Noch mehr erste Stimmen zur Wahl

Wir haben die Spitzenkandidaten der wichtigsten Parteien gebeten, aufzuschreiben, was sie von Erstwählern wissen wollen – und junge Menschen antworten lassen. Hier können Sie die Antworten der Erstwähler lesen, die im Heft leider keinen Platz mehr fanden – darunter Popsänger Lukas Rieger und Schauspielerin Mercedes Müller.


Antwort an Cem Özdemir, Bündnis 90/Die Grünen

Foto: Marian Schmied

Lukas Rieger, 18
ist Popsänger und lebt in Lehrte bei Hannover. Für seine Karriere schmiss er das Abitur. Auf Instagram folgen ihm 1,9 Millionen Menschen.

Meistgelesen diese Woche:

1. Was stört dich an Parteien?
Viele Parteien versprechen bei der Wahl Dinge, die sie nach der Wahl nicht einhalten. Man weiß also vorher nie, was sie wirklich umgesetzt wird.

2. Und was findest du gut?
Theoretisch finde ich gut, dass ich die Möglichkeit habe, einer Partei meine Stimme zu geben, die dann im Idealfall in meinem Sinne handelt und Gesetze vorantreibt. In der Praxis funktioniert das eben nicht immer.

3. Gab es eine Situation oder eine Person in deinem Leben, die dich geprägt oder verändert hat?
Meine Eltern haben mich immer unterstützt und mir dabei geholfen, meinen Traum wahrzumachen, Musiker zu sein. Vor fast drei Jahren habe ich mich entschieden, von der Schule zu gehen. Die Realschulprüfungen hatte ich auf dem Gymnasium schon gemacht, jetzt wollte ich meinen eigenen Weg gehen. Für meine Mama, die selbst Lehrerin ist, war mein Abitur sehr wichtig. Trotzdem haben sie und mein Vater gesagt: „Okay, Lukas, wir vertrauen dir. Du macht das schon.“ Das war krass.

4. Würdest du Cannabis ab 18 legalisieren?

Ich glaube, für die kranken Menschen, die es wirklich brauchen, ist es gut, Cannabis zu haben. Es lindert ja nachweislich Schmerzen. Für alle gesunden Menschen sehe ich keinen Grund, diese Droge zu legalisieren.

5. Was sollte sich an Schule, Ausbildung oder Studium ganz schnell ändern?
Ich denke, dass man in Deutschland das Schulsystem verjüngen und cooler machen sollte. In Geschichte habe ich Dinge gelernt, die so viele Jahre her sind. Stattdessen könnte man jemanden vor die Schüler stellen, der Anfang zwanzig ist und sich auskennt mit Social Media. In diesem Unterrichtsfach würde man sich mit Fragen beschäftigen, die mehr Bedeutung haben in der heutigen Welt: Was für Gefahren birgt das Internet? Worauf müssen wir achten bei Instagram?

6. Ossi, Wessi, deutsch, europäisch – wie würdest du dich beschreiben?
Ich würde mich als europäisch beschreiben, da ich für alle Menschen offen bin.

7. Wie finanzierst du dein Leben?
Indem ich jeden Tag dafür arbeite, meinen Traum wahrzumachen, Musiker zu sein: Ich spiele Konzerte und Festivals, mein neues Album kommt schon im Februar 2018 raus. Es ist bereits mein zweites!

8. Was macht dich glücklich?
Mich macht glücklich, wenn ich mit meiner Familie zusammen bin. Außerdem ist es sehr schön, meine Fans bei einem Konzert lächeln zu sehen und zu merken, dass sie durch meine Musik Kraft und Motivation sammeln.

9. Was macht dich unglücklich?
Zu sehen, dass Menschen anderen Menschen schaden möchten. Sei es durch Krieg, im Privaten – oder auch im Musikbusiness. Ich habe in den letzten Jahren gemerkt, dass es viele Leute gibt, die auf den ersten Blick sehr nett sind – aber eigentlich sind sie nur auf Profit aus. Klar, jeder will für sich das Beste. Aber man muss anderen nicht schaden, um Erfolg zu haben. Lieber sollte man einen coolen Weg finden, mit allen gut auszukommen und trotzdem sein Ding durchzuziehen.

Der Fragebogen von Cem Özdemir

10. In welcher Zeit würdest du gerne leben und warum?
Ich bin glücklich im Hier und Jetzt zu sein und sehr gespannt auf die Zukunft. Da wird es glaube ich noch sehr viele tolle Erfindungen geben und viele neue Möglichkeiten: zum Beispiel, um Krankheiten zu heilen.

11. Hast du das Gefühl, alt genug für die Bundestagswahl zu sein oder hättest du gerne schon früher gewählt?
Ich glaube, ich bin alt genug für die Bundestagswahl. Aber ich hätte mir gewünscht, dass ich durch Social Media mehr über Politik erfahre. Diesen Informationskanal benutzen fast alle jungen Menschen. Warum kommuniziert die Politik so dermaßen an den Erstwählern vorbei?
Deshalb sage ich: Alt genug – ja . Dazu bereit wirklich überlegt zu wählen – noch nicht 100%. Natürlich gehe ich trotzdem wählen. Allein weil ich supporten möchte, dass Deutschland weiter tolerant bleibt gegenüber Flüchtlingen und Ausländern und nicht wieder Mauern baut.

