»Es war wahrscheinlich nie einfacher, an Drogen zu kommen«

Die Drogenszene hat sich von der Straße ins Internet verschoben. Jugendliche können sich alles liefern lassen, auch ohne Darknet. Isabell Beer hat jahrelang in der Szene recherchiert. Im Interview erklärt die Autorin, was Eltern tun können, um ihre Kinder zu schützen – und warum die Drogenpolitik versagt.

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SZ-Magazin: Frau Beer, die meisten Eltern sind bei Drogen strikt und verbieten sie. Richtig so?
Isabell Beer: Verbote haben bislang nicht dazu geführt, dass Jugendliche keine Drogen mehr nehmen. So wenig wie Jugendliche sich davon abbringen lassen, eigene sexuelle Erfahrungen zu machen, können Eltern sie daran hindern, sich auf Drogenerfahrungen einzulassen. Aber man kann ihnen Informationen an die Hand geben, um die Risiken möglichst gering zu halten. »Safer Use« nennt man das.

Klingt wie beim Thema Sex.
Genau. Ich kann nicht verhindern, dass mein Kind Sex haben wird. Aber ich kann ihm beibringen, wie es sich vor Krankheiten schützt. Wie bei Safer Sex muss es beim Drogenkonsum um Aufklärung gehen: um die Wirkungen und die Risiken verschiedener Drogen und wie man sie möglichst sicher zu sich nimmt. Nur so können Jugendliche bewusste Entscheidungen treffen, die wichtig sind, um Überdosen zu vermeiden und Schäden zu minimieren.