Die Warenwelt ist voller Tücke, erst recht die technische. Zumindest für uns Deutsche. Wir trauen den Dingen erst, wenn wir sie geflissentlich getestet und ein Unbedenklichkeitssiegel draufgeklebt haben. Das erledigt der TÜV für uns, eine Prüf-Gesellschaft, die vor rund 150 Jahren ersonnen wurde, als die Technik in Form von Dampfmaschinen die Welt eroberte. Da die ersten Dampfkessel den Leuten ganz gerne mal um die Ohren flogen, war das auch bitter nötig. Seitdem hat der TÜV unser Leben Stück für Stück verlässlicher und sicherer gemacht. Niemand muss befürchten, mir nichts, dir nichts von einem handelsüblichen Föhn unter Hochspannung gesetzt zu werden. Toaster rösten komplikationslos Brot in allen erdenklichen Stufen.
All das haben wir der Akribie der Prüfer zu verdanken, die sehr einfallsreich darin sind, Murphys Law in all seinen Varianten durchzuspielen. Das zumindest belegen die Bilder des Fotografen Andreas Meichsner, der den Arbeitsalltag des TÜV Rheinland dokumentierte. Sie zeigen Menschen in Laboren und klinischen Versuchsräumen, die mit heiligem Ernst Thermoskannen fallen lassen, Stofftiere quälen oder Sitzbälle traktieren, um herauszufinden, wie belastbar, wie zuverlässig, wie ungefährlich sie sind. Sein Bildband The Beauty of Serious Work erinnert uns daran, dass Technik-beherrschung nicht selbstverständlich, sondern harte Arbeit ist, die ihre eigene Würde und Schönheit besitzt. Und auch ihre Grenzen: Manchmal siegt die Tücke des Objekts (oder die Niedertracht von Betrügern) - so geschehen bei den fehlerhaften Brustimplantaten des französischen Herstellers PIP, die das TÜV-Zertifikat trugen, als sie auf den Markt kamen. Das ist nämlich der Haken bei der Sache: Jene, die »Zuverlässigkeitsstandards« setzen und »Normierungsverfahren« definieren, wie man beim TÜV sagt, die also Risiken für uns minimieren und dafür geradestehen, müssen selbst ein großes Risiko eingehen: das Risiko, sich auch mal zu irren.
Fotos: Andreas Meichsner