Die meisten Tributebands funktionieren nach dem gleichen Prinzip: Man nehme ein paar Musiker, die ihren Vorbildern halbwegs ähneln, und lasse sie deren Hits unverändert nachspielen, gern in Kostümen. Und ein Bandname muss her, der orginell daherkommt, aber sofort erkennen lässt, wem hier Tribut gezollt werden soll. Fake That. Noasis. AB/CD. Oft werden Bands nachgeahmt, deren Mitglieder verstorben oder zerstritten sind und die deshalb nicht mehr für Konzerte zur Verfügung stehen. Da ist es leicht: Wenn Nirvana nicht mehr auftreten, ist ein Konzert von Nearvana besser als nichts.
Doch es gibt auch Bands, die Nachahmer auf den Plan rufen, obwohl die echte Band noch fleißig Konzerte gibt. Das ist wohl die Königsklasse der Superstars: Kiss (mit ihren Masken eh kaum von Kopien zu unterscheiden), Metallica (spielen nur noch in Riesenhallen). Die einzige deutsche Band in dieser Liga ist Rammstein. Wohl eine Sache von Angebot und Nachfrage: So viele Konzerte könnte die Originalband nicht spielen, wie es Menschen gibt, die ihr Theater erleben wollen: einen Sound wie Fleischklopfer auf Schweineschnitzel, dazu ein Mordsspektakel mit Flammenwerfern, Hebebühnen und Explosionen. Die echten Rammstein haben für dieses Jahr gerade mal zwei Konzerte in Deutschland angekündigt, bei Festivals mit Eintrittspreisen von je mehr als 200 Euro. Ihre Nachahmer Meinstein, Stammheim oder Stahlzeit spielen fast jedes Wochenende irgendwo zwischen Plauen, Oberkalmbach oder Bad Dürkheim. Manchmal auch bei Hochzeiten. Natürlich könnte man jetzt Witze machen über den zusammengebastelten Stil dieser Bands, die der kunstvoll arrangierten Show des Originals halt nur so nahekommen, wie es Ausdauer, Budget und Fantasie erlauben. Doch im Kern sind diese Tributebands etwas Demokratisches, sie ermöglichen Teilhabe für alle. Und vermutlich ist die Verbindung zwischen diesen Bands und ihrem Publikum noch enger als bei Auftritten der Originale. Hier treten Fans vor Fans auf. Vor der Bühne stehen Menschen, denen es nicht reicht, die Show ihrer Idole nur auf DVD zu erleben. Und auf der Bühne stehen Menschen, die Rammstein so sehr verehren, dass sie am liebsten Rammstein wären.
Fotos: Liebeliese; Sascha Bett; Christian A. Esche; Alfredo Geisse; privat