Das kurze und nicht besonders glückliche Leben des Salvatore Albino endete am Freitag, dem 15. Oktober 2004 gegen 22 Uhr auf der Via Salvator Rosa, Ecke Vico San Mandato. Der Regen ließ die Pflastersteine glänzen. Zwei Kugeln, die erste in die Schulter, die zweite, tödliche in den Kopf. Eine Hinrichtung, vollzogen als Strafe für Salvatores letzte Tat. Stunden vorher hatte der Junge ein Mofa geklaut. Nichts Besonderes eigentlich, es war schließlich sein Job. Es war auch mal ein Auto dabei, aber nie in seinem eigenen Viertel, dem Vomero, da war er sehr genau, man muss ja mit den Nachbarn auskommen. Wenn man ihn erwischte, ging Salvatore für eine Weile in den Knast. Wenn er draußen war, war der Treffpunkt für ihn und seine Freunde die »Bar Cocchia«. Drinnen sind der Wirt und sein Sohn. »Erst dachte ich, da wird ein Böller gezündet«, erzählt der Alte an der Espressomaschine. Der Junge hat den Mantelkragen hochgeschlagen und die Mütze ins bullige Gesicht gezogen, vor Kälte. Er schaut finster. So, als wenn er gleich vor Wut explodieren würde. »Es war ein großer Knall«, sagt der Alte ruhig, und serviert den Kaffee, gut und stark. »Dann noch einer. Als ich hinausblickte, lag der Junge da.« Salvatore in seinem Blut. Ein Siebzehnjähriger, hingerichtet von einem Killer. »Gerade hatte er noch einen Kaffee mit mir getrunken wie fast jeden Abend. Diesmal war er aber ganz allein.« Es regnet auch heute. Die Pflastersteine schimmern im Morgenlicht. Vor der »Bar Cocchia« gibt es einen kleinen Auffahrunfall und danach einen fünfminütigen Stau. Wildes Gehupe und Gedrängel, Flüche, die auf den Asphalt prasseln, ein ganz normaler, hektischer Wintertag in Neapel. »Als der Junge dalag, war alles still. Nein, man kann nicht sicher sein in dieser Stadt. In keinem Viertel.« Der Vomero-Hügel über der Altstadt gilt als bürgerliche Wohngegend. »Ach was«, brummt der Alte. »Gestorben wird überall.« Sein Sohn will das nicht hören. Ihm reicht es jetzt. Er schreit los: »Basta! Sehen Sie nicht, dass wir arbeiten müssen? Wir haben eine schwierige Zeit hinter uns. Gehen Sie!« Ganz Neapel erlebt eine schwierige Zeit. Dabei sprach vor ein paar Jahren noch alle Welt vom neapolitanischen Frühling. Die Stadt wurde herausgeputzt, die Königspaläste, Kirchen und Museen erstrahlten in neuem Glanz, im lange total verschmutzten Meer unter dem Posillipo-Hügel konnte man nach Jahrzehnten wieder baden. Eine neue Metrolinie wurde eingeweiht mit Haltestationen, die bekannte Architekten und Künstler gestalteten. »London beneidet uns um unsere Metro«, war auf Plakaten zu lesen, die die Stadtverwaltung überall aufgehängt hatte. Hundert Meter von der Stelle entfernt, an der Salvatore Albino verblutete, befindet sich die Metrostation Salvator Rosa. Es gibt dort eine Kapelle für eine schnelle Andacht auf dem Weg durch die Stadt und einen Ausstellungsraum für archäologische Fundstücke. Neben den Gleisen hängen Bilder, eine Installation mit dem Kultauto Fiat 500 ist aufgebaut. Jeder Winkel der Station wird Tag und Nacht mit Videokameras überwacht, wenn man ein Taschentuch fallen lässt, kommt gleich ein Wächter. Neapels Metro soll sauberer bleiben als die in London. Aber direkt gegenüber kann man sterben wie im Chicago der zwanziger Jahre. Die Metro hat der Bürgermeister Antonio Bassolino bauen lassen, ein ehemaliger Kommunist. Wie ein Volkstribun wurde er verehrt, die Neapolitaner stellten ihn