12. Auf welcher Sprache unterhaltet ihr euch zuhause?
Auf Deutsch, meiner Muttersprache. Wobei ich auch viele Freunde aus den USA und England habe – wir schreiben jeden Tag auf Englisch oder sprechen über Facetime.

13. Welche App nutzt du auf deinem Handy am meisten – und wofür?
Ich benutze am meisten die App „Instagram“, da ich dort mit meiner Community in Kontakt treten kann. Vor allem poste ich Bilder von meinen Konzerten und Auftritten.

14. Wie halten wir den Klimawandel auf?

Die Menschen müssen einfach mehr für die Umwelt einstehen! Wenn ich mit dem Tourbus unterwegs bin, sehe ich auf jeder Raststätte Mc-Donalds-Tüten herumliegen. Viele Leute denken überhaupt nicht darüber nach, wie sie sich verhalten. Die Politiker haben jetzt die Verantwortung, ihnen das beizubringen und das Ruder rumzureißen.


Antworten an Martin Schulz, SPD

Ersin Demircan, 22
arbeitet als Kundenberater in Köln. Auf seinem Blog schreibt er über Alltag, Rap und Rassismus.

1. Was macht Deiner Meinung nach einen guten Kanzler, eine gute Kanzlerin aus?

Ich erwarte, dass sie oder er das Volk vereint und nicht zur Spaltung beiträgt. Viele empfinden Merkel als zu emotionslos, doch dank dieser Erscheinung geht sie geschickt vielen Problemen aus dem Weg. Martin Schulz erscheint mir als frische, motivierte und vor allem notwendige Alternative. Er hat sich auch schon europaweit einen guten Namen gemacht. Als junger Mensch erwarte ich nicht, dass mein Kanzler voll »cool« ist. Er soll einfach gut in seinem Job sein.

2. Welchen Politiker, welche Politikerin willst du nie wieder in einer Talkshow sehen, wen öfter?

Ich höre jedem gerne zu, der keinen Hass verbreitet und Lösungsvorschläge hat. Bei Talkshows frage ich mich ohnehin jedes Mal: Geht es wirklich um Lösungen oder nur um Einschaltquoten? Ich respektiere Politiker umso mehr, die viel geleistet haben, aber nicht gerne im Rampenlicht stehen.

3. Was würdest du Donald Trump gern auf einem Gipfeltreffen sagen?
Ich würde ihm ins Gewissen reden wollen ohne ihm direkte Vorwürfe zu machen. Ich würde ihn auf die Toten in Charlottesville ansprechen, auf seine Verbindungen zur rechtsextremen Szene. Ich würde ihn fragen, ob er sich bewusst ist, wie sehr er dem Image seines Landes schadet.

4. Du bist die Generation von morgen: Was sind Deiner Meinung nach die drei großen Zukunftsfragen, die die Politik jetzt anpacken muss?
Die Rente und damit auch der demografische Wandel. Auch Migration und Integration sind Themen, die Deutschland beeinflussen werden. Es wäre schön, wenn Deutschland so bleibt, wie es ist. Doch die Welt dreht sich weiter: Neue Leute kommen, alte Leute gehen. Bis jetzt hat sich Deutschland beispiellos zum Positiven entwickelt. Was uns aufhält, sind: Populismus, Rassismus und Extremismus jeder Art.

5. Was sollte ich in den ersten 100 Tagen als Kanzler durchsetzen, was dein Leben verbessern würde?
Signalisieren, dass Deutschland durch den Verlust von Merkel als Kanzlerin nicht schwächer, sondern stärker werden kann. Rechtsextremismus in Deutschland muss aktiv zum Thema gemacht werden, genauso wie Linksextremismus und religiös motivierter Extremismus.

6. Wofür engagierst du dich oder wofür würdest Du Dich engagieren?
Als Deutscher mit ausländischen Wurzeln ist es mir wichtig, dass wir als Einwohner dieses Landes gut miteinander zurechtkommen. Ich will mich Deutsch nennen dürfen, ohne zweifelnde Fragen dafür gestellt zu bekommen. Darüber schreibe ich gerne Artikel auf meinem Blog oder auf Facebook. So konnte ich viele Leute kennenlernen, die genauso fühlen wie ich.

7. Gibt es unpolitische Menschen überhaupt?
Natürlich gibt es junge Menschen, denen Politik egal ist. Viele definieren sich nicht mehr über Nationalität und Religion, sondern über ihren Lifestyle. Ich höre auch immer wieder, dass Leute in meinem Alter mehrere Parteien unterstützen. Bei jeder Wahl wägen sie nach den Umständen ab.

8. Wofür würdest du Haushaltsüberschüsse nutzen – für Investitionen in Bildung oder für den Abbau von Schulden?
Bildung ist nie der falsche Weg. Aus meiner Sicht wäre es aber derzeit am sinnvollsten, Schulden abzubauen. Und dann richtig.

9. Was bedeutet Europa für dich?
Europa bedeutet für mich Zusammenhalt, Zukunft und Frieden. Nationalismus ist ein Gift aus dunkleren, alten Zeiten. Wir brauchen Fortschritt, und der ist nur durch Einheit zu erreichen. Europa steht genau dafür. Vielleicht ist es zu früh für ein »Vereinigtes Europa« als Nation. Aber es wäre ein nötiger und wichtiger Schritt für die Zukunft.

