»Und ich werde das Shampoo benutzen«

Seit über fünf Jahren sind US-Soldaten im Irak stationiert. Wie ist es dort? Warum wurden sie Soldaten? Was kommt danach? Zehn Kurzportraits.

Matt und Robert Shipp, beide 20, sind Zwillinge und US-Marines - der eine auf dem Kriegsschiff USS Germantown, der andere im Irak. Unser Autor hat das Leben der beiden zwei Jahre begleitet und sie im Frühjahr im Einsatz besucht. Daraus ist eine Kolumne über das Leben der US-Soldaten entstanden. Heute endet diese Serie mit Kurzportraits von US-Marines, die erzählen, warum sie bei der Armee sind - und was sie nach ihrem Einsatz machen wollen.

First Lieutenant Austin Adams
aus dem US-Bundesstaat Kalifornien, ist der Chef der Marines an Bord der USS Germantown, zu denen auch Robert gehört. Austin ist seit dem Jahr 2000 bei den Marines und schätzt, dass er nur die Hälfte seiner Ehe auch mit seiner Frau verbracht hat. Zum vierten Hochzeitstag schickte er ihr eine Karte nach Kalifornien, auf der stand: „Das waren die zwei besten Jahre meines Lebens." Kinder haben die beiden noch keine. „Dafür muss man zuhause sein", sagt Austin.

Lance Corporal Scott Clark, 26, aus Arizona ist einer der ältesten Marines in Matthews Zug im Irak. Als Scott ein kleiner Junge war, mähte er für seinen berühmten Nachbarn den Rasen: Bob Dole war republikanischer US-Senator und trat bei der US-Präsidentschaftswahl von 1996 gegen Bill Clinton an. Scott hat bereits einen Plan für die erste Nacht nach seinem Irakeinsatz: „Ich nehme mir ein Hotel und bleibe genau so lange, wie ich bleiben darf - ich werde jede einzelne Minute in meinem eigenen Zimmer auskosten. Und ich werde das Shampoo benutzen!" Corporal Jesse Cunnally aus Reno, Nevada, ist einer der wenigen in Matthews Zug, der zum zweiten Mal für einen Einsatz im Irak ist. Nach dem ersten Aufenthalt war er gerade fünf Monate zuhause, als eines Nachts sein bester Kumpel bei ihm anrief und ihm sagte, dass er wieder in den Irak zurück ginge. „Er wollte unbedingt gehen und mir blieb keine Wahl - ich musste mitgehen." Die Zeit, die er in den vergangenen Jahren im Auslandseinsatz verbracht habe, sei hart gewesen, sagt Jesse: „Ich war seit vier Jahren nicht mehr an Weihnachten zuhause". Nach der Rückkehr will er im Herbst aufs College gehen.

Lance Corporal Cordero Edwards hat keine Lust, in seine Heimatstadt, in sein Viertel in St. Louis zurückzukehren. Als in der Lokalzeitung ein Bericht über die Marines erschien, in dem unter anderen auch sein Name vorkam, kamen Gang-Mitglieder aus der Nachbarschaft zum Haus seiner Mutter und randalierten, von Corderos Auto montierten sie die Reifen ab - sie schienen ihm seine Teilnahme am Irakkrieg übel zu nehmen. Sobald er zurück ist, will Cordero Kunst studieren. „Ich will nur noch raus aus dem Irak. Hier gibt es zu viele dumme, zu viele wütende Leute - die kannst du doch gar nicht alle ändern."

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Lance Corporal Chad Goodnight aus Hamilton in Montana hat angeblich die am meisten stinkenden Füße der ganzen Truppe. Seine Kollegen schließen manchmal Wetten miteinander ab: Wer die Nase am längsten in Chads Schuhe steckt, hat gewonnen.

(Lesen Sie den zweiten Teil auf jetzt.de)

Foto: Brian Plonka