als Miniatur sogar in ihre Weihnachtskrippen. Bassolino hatte das Geld für den Weltwirtschaftsgipfel von 1994 klug genutzt, hatte Investoren herangezogen und auf den Tourismus gesetzt. Die Neapolitaner waren wieder stolz auf ihre Stadt, die Touristen kamen, die Hotels waren das ganze Jahr über ausgebucht. Doch als Bassolino nach sieben Jahren den Amtssessel wechselte, um Präsident der Region Kampanien zu werden, bröckelte es schon wieder hinter den frisch renovierten Fassaden. In der Euphorie des Aufbruchs hatte die Linke die Existenz der Camorra schlicht verdrängt. Das ging ja auch: Die wichtigsten Paten saßen Mitte der 1990er Jahre allesamt hin- ter Gittern, als nach der Antikorruptions-Operation »Mani Pulite« auch das große Aufräumen beim organisierten Verbrechen kam. Aber das hieß nicht, dass man die Camorra besiegt hätte. Sie wuchert wieder. Mehr als hundert Festnahmen gab es im letzten halben Jahr, doch ständig formieren sich neue Banden mit neuen Bossen, immer auf der Suche nach lukrativeren Geschäftszweigen: Drogen, Schutzgeld, Zinswucher und der Handel mit gefälschten Markenartikeln sind derzeit die wichtigsten. Nicht zu vergessen die öffentlichen Bauaufträge. Im vergangenen Jahr betrug der Umsatz 28 Milliarden Euro. An diesem riesigen Kuchen wollen viele teilhaben, besonders attraktiv ist die Mafia für die Jungen, denn sie verspricht Geld und Macht. Die Camorra ist ein welt-weit operierendes Unternehmen mit Sitz in Neapel, dabei kann sie sich auf korrupte Politiker stützen. Linke Politiker sind nicht korrupt, war die Überzeugung der Bassolino-Leute. Auch das ein Fehlschluss. In Neapel, klagen Experten wie der frühere Chef der Staatsanwaltschaft Agostino Cordoba, habe man viel zu lange beide Augen zugedrückt. Was nicht sein durfte, konnte nicht sein. Das Militär, das früher zur Mafia-Jagd eingesetzt war, wurde abgezogen. Ganze Stadtviertel bleiben mittlerweile sich selbst überlassen. Inzwischen nennen die Neapolitaner die Camorra »il sistema«. Das ist neu, und das ist beunruhigend, finden die Vertreter des Staates. Das System nämlich war bis gestern noch der Staat selbst und die Camorra setzte sich nicht ab von ihm, sondern versuchte, ihn für sich zu nutzen. Nie war die Camorra der Anti-Staat, wie etwa die Mafia auf Sizilien. Heute haben die Gangster für Jugendliche Vorbildcharakter, wie Umfragen zeigen. Neapels Junge setzen lieber auf die Bosse als auf Politiker, sie finden die Camorra cool.
Nach seinem jüngsten Besuch hat der Vorsitzende der Parlamentarischen Antimafiakommission, Roberto Centaro, zu Protokoll gegeben: »In manchen Vierteln ist die Camorra stärker als der Staat. Dort wachen die Verbrecher, nicht die Polizei. Wo der Staat nicht präsent ist, übernimmt die Camorra soziale Aufgaben, gibt Arbeit und gewährt Schutz.« Sie übernimmt auch die Justiz, mahnt, straft und tötet die, die sich ihr in den Weg stellen. Seit Anfang 2004 ermordete die Camorra 149 Menschen in Neapel. Die meisten sind Opfer der blutigen Auseinandersetzungen rivalisierender Camorra-Clans, manchmal trifft es einfach Passanten. In den Vierteln, wo der Bandenkrieg droht, sieht man keine Kinder mehr auf den Straßen. Dutzende von Familien sind weggezogen, bei Verwandten untergeschlüpft, vor Angst. Andere ziehen auf Arbeitssuche nach Norden. Zehntausende verlassen die Stadt für einen Job in Bologna, Parma oder Udine, auch wenn sie nur einen Dreimonatsvertrag