10. Die Welt ist ein Stück weit aus den Fugen geraten. Hast du Sorge um Europa oder gar Angst vor Krieg?
Ich habe im US-Kongress ein Praktikum absolviert und gemerkt, was für ein großes Thema Russland eigentlich für die Amerikaner ist. Als Trump gewählt wurde, ging es fast nur um Russland. Russland hier, Russland da. Als Deutscher und jemand, der nach dem Kalten Krieg und dem Mauerfall geboren und aufgewachsen ist, fand ich das alles ein wenig übertrieben. Russland wurde regelrecht verteufelt.

11. Du startest bald ins Berufsleben oder bist bereits gestartet. Hast du das Gefühl, dass Du selbst über deine Zukunft bestimmen kannst?
Ja. Wenn ich mir die Bildungssysteme in anderen Ländern anschaue, bin ich froh, eine deutsche Ausbildung gemacht zu haben. Ich kann mein Abitur nachholen. Ich bekomme elternunabhängiges Bafög, kann meinen Meister machen und mit drei Jahren Berufserfahrung an die Universität gehen. Ich bin dankbar, diese Chancen zu haben.

Denise Jäkel, 20
kommt aus Rathenow in Brandenburg und macht eine Ausbildung zur Sozialassistentin. Über den zweiten Bildungsweg möchte sie ihr Abitur nachholen und später Germanistik studieren.

1. Was macht Deiner Meinung nach einen guten Kanzler, eine gute Kanzlerin aus?
Kanzler oder Kanzlerin zu sein stelle ich mir als eine Art Hochseiltanz vor, bei dem es darum geht, die eigene Richtung im Auge zu behalten und nicht die Balance zu verlieren. Ein guter Kanzler oder eine gute Kanzlerin ist jemand, der an den richtigen Stellen hart bleibt, aber auch nicht zu stolz ist, um Kompromisse zu machen. Jemand, der die Dinge verbessern will aber auch erkennt, wenn das gut gemeinte nicht die gewünschten Ergebnisse erzielt. Jemand, der zwar Fehler macht – aber zu diesen steht und sich ändert.

2. Welche/n Politiker/in willst du nie wieder in einer Talkshow sehen, wen öfter?
Ich schaue mir in den seltensten Fällen überhaupt Talkshows an. Für meine Generation sind andere Medien und Formate wichtig: Das TV-Duell Anfang September zum Beispiel hat niemand, den ich kenne, im Fernsehen gesehen. Aber die meisten haben auf Facebook Video-Schnipsel davon geschaut, die andere geteilt haben.

3. Was würdest du Donald Trump gern auf einem Gipfeltreffen sagen?
Wahrscheinlich würde ich ihm Fragen stellen: Ob er sich das Präsidentenleben anders vorgestellt hat. Warum er sich für so anders hält als andere Politiker, wenn er doch trotzdem jetzt eben das sein muss: ein Politiker.

4.  Du bist die Generation von morgen: Was sind Deiner Meinung nach die drei großen Zukunftsfragen, die die Politik jetzt anpacken muss?
1. Ein geschlossenes Europa: Deutschland hat angefangen, Verantwortung zu übernehmen und muss diese meiner Meinung nach ausbauen.
2. Der Staat muss mehr in Bildung investieren und allen Kindern und Jugendlichen den gleichen Standard gewähren, unabhängig vom Einkommen der Eltern. Meine Mutter ist alleinerziehend mit vier Kindern und war lange arbeitslos. Ich bin die Erste in unserer Familie, die aufs Gymnasium gegangen ist. Erst dort habe ich gemerkt, was für eine Ausnahme ich bin – alle anderen Mitschüler hatten arbeitende Eltern. Schüler wie ich sollten nicht die Ausnahme bleiben, finde ich.
3. Der Kampf gegen Extremismus und Fremdenfeindlichkeit.

5. Was sollte ich in den ersten 100 Tagen als Kanzler durchsetzen, was dein Leben verbessern würde?
Die Erhöhung des Bafögs, denn der jetzige Betrag reicht kaum zum Leben. Ich bin auch dafür, dass man versucht, die Bildungsstandards in den verschiedenen Bundesländern anzugleichen. Der Mindestlohn sollte weiter steigen und sollte konsequent angewendet werden. Meine Mutter ist Putzhilfskraft und muss mehrere Jobs gleichzeitig ausüben, um über die Runden zu kommen. Außerdem besserer öffentlicher Nahverkehr, vor allem in der Provinz. Meine Großmutter wohnt in einem Dorf, am Wochenende kann ich sie gar nicht besuchen, weil kein Bus hinfährt. Fahrrad fahren geht auch nicht, weil es nur eine vielbefahrene Landstraße gibt ohne Fahrradweg. Manche meiner Freunde wohnen in Dörfern, wo das Internet so schlecht ist, dass man eine Stunde warten muss, bis eine Whatsapp-Nachricht rausgeht.

6. Wofür engagierst du dich oder wofür würdest Du Dich engagieren?
Ich engagiere mich ehrenamtlich in einem Team, das jährlich ein Festival gegen Extremismus und Fremdenfeindlichkeit organisiert, »Laut & Bunt«  in Rathenow. Außerdem bin ich Teil des Kinder- und Jugendparlamentes Rathenow.

