Vor drei Jahren war Justin Bieber noch ein Star ohne Hit. Den Namen und das Gesicht mit der Calimero-Frisur kannte jeder - aber einen Song von dem? Puh. Die Person Justin Bieber überstrahlte sein Werk um gefühlt das Hundertfache. Bis heute hält Bieber einen besonderen Rekord: Der Clip zu seinem Song »Baby« (muss man nicht kennen, wie gesagt) ist laut offizieller Messung, Achtung, das meistgehasste Video auf Youtube. Fünf Millionen Menschen haben Daumen runter geklickt. Noch nie wurde ein Kinderstar derartig leidenschaftlich verachtet.
Nun ist, mit 21 Jahren, ein Rekord dazugekommen, der ihn endlich freuen dürfte: Biebers neuer Song »What Do You Mean?« wurde in den ersten fünf Tagen mehr als 21 Millionen Mal auf Spotify gestreamt. Ein weltweit einzigartiger Erfolg. Und plötzlich schreiben Musikjournalisten vom New York Magazine oder von Pitchfork, sie müssten da, ähem, was gestehen: Plötzlich schon ganz schön gut, was der Bieber so macht!
Justin Bieber hat zwei Jahre Pause hinter sich, diesen Sommer kam er zurück. Zunächst mit dem Hit »Where Are Ü Now«, produziert von Skrillex und Diplo, zwei der aktuell oberangesagtesten Dance-Produzenten der Welt. Ein genial verknoteter Beat, dazu Biebers Falsett-Stimme - ein Song, zu dem in diesem Sommer vermutlich hunderttausend erklärte Bieber-Hasser auf Elektro-Festivals getanzt haben, ohne zu wissen, was sie da eigentlich gerade hören. So ein ambitioniertes Dance-Stück abzuliefern, statt einfach in der Kinderpop-Abteilung weiterzumachen, wo es super lief, darf man schon mal einen schlauen Zug nennen.
Sein neuer Song »What Do You Mean?« stammt nun von dem Album, das demnächst erscheint. Und ist schon wieder ein Treffer. Neben dem Streaming-Rekord sprang Bieber damit zum ersten Mal aus dem Stand auf Platz 1 in den USA und in Großbritannien. In Deutschland kam er auf Platz 4, ebenfalls eine Bestmarke für ihn. Diese Woche führt er außerdem die Spotify-Charts an. Und zwar zurecht: Ein leicht verschickter Beat mit Steel Drums, dazu eine Panflöten-Figur, die sich angenehm gegen den immer noch arg glöckchenhaften Bieber-Gesang verkantet. Und, Respekt, diesmal sogar ohne Hilfe von Skrillex oder Diplo.
Schon klar, wer Bieber immer noch hassen will, der findet auch im vorliegenden Video noch genug Welpenblicke und Calvin-Klein-Posen, über die es sich spotten lässt. Aber wer für alles, was dieser junge Mann macht, fairerweise das Trauma einer Superstar-Kindheit als mildernden Umstand gelten lässt, muss auch mal sagen: Vom singenden Calimero bis hierher war es ein weiter, keineswegs selbstverständlicher Weg.
Erinnert an: Gartenparty auf Barbados.
Wer kauft das? Zum ersten Mal auch Menschen, die nicht wissen, was ein "Belieber" ist.
Was dem Song gut tun würde: Nun ja, vielleicht nach dem zweiten Refrain mal eine zusätzliche Idee.