in der Tasche haben. Salvatore Albino war der zweitjüngste von fünf Geschwistern. Sein großer Bruder Franco arbeitete als Schutzgeldeintreiber für die Camorra, das heißt, er kassierte in Bars, Werkstätten und Geschäften Geld dafür, dass sie »in Ruhe gelassen« würden. Achtzig Prozent der Kaufleute und Handwerker in Neapel zahlen Schutzgeld, schätzt der Einzelhandelsverband. Nur wenige haben den Mut, ihre Erpresser anzuzeigen. Aber einer von Francos »Kunden« tat es. Als Salvatores großer Bruder im letzten Sommer wieder einmal die »Steuer« für seinen Boss eintreiben wollte, wartete schon die Polizei auf ihn. Beim Verhör packte Franco aus, er wurde pentito (ein Reuiger) wie die Mafia-Kronzeugen heißen. Dafür gibt es Hafterleichterung, aber seine Familie sagte sich sofort von ihm los. »Wir wollen mit Franco nichts mehr zu tun haben«, ließen sie im Viertel verbreiten. »Er gehört nicht mehr zu uns.« Salvatores Familie hatte Angst vor der Rache des Camorra-Clans. Deshalb verstieß sie den älteren Sohn, als der mit dem Staat paktierte. Franco sitzt jetzt seine Strafe ab. Danach wird er als Kronzeuge beschützt vom Staat. Eine neue Wohnung in einer anderen Stadt wird ihm das Kronzeugen-Programm beschaffen, vielleicht eine Arbeit. Fern von seiner Familie. »Eine furchtbare Familie«, sagt Marco Rossi Doria. Er arbeitet als Straßenlehrer, ein Beruf, den es nur in Neapel gibt. Straßenlehrer arbeiten, wie der Schuldezernent sagt, »an der Front«. An der Front gegen die Camorra. Wer die Mafia bekämpfen will, muss bei den Jungen anfangen, davon sind die in Neapel überzeugt. Rossi Dorias Schüler kommen nicht von allein. Sie müssen abgeholt werden aus ihrem Elternhaus oder von der Straße, viele tagtäglich. Sie arbeiten, anstatt zu pauken, sie kommen »aus schwierigen Familien«, in denen der Vater nicht selten ein Stammgast ist im Knast von Poggioreale und die Mutter ohne Schulbildung und voller Probleme. Nicht unbedingt Verbrechermilieu, aber doch Leute ohne große Perspektive und vor allem ohne Verständnis für Staat und Legalität. Der Staat nimmt nur und schützt nicht, das ist die jahrhundertealte Erfahrung der Neapolitaner, und der Staat fängt in der Schule an. Rossi Dorias Schule liegt mitten in den Quartieri Spagnoli, den »Spanischen Vierteln« unter dem Vomero-Hügel. Sie heißt »Chance«; für die 14-Jährigen, die dort ankommen, ist sie oft schon die letzte. »Salvatores Eltern dachten nicht daran, ihre Kinder zu unterstützen, damit sie vielleicht ein anderes Leben führen konnten.« Der Vater lebte vom Zigarettenschmuggel, auch das viele Jahre ein Erwerbszweig der Banden, bis der Tabaknachschub aus dem Kosovo gestoppt wurde. Im Viertel war er als »o’ pazz«, der Verrückte, bekannt. Ein Spitzname; die Neapolitaner verleihen ihn schnell an diejenigen, die sie für auffällige Typen halten. Auch Salvatore nannten sie so. Er sollte die Familientradition weiterführen. Dazu gehört erst einmal, die Schule abzubrechen. Schulschwänzen ist verbreitet in Neapel. In den besseren Vierteln schwänzt ein Viertel gelegentlich, in den Problemzonen geht die Hälfte nicht hin. Insgesamt liegt die Abbrecherquote an weiterführenden Schulen bei dreißig Prozent. Offiziell sind 58 Prozent der 30-Jährigen arbeitslos, aber die Behörden schätzen, dass ein Großteil sich mit illegaler Arbeit über Wasser hält. Mit Schwarzarbeitjobs als Automechaniker, Musik-CD-Kopierer, als Kellner, Putzfrau oder Babysitter. Oder besser bezahlter Arbeit für die Camorra. 