7. Gibt es unpolitische Menschen überhaupt?
Ich denke, es gibt auf jeden Fall Menschen, die sich selbst als unpolitisch bezeichnen würden. Aber stimmt das denn? Politik ist nicht nur Steuern, Rüstung, Flüchtlinge und internationale Diplomatie. Sondern auch die Entscheidung, an welcher Kreuzung im Dorf ein Mülleimer aufgestellt wird und ob die Jugendlichen vom Jugendclub gemeinsam ins Freibad gehen können, wenn sie das Ticket nicht bezahlen können.

8. Wofür würdest du Haushaltsüberschüsse nutzen – für Investitionen in Bildung oder für den Abbau von Schulden?

Für Bildung! Wenn Jugendliche schon früh in ihrer Berufswahl beraten werden, steigt ihre spätere Zufriedenheit im Job. Mit der Zeit werden die Arbeitslosenzahlen sinken, der Staat wird mehr Steuern einnehmen, die dann nach und nach für zum Beispiel den Abbau von Schulden eingesetzt werden können.

9. Was bedeutet Europa für dich?
Europa ist für mich die Idee einer offenen Welt, von Dingen, wie sie idealtypisch sein könnten, von Möglichkeiten: In der neunten Klasse war es möglich, einen Schüleraustausch mit Frankreich zu veranstalten; in der elften Klasse war es möglich, mich zu einer Studienfahrt nach Rom einzuschreiben. An den Wochenenden ist es möglich, kurz nach Polen zu fahren und etwas Neues zu lernen; in den Ferien ist es möglich, meine Cousine in der Schweiz zu besuchen. Europa ist eine Zusammenkunft und erinnert mich irgendwo immer an meine Familie: Menschen, die streiten, dennoch aber ein eigenes Ziel verfolgen und ihr Bestes geben sollten, dieses auch zu erreichen. Natürlich ist nicht jeder von allem begeistert, und dann beginnen die Diskussionen von vorn. Europa ist nicht perfekt; keine Familie ist das, um bei diesem Beispiel zu bleiben. Manchmal brechen Familienmitglieder den Kontakt. Dennoch geht es weiter, sofern wir uns dafür entscheiden. Ich habe die Wahl – Europa ist meine Entscheidung.

10. Die Welt ist ein Stück weit aus den Fugen geraten. Hast du Sorge um Europa oder gar Angst vor Krieg?
Den Begriff Krieg muss man in der heutigen Zeit sicher neu definieren. Denn Menschen bekämpfen sich doch längst. Islamistischer Terror in Europa und im Nahen Osten; Nordkorea, Afghanistan, Türkei, Krim, Russland, Trump und Mexiko, AFD, Front National, FPÖ, Atomwaffen, Populismus, die Liste der Konflikte ist doch endlos. Das alles bedrückt, sorgt und ängstigt mich. Die Frage zu verneinen wäre also gelogen.

11. Du startest bald ins Berufsleben oder bist bereits gestartet. Hast du das Gefühl, dass Du selbst über deine Zukunft bestimmen kannst?
Eingeschränkt, denke ich. Ich hatte mal einen geradlinigen Plan: Schon auf der Grundschule wusste ich, dass ich aufs Gymnasium gehen wollte. Nach dem Abitur wollte ich unbedingt studieren. Dann ist eine längere Krankheitsphase dazwischengekommen. Ich möchte das Abitur nun auf dem zweiten Bildungsweg nachholen und habe ein Kolleg gefunden, das diese Möglichkeit anbietet. Die Voraussetzung ist allerdings, dass ich erst anderweitig drei Jahre Erfahrungen gesammelt habe. Also habe ich ein Jahr Bundesfreiwilligendienst dazwischengeschoben, was ich jedem empfehlen kann, und mache jetzt eine Ausbildung. Nicht mit dem Ziel, danach zu arbeiten, sondern nur, um mein Abitur nachholen zu dürfen. Ein großer Umweg, aber anders ging es nicht.

Philipp Emanuel Neudert, 20
studiert Philosophie und Wirtschaft in Bayreuth.

1. Was macht Deiner Meinung nach eine gute Kanzlerin, einen guten Kanzler aus?
Führungsstärke. Das heißt jedoch nicht, die eigene Meinung ohne jede Rücksicht durchzusetzen. Es meint eher die Stärke, langfristig zu denken, das eigene Handeln eher an Prinzipien auszurichten als an dem, was aktuell opportun scheint. Angela Merkel hat die Energiewende erst nach Fukushima angestoßen. Dafür hat sie bei den Flüchtlingen Führungsstärke bewiesen und sich gegen ihre Kritiker durchgesetzt.

2. Welchen Politiker, welche Politikerin willst du nie wieder in einer Talkshow sehen, wen öfter?

Alexander Gauland möchte ich nicht mehr in Talkshows sehen. Der ist nur beleidigt und gefällt sich noch in dieser Rolle. Konstantin Kuhle, den Vorsitzenden der Jungen Liberalen, würde ich dafür gern mal in einer Talkshow sehen. Er ist ein fitter Typ und verwickelt Leute in gute Diskussionen.

3. Was würdest du Donald Trump gern auf einem Gipfeltreffen sagen?
Ihm einen gut gemeinten Rat zu geben, zum Beispiel zum Klimaschutz, würde wohl wenig bewirken. Vielleicht würde ich ihn fragen, wie um alles in der Welt er diese Frisur hinbekommt.

