Aleppo liegt in Trümmern. Aleppo - geteilt, umkämpft - das war einmal die Stadt, in der Mohammad Quteish erwachsen werden wollte. Er ist jetzt 15 Jahre alt, ein junger Mann schon. Und weit weg. In Sicherheit. Er hat mit seiner Familie Zuflucht in der türkischen Kleinstadt Kahramanmaraş gefunden, etwa hundert Kilometer nördlich von der syrisch-türkischen Grenze. Eine neue Stadt, ein neues Leben.
Wie war Aleppo früher?
»Wunderschön«, sagt Mohammad.
Was hast Du am liebsten gemacht?
»Am liebsten? Die Zitadelle besucht. Und Fahrradfahren auf dem Saadallah Al-Jabiri-Platz. Das war ein großer Spaß. Die Freunde waren dabei. Aber dieses Aleppo gibt es heute nicht mehr.«
Mohammad Quteish hätte gerne sein Aleppo wieder. Er wollte sich nicht damit abfinden, dass es seine Heimatstadt nicht mehr gibt. Er baute sie wieder auf, als Modell, nach seinen Vorstellungen.
Sein erstes Modell von Aleppo fertigte er, da lebte die Familie noch in ihrem Haus im Südwesten der syrischen Großstadt. Draußen tobte der Krieg. Und drinnen setzte sich der damals Zehnjährige an einen großen Tisch und fing an, die Hochhäuser, Straßen, Bäume und Brücken zu bauen. Ein Mini-Aleppo aus Papier, Pappe, Tusche und was er sonst eben zum Basteln fand. Manchmal besuchte ihn sein Freund Ahmad und schaute ihm stundenlang bei der Arbeit zu.
Aber Anfang 2016 wurde die Lage für Mohammad und seine Familie unerträglich. Sie entschlossen sich zur Flucht. Ein paar Monate später waren sie in Kahramanmaraş gestrandet, in einer kleinen Wohnung. Seine Freunde hat er zurücklassen müssen. Sein Mini-Aleppo auch. Der Bürgerkrieg hat sich auch noch das Modell geholt, nur ein kleiner Teil konnte von einem New Yorker Kurator, der aus der Presse von Mohammad erfahren hatte, gerettet werden.
Mike Szymanski, Türkei-Korrespondet der Süddeutschen Zeitung, hat die siebenköpfige Familie Quteish in Kahramanmaraş besucht. Er hat die bescheidene Wohnung gesehen, in der sie jetzt leben, und war mit Ihnen im Park, wo sie viel Zeit verbringen. Wael Quteish, Mohammads Vater, würde seinen Kindern gerne eine bessere Zukunft bieten. Aber erstmal stecken sie in der Türkei fest, wo der Alltag schwierig ist und wo kaum jemand sich für Mohammads Talent interessiert, oder es gar fördert. Dennoch hat der Junge jetzt ein neues Modell angefangen.
Foto: Robert Brembeck