90 000 Flüchtlinge gedacht. Sie erhielten Planen für eine Notunterkunft, Haushaltsgegenstände, Kanister für sauberes Trinkwasser, Moskitonetze. Heute ist Dadaab mit 330 000 Menschen das größte Flüchtlingscamp der Welt. Viele junge Bewohner wurden dort geboren und kennen ihr Heimatland nur aus Erzählungen. Die Hilfsgüter für Neuankömmlinge sind in den vergangenen 25 Jahren ähnlich geblieben. Care ist seit dem Bau des Lagers zuständig für die Erstversorgung und Essensausgabe, zudem betreibt Care einige Schulen. Inhalt: Moskitonetze, Kochtöpfe, Schüssel, Becher, Löffel, Wasserkanister, Plastikplane; zur Nahrungsergänzung: »BP-5«-Notration, Plumpynut.