4. Du bist die Generation von morgen: Was sind Deiner Meinung nach die drei großen Zukunftsfragen, die die Politik jetzt anpacken muss?
Wie verhalten wir uns zum Klimawandel? Wie sieht Souveränität im Zeitalter der Globalisierung aus? Wie gehen wir mit der Digitalisierung um?

5. Was sollte ich in den ersten 100 Tagen als Kanzler durchsetzen, was dein Leben verbessern würde?
Ich würde mir eine Legalisierung von Cannabis ab 18 wünschen – als ersten Schritt zu einer generell liberaleren Drogenpolitik. Der Staat sollte nicht festlegen, was für die Menschen gut ist. Außerdem macht die Illegalität die falschen Leute reich.

6. Wofür engagierst du dich oder wofür würdest Du Dich engagieren?
Das ist vielleicht mein Problem. Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll. Ich will mich für mehr Freiheit und bessere Lebensbedingungen einsetzen und gegen Unterdrückung, dazu gehören Rassismus und Sexismus, ebenso wie staatliche Gängelung.

7. Gibt es unpolitische Menschen überhaupt?
Ich glaube nicht, dass man unpolitisch sein kann. Alles, was uns umgibt, ist politisch. Wenn Busse an Stationen halten, an denen nur selten jemand einsteigt, dann war das mal eine politische Entscheidung. Jeder ist von politischen Entscheidungen betroffen, direkt oder indirekt.

8. Wofür würdest du Haushaltsüberschüsse nutzen – für Investitionen in Bildung oder für den Abbau von Schulden?
Grundsätzlich würde ich eher in Bildung investieren. Wenn es hohe Haushaltsüberschüsse gibt, würde ich die Steuern senken und das Geld denen zurückgeben, die es erwirtschaftet haben.

9. Was bedeutet Europa für dich?

Europa ist ein politischer Traum. Ein Traum von Frieden, von Freiheit, von Gerechtigkeit und Wohlstand. Es ist ein schöner Traum, und ich wünsche mir, dass er in noch größerem Ausmaß Wirklichkeit wird – einerseits. Andererseits sind Träume in meinen Augen nicht die besten Ratgeber, wenn es um die Probleme geht, die Europa zur Zeit hat.

10. Die Welt ist ein Stück weit aus den Fugen geraten. Hast du Sorge um Europa oder gar Angst vor Krieg?

Ja, ich habe Angst davor, auch wenn ich mich auf abstrakter Ebene schnell wieder beruhigen kann. Es wurden Grenzen überschritten. Dinge, bei denen man dachte, die passieren schon nicht, sind passiert: Donald Trump, der Brexit. Das galt alles mal als sehr unwahrscheinlich. Jetzt ist es da.

11. Du startest bald ins Berufsleben oder bist bereits gestartet. Hast du das Gefühl, dass Du selbst über deine Zukunft bestimmen kannst?
Im Augenblick habe ich das Gefühl, dass ich selbst über meine Zukunft bestimmen kann. Ich war auf einer gut funktionierenden Schule, jetzt studiere ich, was ich mir zu studieren gewünscht habe. Insgesamt bin ich zumindest für mich selbst wenig pessimistisch. Vermutlich, weil ich in einem System aufgewachsen bin, dessen Zerstörung  ich mir bei aller Fantasie nicht wirklich vorstellen kann.

Antworten an Christian Lindner, FDP

Nora Kilbury, 21
studiert Soziologie in München. Sie überlegt, für zwei Jahre in die USA zu ziehen. So könnte sie ihre doppelte Staatsbürgerschaft behalten.

1. Könnt Ihr Euch an eine Zeit erinnern, als Angela Merkel noch nicht Bundeskanzlerin war?
Komischerweise erinnere ich mich an die Wahl von Joseph Ratzinger zum Papst besser als an den Tag, an dem Angela Merkel Bundeskanzlerin wurde. Verschwommen habe ich noch das Gesicht von Gerhard Schröder in diesem Satire-Lied vor Augen.

2. Was werdet Ihr als Erwachsene aus Eurer Kindheit und Jugend vermissen?
Die Freiheit. Als Kind gab es nur Träume, und keine Realität, die einem Steine in den Weg legte. Alles schien möglich, deshalb hatten wir weniger Sorgen und konnten unbefangen spielen und lachen. Aber es ist auch schön, mehr Verantwortung zu tragen. Die eigene Stimme zählt, man kann etwas verändern.

3. Was habt Ihr in anderen Ländern erlebt, wo Ihr Euch gedacht habt: »So sollten wir das auch in Deutschland machen!«?
Manchmal bin ich verwundert, wie viel einfacher es in anderen Ländern ist, ein Haus zu bauen oder ein Leben in der Natur zu führen. Gut gefällt mir das Konzept der Teilzeitarbeit in Skandinavien oder in den Niederlanden, daran könnten wir uns orientieren. Es basiert auf einem egalitären Familienmodell, das wäre ein weiterer großer Schritt in die richtige Richtung.

