SZ-Magazin: Sie schrieben nach einem Urlaub, den sie nicht mit Ihren Kindern unternommen hatten, sondern ohne Kinder mit Ihrem Freund, dass sie das Gefühl nicht losgeworden seien, als Paar nicht »heile« zu sein. Was haben Sie damit gemeint?
Maria Neophytou: Ich bin mit meinem Partner jetzt seit Jahren zusammen, aber wir leben getrennt. Jeder von uns hat Kinder, wir haben keine zusammen. Im Urlaub waren wir allein. Und dann sind wir auf eine Familie gestoßen, die wir aus München kennen: Mutter, Vater, Teenagerkinder. Eine Familie, die zusammen verreist. Urlaube sind ja auch immer eine Einladung für romantische Ideen, hier sieht man nicht den Alltag, die Krisen und das gegenseitige Verpassen, sondern sozusagen die Heile-Welt-Version der Familie. Und wir waren sichtbar ein Paar, dass eben nicht mehr in der Herkunftsfamilie lebt, sondern in einer neuen Konstellation. Ich fühlte mich zum einen nicht vollständig repräsentiert, zum anderen schmerzlich berührt.
»Beziehungen können sehr perfekt aussehen, und dahinter ist die Hölle«
Die systemische Therapeutin Maria Neophytou spricht über »heile Familien« und darüber, warum auch Getrennte, Kinderlose und Singles ihr Glück finden können. Die entscheidende Frage dabei lautet: Welcher Geschichte erlaube ich, mein Leben zu dominieren?