»Es gibt uns eine tiefe Befriedigung, etwas zu erschaffen, das es zuvor nicht gab«

Viele Erwachsene haben es verlernt, mit eigenen Händen kreativ zu sein. James Otter baut preisgekrönte hölzerne Surfbretter und hat ein Buch darüber geschrieben, warum das Selbermachen so gut tut. Ein Gespräch über die Kunst des Loslegens – und den sagenumwobenen Flow.

Der Engländer James Otter lebt an der Küste Cornwalls und ist gelernter Möbeldesigner. 2010 gründete er die Firma »Otter Surfboards«, mit der er hochwertige Surfbretter aus Holz herstellt. Otter gibt Schreiner-Workshops, arbeitet als Redner und hat 2020 das Buch Do make. The power of your own two hands veröffentlicht.

Foto: Mat Arney

SZ-Magazin: Sie haben eine fast zweijährige Tochter und einen vierjährigen Sohn. Mit welcher Kreation haben sie Sie zuletzt überrascht?
James Otter: Kürzlich hat mein Sohn aus Magnetbausteinen komplexe Gebilde zusammengesetzt, die mich wirklich verblüfft haben. Ich finde es großartig, dass Kinder nie zögern, sich einfach auszuprobieren. Sie besitzen noch diese wundervolle Freiheit. Außerdem scheuen sie keinen Moment davor zurück, ihre Werke selbstbewusst der Welt zu präsentieren: Mama! Papa! Schaut, was ich gemacht habe!

Viele Erwachsene glauben, dass sie nichts mit ihren eigenen Händen erschaffen können. Was ist da passiert?
Oft fängt es an, wenn Kinder in die Schule kommen. Sie beginnen dann, ihre Kreationen mit denen von Gleichaltrigen zu vergleichen und das Urteil anderer zu fürchten. Noch dazu bekommen sie plötzlich Zensuren für ihre Kunstwerke, die besagen: Das hier ist toll – und das hier ist schlecht. Viele Menschen lassen sich irgendwann einreden, sie seien künstlerisch nicht gut genug, und ihre Talente lägen auf anderen Gebieten.