200 Euro kann ein 14-Jähriger schnell mal fürs Schmierestehen bei einem Mord verdienen, 300 Euro für die »Mahnung« eines Widerspenstigen, der kein Schutzgeld zahlen will. 7000 Euro im Monat, das Zehnfache eines Pizzabäckers, verdienen die Dealer, und die werden immer jünger. Schon Zwölfjährige verkaufen Drogen – die Staatsanwaltschaft will deshalb das Mindestalter für Jugendstrafen herabsetzen. Die Camorra ködert die Jüngsten, weil die fast alles tun für ein dickes Taschengeld. Und dabei straffrei ausgehen. Wer in Rossi Dorias Projekt »Chance« eintritt, bekommt in einem Jahr einen Schulabschluss. Weiter nichts. Mit Salvatore hat es nicht geklappt. Er sei so verschlossen gewesen, sagt Marco Rossi Doria »mit einer solchen Wut auf die Welt«. An Mofas schrauben und basteln, darin war er ein As, von der Schule wollte er nichts wissen. Lieber arbeitete der Junge schwarz in irgendeiner Werkstatt am Vomero. Gelegentlich. Die Dinger zu klauen und weiterzuverkaufen war ertragreicher, irgendwann fing Salvatore auch an zu hehlen. »Leider konnten wir ihn nicht überzeugen, zu uns zu kommen.«
Zwei Monate lang haben Rossi Doria und seine Kollegen es mit Salvatore versucht, sich mit ihm getroffen, mit seiner Familie, wieder mit ihm. Reden, reden, reden, dann gaben sie ihn auf. »Wer selbst nicht will, den muss man loslassen. Man kann nicht in ihn dringen, man kommt nicht gegen seinen Widerstand an. Das ist wie beim Drogenentzug.« Von den Quartieri Spagnoli führt eine schnurgerade Straße ins Viertel Forcella. Man nennt sie »Spaccanapoli« von spaccare, teilen, weil sie Neapel zerschneidet wie eine Achse. Hier,zwischen den schachbrettartig mit Lavasteinen vom Vesuv gezogenen Gassen am Fuße des Vomero-Hügels, entstand unter spanischer Herrschaft im 16. Jahrhundert die Camorra, vielleicht das älteste organisierte Stadtgangstertum der Welt. Hier ist ihr ureigenstes Revier. Motorradfahrer rasen über das schwarze Pflaster, sie tragen keinen Helm. Auch in Neapel gilt seit einigen Jahren die Helmpflicht, aber wer sich einen aufsetzt, riskiert, erschossen zu werden. Von der Camorra. Man könnte ihn nämlich für den Killer einer feindlichen Bande halten. Nur Killer tragen Helme, um nicht erkannt zu werden, die anderen trauen sich nicht mehr. Nach der Einführung der Helmpflicht im Jahr 2000 gab die Camorra Order, das neue Gesetz nicht zu beachten. Die Polizei hat Verständnis und hält niemanden an. Man hat andere Probleme, als Polizist in Neapel. »Hier ist ja auch Krieg«, sagt Gennaro Durante, »Krieg wie im Irak.« Und deshalb fühle er sich verpflichtet, die Kinder seines Viertels zu schützen. »Ich rette diese armen Seelen von der Straße. Einer muss es ja tun. Hier sind sie in Sicherheit, nicht wahr, poverelli, die armen Kinderchen.« In Durantes Etablissement im Altstadtviertel Forcella stehen ein Billardtisch, ein Kartentisch, ein Tischfußballspiel und jede Menge Videospiele, über die von Zeit zu Zeit der Slogan flimmert »Winners don’t take drugs«. Eine Spielhölle würde das woanders heißen, aber nicht in Forcella. »Wie ein Babysitter bin ich für die«, seufzt er. Es war im März 2004, als Gennaros Nichte Annalisa starb. Sie hatte sich vor ihrem Elternhaus mit ein paar Freunden getroffen, einer von ihnen gehörte zum Camorra-Clan der Giuliano. Die Giuliano sind die Herren von Forcella, aber ihre Macht wird