Der Pauschalurlauber trägt bereits am Check-in Badelatschen, Badehose und Bauchansatz zur Schau. Pauschal ist seine Lebens-einstellung: Er nennt Afrikaner Eingeborene und Thailänder Chinesen. Deshalb verachtet ihn der Individualreisende. Der zeigt seine Eigenständigkeit ebenfalls am Check-in, wenn er als Einziger seine Congas als Sperrgepäck aufgeben muss. Im Flieger versucht der bierselige Pauschaltourist, eine Unterhaltung mit dem Individualisten anzuzetteln (»Fliegen Sie auch nach Thailand?«). Der gibt vor, nichts zu verstehen, und vertieft sich zum Beweis in seinen englischsprachigen Lonely Planet. Denn er fürchtet den Pauschalreisenden mehr als liebestolle Wärter im Drogenknast oder mediengeile Entführer. Leider trifft er ihn oft da, wo er ihn am wenigsten erwartet: zum Beispiel nach einer zweiwöchigen Dschungeltour auf der verschollenen Maya-Ruine beim Pinkeln. Dann begrüßt ihn der Pauschalurlauber erfreut mit »Ah, ein Landsmann«. »Sorry, I don’t understand«, antwortet der Rucksackreisende. Denn er will im Urlaub seine Herkunft vergessen. Er will unzivilisiert sein, auf dem Boden schlafen, mit einheimischen Bazillen verseuchte Nationalspeisen essen und mit Durchfall heimkehren. Der Pauschaltourist dagegen will schön braun werden und sich um nichts kümmern: nicht um Fremdsprachenkenntnisse, nicht um fremde Kulturen und erst recht nicht um Fremde. Und das sind alle, die kein Deutsch sprechen.
Individualreisende & Pauschalurlauber
Zwei, die nicht miteinander können