»Liebe wird oft auf Romantik reduziert«

Dabei versteht die Wissenschaft viel mehr unter der Emotion, sagt die Psychologie-Professorin Barbara L. Fredrickson. Wie wir Liebe schon in kleinen Alltagsbegegnungen empfinden können – und warum das insbesondere Singles gesünder und glücklicher macht.

Ist es schon Liebe, einen Moment der Verbundenheit mit einer Nachbarin, einem Freund oder gar einer Fremden zu erleben? Die US-Wissenschaftlerin Fredrickson bejaht das. Zum Glück lässt sich Offenheit lernen.

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Frau Fredrickson, wie definieren Sie als Emotionsforscherin »Liebe«?
Barbara L. Fredrickson: Für viele Menschen bedeutet Liebe, diese eine Person zu finden, mit der sie den Rest ihres Lebens verbringen wollen, dieses starke Gefühl, das wir gegenüber unserem vermeintlichen Seelenverwandten empfinden. Liebe wird somit oft auf Romantik reduziert. Diese Vorstellung von Liebe schließt beispielsweise Singles aus und ist daher stark eingrenzend. Geht man wissenschaftlich an Liebe heran, weitet sich der Begriff.

Wie meinen Sie das?
Auf der elementarsten Ebene ist Liebe eine Emotion. Emotionen treten zwar innerhalb von Sekunden auf, können aber unsere Physiologie verändern. Die Emotion der Liebe empfinden wir nicht nur im Austausch mit unserem Liebsten oder unserer Liebsten. Wir können sie auch in Momenten der Verbundenheit zu anderen Personen im Alltag empfinden – mit Freunden und Freundinnen, mit Bekannten und sogar mit Fremden.