»Trittst du aus deiner Zelle, beginnt der Kampf ums Überleben«

231 Tage saß Boris Becker wegen Insolvenzdelikten in Haft. Jetzt veröffentlicht er ein Buch über die Zeit. Ein Gespräch über die Schreie von Mithäftlingen in der Nacht, gefährliche Dummheiten am Pokertisch und die Erinnerungen, die ihn nicht loslassen.

SZ-Magazin: Herr Becker, am 29. April 2022 verurteilte ein Gericht in London Sie zu zweieinhalb Jahren Haft. Wie begann dieser Tag für Sie?
Boris Becker Am 29. April hat meine Frau Geburtstag. Deswegen war mein erster Akt am Morgen ihr einen Blumenstrauß zu kaufen. Als wir mit dem Taxi zum Gericht fuhren, wusste keiner von uns, ob ich Bewährung bekomme oder bis zu sieben Jahren Haft. Meine Anwälte sagten: »Herr Becker, wir können Ihnen nicht sagen, ob Sie heute nach Hause kommen oder ins Gefängnis. Die Chancen stehen 50:50.« Bei mir ist das Glas immer halb voll, trotzdem hatte ich nicht das Gefühl, ich komme mit einem blauen Auge weg.