Die Zahlen des Statistischen Bundesamts lassen keine Zweifel aufkommen an den Kräfteverhältnissen im deutschen Straßenverkehr: Pro Jahr nieten Autofahrer 50 000 Radfahrer um. Umgekehrt ist das nicht so, sagt die Statistik. Im Jargon der Sportberichterstattung könnte man von einer blütenweißen Weste des Autofahrers sprechen. Doch überwiegt hinter dem Lenkrad eher Frust als Stolz. Eine unselige Koalition aus Brummifahrern, Holländern und Tempo-100-Schildern macht es nämlich unmöglich, die Grenzen des teuer erworbenen Gefährts auf den eigens dafür errichteten Autobahnen zu testen. Der Autofahrer ist somit gezwungen, in die geschlossene Ortschaft auszuweichen. Hier gilt es, Ampeln und andere Verkehrshindernisse zu beachten, ohne das Navigationssystem und auf dem Handy eintreffende Kurznachrichten zu vernachlässigen. Angesichts dieser Flut von Anforderungen erwartet der Autofahrer vom Radfahrer unbedingte Bremsbereitschaft und straft Fehlverhalten konsequent ab. Immer mehr Radler suchen deshalb ihr Heil in modisch fragwürdigen Fahrradhelmen. Dabei wäre der übermächtige Gegner durchaus verwundbar: auf dem Gehweg, wenn er sein Auto verlassen hat. Doch den Radfahrern gelingen kaum 5000 Kollisionen mit Fußgängern im Jahr. Selbst wenn die Hälfte davon gerade noch am Steuer saß – von einem Duell auf Augenhöhe kann keine Rede sein. Höchstens von einem kleinen Fleck auf der weißen Weste der Autofahrer, um im Sportjargon zu bleiben.
Radler & Autofahrer
Zwei, die nicht miteinander können