angefochten von anderen Banden. Als Salvatore Giuliano auf der Straße mit Annalisa sprach, rasten zwei Motorradfahrer um die Ecke. Der 19-jährige Giuliano wusste, was das hieß. Er reagierte schnell. Nahm Annalisa als Schutzschild, hielt sie zwischen sich und die Killer, die ihn töten sollten. Als Annalisa von der Pistolenkugel getroffen wurde, war sie nicht sofort tot. Sie lag noch ein paar Tage im Koma, dann verfügten ihre Eltern die Organspende. Annalisa Durante wurde 14 Jahre alt. Eine gute Schülerin, ein schönes Mädchen mit blauen Augen und langen, blonden Haaren. Es habe eine richtige Revolte im Viertel Forcella gegeben, damals, berichtet Gennaro. »Das Maß war voll. Niemand wollte mehr was zu tun haben mit denen da, die unschuldige Mädchen auf der Straße erschießen. Ein Mädchen wie meine Nichte. Und jetzt? Alles schon wieder vergessen.« Als im Januar ein Pate abgeführt wurde, organisierten seine Nachbarinnen eine Revolte gegen die Polizei, setzten Abfallcontainer in Brand. Es gibt einen Ort für Neapels Jugendliche, der ist so idyllisch wie kein zweiter in der Stadt: Das Jugendgefängnis auf der Insel Nisida. Nach Nisida führt vom Festland eine Brücke, man braucht kein Schiff. Rechts liegen die Industrieruinen des Stahlwerks von Bagnoli, verschrottete Fischerboote, und dunkler Strand, auf dem streunende Hunde im Müll wühlen. Links ist die wilde Kalksteinküste von Posillipo mit ihren Grotten, in der Ferne ahnt man Ischia und Procida. Ganz oben, wo die gewundene Straße endet, die durch mediterrane Macchia mit Kaktusfeigen, verwilderten Oliven und Postkarten-Ausblicken auf das Meer führt, da steht das Gefängnis. Hinter dem gelb gestrichenen Eisentor wartet Gianluca Guida, der junge Gefängnisdirektor. Guida sagt: »In anderen italienischen Gefängnissen liegt der Ausländeranteil bei neunzig Prozent, in Nisida ist es umgekehrt. Die Ausländer sind besser als unsere Jungs, sie haben mehr Chancen auf Integration. Weil sie aus Not stehlen. Die Neapolitaner aber werden zur Illegalität erzogen.« Auch Salvatore Albino war hier, wegen Diebstahls und Hehlerei. Einer von 2000 Minderjährigen, die jährlich festgenommen werden. Antonio Taddel war sein Lehrer, ein untersetzter, gemütlich wirkender Mann mit einem runden Gesicht voller Falten. Zwei Monate hat er noch bis zur Pensionierung. An Salvatore erinnert er sich gut. »Ein intelligenter Junge. Er hat wieder angefangen, kaum dass er draußen war. Und ist gestorben für ein Mofa. So absurd. Als wenn er nichts gelernt hätte hier drinnen. Zeigt ihnen eine Rolex, zeigt ihnen ein schnelles Auto, das sie klauen sollen für ihren Boss. Und sie sterben dafür.« Salvatore Albino starb aus Rache. Der Rache eines 15-jährigen Mädchens, der Besitzerin des Mofas. Das Mädchen überzeugte seinen Vater davon, dass der Dieb bestraft werden müsse. Der Vater war kein großes Tier, sondern ein kleiner Boss aus Forcella. Auch ein kleiner Boss aus Forcella kann Herr sein über Leben und Tod. Er besorgte es selbst, auf einen Fingerzeig von ihr. »Der da ist es, Papà«, soll sie gesagt haben vor der »Bar Cocchia« an der Via Salvator Rosa. Zwei Kugeln, die erste in die Schulter, die zweite in den Kopf. Der Mörder hält sich bis heute versteckt. Das Mädchen wurde verhaftet und kam nach Nisida, wegen Beihilfe zum Mord. Nach Jahrzehnten als Lehrer im Gefängnis, sagt Antonio Taddel, beschleiche ihn oft das Gefühl: »Es war alles umsonst.«