4. Was ist für Euch Heimat? Der Ort, wo Ihr geboren seid? Wo Ihr wohnt? Oder wo Ihr bei vollem Netz den Akku Eures Smartphones laden könnt?
Heimat ist da, wo ich aufgewachsen bin und meine Eltern noch heute leben. Mein Vater kommt aus Chicago, meine Mutter aus Hessen. Da sind meine Wurzeln. Ein Zuhause kann ich dagegen überall auf der Welt finden. Mit gutem Netz und einem geladenen Akku stille ich mein Heimweh.

5. Wie viele Eurer Lehrer nutzen digitale Endgeräte für den Unterricht?  
Die meisten meiner Dozenten nutzen Beamer für ihre Präsentationen. Das war es dann allerdings auch schon. Ich weiß nicht, ob mehr digitalen Medien wirklich zur Qualität der Seminare beitragen würde.

6. Was würdet Ihr sofort ändern, wenn Ihr für einen Tag Bundeskanzler sein könntet?
Ich würde Plastiktüten endgültig abschaffen, genau wie To-Go-Becher. Außerdem würde ich G9 wieder überall einführen und Pädagogen besser bezahlen. Ich würde Massentierhaltung abschaffen. Das Thema Gleichheit ist wichtig, die Produktion in Billiglohnländern und vieles mehr.

7. Wie wollt Ihr leben, wenn Ihr vierzig seid?
Ich möchte eine glückliche kleine Familie haben, ein eigenes Haus mit Garten. Ich möchte die Leichtigkeit und Unbeschwertheit zurück, die ich als Kind hatte. Ich möchte wissen, dass das Ende der Welt nicht kurz bevor steht, und wir als Weltbevölkerung wieder mehr auf ein Miteinander und auf die Natur achten.

8. Habt Ihr das Gefühl, Eure Schule hat Euch gut auf das Leben vorbereitet?
Ich hätte gerne gelernt, mit Deutschlands Bürokratie besser klar zu kommen. Mehr Hilfe dabei, eine passende Ausbildung zu finden, hätte ich mir gewünscht. Und es wäre schön, wenn das allgemeine Miteinander wichtiger ist als der Wettkampfgedanke.

9. Wie, wann und wo erfahrt Ihr, was in der Welt passiert?  
Ich habe die Süddeutsche Zeitung, Spiegel Online und die BBC auf Facebook abonniert. Weil die immer mehr unwichtige Sachen veröffentlichen, schaue ich zur neutraleren Berichterstattung gerne die Tagesschau. Ich rede mit Freunden über aktuelle Themen und höre manchmal Radio.

10. Worin liegt der größte Unterschied zwischen Eurer Generation und der Eurer Eltern?
Unserer Generation werden so viel mehr Möglichkeiten geboten. Man kann alles werden, was man möchte. Das ist sehr schön. Aber als Student muss man sich ständig anhören: Aha, und was machst du dann damit? Und dann rechtfertigt man sich mit eingeübten Formulierungen. Mit meinen Eltern habe ich aber großes Glück. Solange ich mit Herzblut dabei bin, könnte ich alles machen und werden, was ich will.

Przemyslaw Damczyk, 21
stammt aus Polen und lebt in Bottrop. Er hat gerade die Berufsschule beendet und will Mensch-Technik-Interaktion studieren.
Przemyslaw hat mal auf einer Preisverleihung in der fünften Klasse Angela Merkel die Hand geschüttelt – wofür er den Preis bekommen hat, hat er vergessen.

1. Könnt Ihr Euch an eine Zeit erinnern, als Angela Merkel noch nicht Bundeskanzlerin war?
Wie alt war ich denn da? Neun Jahre alt. Da waren wir grad erst zwei Jahre in Deutschland. Ich hab da schon gut Deutsch gesprochen, aber für Politik interessiert habe ich mich da bestimmt noch nicht.

2. Was werdet Ihr als Erwachsene aus Eurer Kindheit und Jugend vermissen?
Einerseits, dass ich keinen Stress hatte. Viele haben sich um mich gekümmert, ich konnte Scheiße bauen, in der Schule stören und nichts ist mir passiert. So mit 16, als ich dann selbst für mich verantwortlich war, hab ich mit dem Scheißebauen aufgehört.

3. Was habt Ihr in anderen Ländern erlebt, wo Ihr Euch gedacht habt: »So sollten wir das auch in Deutschland machen!«?
In Polen ist es so, dass man an öffentlichen Plätzen keinen Alkohol trinken darf. Hier in Bottrop sitzen am Busbahnhof immer die Trinker, Leute nehmen da in der Öffentlichkeit Drogen. Das finde ich nicht so gut, weil da ja auch Kinder vorbeigehen.

4. Was ist für Euch Heimat? Der Ort, wo Ihr geboren seid? Wo Ihr wohnt? Oder wo Ihr bei vollem Netz den Akku Eures Smartphones laden könnt?
Heimat hast du im Herzen und im Blut. Deshalb ist Polen meine Heimat. Meine Familie kommt aus Kattowitz. Aber leben würde ich da nicht wollen. Eine Ärztin verdient in Polen gerade mal 450 Euro. Klar gibt es auch Leute, die da leben und glücklich sind. Aber ich habe hier auch meine Freunde, ich will nicht weg aus Deutschland.

5. Wie viele Eurer Lehrer nutzen digitale Endgeräte für den Unterricht?  
Zählt es, wenn wir in der Berufsschule unsere Handys rausholen müssen, um was im Internet nachzugucken? Ansonsten ist glaub ich das Einzige, was wir in der Gesamtschule hatten, der Overhead-Projektor.

