Eine spannende Geschichte

Die Idee ist noch besser als die beheizbare Klobrille: Vor gut 30 Jahren erfand ein reisender Portugiese das Spannbetttuch.

So viele Menschen leben ihr Leben, ohne jemals eine einzige brauchbare Idee zu haben. Johannes Gutenberg war da anders: Er hatte gerade wütend eine handgeschnitzte Druckplatte kaputt getreten, als ihm die Idee kam, in Zukunft mit beweglichen Lettern zu drucken. Nicht ganz so bekannt ist der Portugiese Mário Marques, und doch ist seine Erfindung auf einem anderen Gebiet kaum weniger revolutionär: Vor gut dreißig Jahren entwickelte er das Spannbetttuch. Und wie bei Gutenberg rankt sich auch bei Marques eine gute Geschichte um den Moment der Erkenntnis.

Es war im Sommer 1977 auf einer Geschäftsreise in Schweden. Der damals 34-jährige, verheiratete Textilkaufmann Marques – »Ich liebe die blonden Frauen« – lernte eine Schwedin kennen, im Hotelzimmer kam es zum Seitensprung mit »ausdauerndem« Liebesspiel. Danach blickte Marques verwundert auf das Betttuch: alles stramm. Keine heraushängenden Zipfel, keine Falten verrieten, was sie hier getrieben hatten. »Ich konnte das gar nicht glauben«, erzählt Marques, »also stemmte ich die Matratze hoch.« Das Geheimnis: Das Laken war mit Bändern unterhalb der Matratze zusammengeknotet. »Unglaublich, dachte ich. Das kann man doch keiner Frau zumuten, bei jedem Wäschewechsel die ganze Matratze hochzustemmen!« Zurück in Portugal gründete er mit seinem Bruder eine Fabrik für Spannbettlaken und ersetzte die Strippen durch einen Gummizug, der das Betttuch unter der Matratze fixierte. Nach sechs Monaten waren die Laken reif für den Markt, und Marques’ Idee revolutionierte das Bettenmachen in ganz Europa. »Von 1978 bis 1983 steigerten wir den Anteil von Spannbetttüchern in deutschen Haushalten von null auf 97 Prozent«, erzählt er. 800 Angestellte arbeiteten in Portugal für Marques, mit 38 war er Millionär, mit 47 verkaufte er seine Anteile an der Firma und erwarb ein Weingut beim Städtchen Maia, einige Kilometer von Porto entfernt.

Da sitzt er nun und genießt den Vinho Verde seines Weinguts Quinta de Santa Cruz. Einziger Schatten auf seiner Existenz ist ein kleiner Makel seiner Erfindung: Bis heute weiß niemand so recht, wie man ein Spannlaken nach dem Waschen zusammenlegt. Knüllen? Rollen? Irgendwie schief falten? Oder, so der Geheimtipp echter Haushalts-Profis, vor dem Falten die Ecken ineinanderstecken? Es wird Zeit, dass nach Mário Marques endlich wieder einmal ein Mensch eine gute Idee hat.

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André Mühling (Foto)