6. Was würdet Ihr sofort ändern, wenn Ihr für einen Tag Bundeskanzler sein könntet?
Ich würde auf jeden Fall anfangen, die Wahrheit zu sagen. Zum Beispiel, dass man sehr wohl etwas gegen den IS tun kann. Oder, dass Deutschland endlich aufhören müsste, den USA in den Arsch zu kriechen.

7. Wie wollt Ihr leben, wenn Ihr vierzig seid?
Ich will ein bodenständiges Leben. Eine Wohnung oder ein Haus kaufen und höchstens zwei Kinder.

8. Habt Ihr das Gefühl, Eure Schule hat Euch gut auf das Leben vorbereitet?
Die Gesamtschule auf jeden Fall, weil es da sehr viel kulturelle Vielfalt gab. Ich habe da meine besten Brüder kennengelernt. Wir hatten einen Lehrer, der immer gesagt hat: Mensch ist Mensch. Das war wichtig, das zu lernen. Auf dem Berufskolleg habe ich auch Sachen gelernt, aber eben eher fürs Berufsleben.

9. Wie, wann und wo erfahrt Ihr, was in der Welt passiert?  
Den Medien vertraue ich nicht. Ich rede mit meinen Kollegen, die erzählen mir, was so passiert und wir sprechen dann darüber, ob das stimmen kann. Und ich habe so eine App auf dem Handy, Upday, die zeigt mir manchmal Nachrichten an. Keine Ahnung wieso, ich hab die nicht selbst installiert.

10. Worin liegt der größte Unterschied zwischen Eurer Generation und der Eurer Eltern?
Meine Eltern haben früh gelernt, zu arbeiten. Meine Mutter ist Hebamme, mein Vater Busfahrer. Früher hat auch ein Hauptschulabschluss gereicht. Heute ist Fachabi der neue Realschulabschluss.

Foto: Jeanne Degraa

Mercedes Müller, 20
ist Schauspielerin und lebt in Berlin. In der Kino-Verfilmung des Jugendromas »Tschick« von 2016 spielte sie die rebellische Isa. Als Vierjährige wurde sie erstmals Deutsche Meisterin im Kickboxen. Zwei weitere Titel folgten.

1. Könnt Ihr Euch an eine Zeit erinnern, als Angela Merkel noch nicht Bundeskanzlerin war?
Ich war neun, als Angela Merkel Bundeskanzlerin wurde. Das heißt, ich kann mich noch an Gerhard Schröder erinnern, aber nur an Stimme und Aussehen. Als Kind beschäftigt man sich mit anderen Themen, möchte hitzefrei, weniger Hausaufgaben und denkt selten politisch.

2. Was werdet Ihr als Erwachsene aus Eurer Kindheit und Jugend vermissen?
An einem normalen Tag habe ich mit meiner Mutter gefrühstückt, sie hat mir Zöpfe geflochten, dann bin ich zur Schule gegangen. Am Nachmittag habe ich mich mit Freunden getroffen, Hausaufgaben gemacht und wurde zum Kickboxtraining gebracht. Ich genieße die Freiheit, die ich jetzt habe, aber die Unbeschwertheit und dass man keine wichtigen Entscheidungen treffen musste, die das ganze Leben hätten beeinflussen können, das war schön.

3. Was habt Ihr in anderen Ländern erlebt, wo Ihr Euch gedacht habt: »So sollten wir das auch in Deutschland machen!«?
Schweden ist ein gutes Beispiel dafür, dass bei den Einkommen kaum ein Unterschied zwischen Frauen und Männern gemacht wird. Dort gibt es auch ein größeres Angebot an Kinderbetreuung.

4. Was ist für Euch Heimat? Der Ort, wo Ihr geboren seid? Wo Ihr wohnt? Oder wo Ihr bei vollem Netz den Akku Eures Smartphones laden könnt?
Ich fühle mich wohl, wenn ich meine Familie um mich habe. Sie ist ein großer Teil meiner Heimat. Berlin, die Stadt in der ich geboren und aufgewachsen bin, würde ich nur sehr ungern verlassen. Wenn ich anderswo bin, merke ich schnell, dass ich Berlin und seine Vielseitigkeit vermisse.

5. Wie viele Eurer Lehrer nutzen digitale Endgeräte für den Unterricht? 
Meine Schule hatte nur wenig digitale Mittel genutzt, und das waren auch nicht die neuesten. Die meisten Lehrer waren noch sehr zufrieden mit den guten alten Overheadprojektoren. Man schaut heutzutage so oft auf Bildschirme – da finde ich es eigentlich sehr schön, dass die Schule nicht nur die neuste Technik benutzt. Wenn der Lehrer gut unterrichtet, finde ich es überhaupt nicht notwenig, digitale Geräte zu nutzen.

6. Was würdet Ihr sofort ändern, wenn Ihr für einen Tag Bundeskanzler sein könntet? 

Ich würde auf sozialer Ebene etwas verändern wollen – die Schere zwischen arm und reich verkleinern, etwas gegen Altersarmut tun und für eine bessere Betreuung im Altersheim und eine höhere Rente.

7. Wie wollt Ihr Leben, wenn Ihr vierzig seid?
Ehrlich gesagt, habe ich keine Idealvorstellung. Ich bin mir sicher, meine Wünsche und Ziele werden sich bis dahin noch oft ändern, aber allgemein möchte ich natürlich zufrieden sein und mitten im Leben stehen.

8. Habt Ihr das Gefühl, Eure Schule hat Euch gut auf das Leben vorbereitet?
Geht so. Natürlich bereitet Schule einen allgemein auf das Leben vor, aber auf diese ersten Jahre nach dem Abitur wurde ich nicht wirklich vorbereitet. Man steht vor den großen Fragen: Was will ich werden? Wie finde ich das heraus? Und plötzlich muss man eine Steuererklärung machen. Dinge, die man als Erwachsener im Alltag braucht, sollten in der Schule mehr Aufmerksamkeit bekommen.

9. Wie, wann und wo erfahrt Ihr, was in der Welt passiert? 
Meistens über mein Handy, immer und überall. Dann schaue ich in die Apps von Tagesschau oder N-TV.

10. Worin liegt der größte Unterschied zwischen Eurer Generation und der Eurer Eltern?
Ich denke durch die große Auswahl an Möglichkeiten ist es heute schwerer, seine Berufung zu finden. Es ist auch schwerer, im Berufsleben Fuß zu fassen, man wird immer und überall verglichen und von allen Seiten beeinflusst. In meinem Beruf hat Aufmerksamkeit einen zu hohen Stellenwert bekommen.


Antwort an Dietmar Bartsch, Die Linke


Alina Meuser, 20
hat in Aachen einige Semester Politik studiert und möchte demnächst in Wuppertal ein Lehramtsstudium beginnen.

1. Siehst du die Demokratie in Deutschland gefährdet?
Nicht unbedingt, allerdings frage ich mich oft, ob der Bundestag eigentlich wirklich im Sinn der Wähler abstimmt oder aus purem Eigennutz. Zum Beispiel bei der Ehe für Alle: Da haben die Abgeordneten der Union bei der Abstimmung, ob das Thema auf die Tagesordnung gesetzt werden soll, geschlossen mit Nein gestimmt – und später, als es um die eigentliche Sache ging, teilweise mit ja. Daran konnte man sehen, dass es vor allem um Macht ging, nicht um den Bürgerwillen: 82 Prozent der Bevölkerung sind ja klar für die Ehe für Alle.

2. Wie kann man mehr junge Menschen zum Wählen motivieren?
Ich habe nach dem Abi ein Freiwlliges Soziales Jahr im Bereich Jugendpartizipation in Aachen Podiumsdiskussionen mit Politikern an Schulen organisiert. Persönlicher Kontakt ist sehr wichtig. Wenn eine Veranstaltung kostenlos ist und etwas zu essen gibt, kommen die Leute meiner Erfahrung nach. Apps wie Wahlswiper, so was wie Tinder für Parteien, bringen auch etwas. Und toll ist es, wenn Youtube- und Instagram-Stars sich vor der Wahl engagieren!

3. Was wolltest du die Politiker Deutschlands schon immer mal fragen?
Was wollten Sie als Kind werden?
Sind Sie nicht auch manchmal genervt von der Politik und wünschen sich einen 08/15-Job?
Wir sind in 2017 angekommen, wieso reagieren Sie nicht so?

4. Wie findest du die Accounts von Parteien auf Snapchat oder Instagram?
Ich finde es cool, dass Parteien auf Snapchat und Instagram vertreten sind. Ich würde mich aber freuen wenn es nicht nur um die Politiker selbst geht, sondern auch um die Leute hinter den Kulissen, und um Themen, die die Jungen interessieren, um Jobs und Ausbildungsplätze zum Beispiel.

5. Mit welchem Politiker oder welcher Politikerin würdest du freiwillig etwas unternehmen? Und was?
Freiwillig mit jedem Politiker, der sich für Menschenrechte einsetzt. Mit Michelle Müntefering, Manuela Schwesig oder Katerina Barley könnte ich mir einen Mädelsabend vorstellen, so ganz klischeehaft mit Kochen, Filmen, Sekt und Knabberkrams. Mit Renate Künast würde ich Bahn fahren. Von Martin Sonneborn hätte ich gerne mal eine Vorlesung anhören.

6. Wie würdest du die deutsche Politik in drei Worten beschreiben?
Uneinig
Abgehoben
Flüchtig

7. Was sollte man können, um Politiker oder Politikerin zu werden?
Man sollte ansprechbar sein. Alle Jubeljahre mal wo auftauchen, weil wieder Wahl ist, finde ich ehrlich gesagt scheiße. Und nur weil man Mitglied des Bundestages ist, sollten man nicht die Wurzeln und seine WählerInnen vergessen.

8. Was kritisierst du am meisten an der Politik, wie sie momentan betrieben wird?
Ich finde sie zu intransparent. Mich stört, dass Steffen Seibert als Regierungssprecher Wahlkampftermine für Kanzlerin koordiniert, und nicht das Konrad-Adenauer-Haus. Und mich stört der Rechtsruck in der Politik, zum Beispiel, dass die CDU in Sachsen Anhalt Anträge der AfD zustimmt wie kürzlich.

9. Bist du zuversichtlich, nach deiner Ausbildung einen guten Job zu bekommen?
Da es akuten Lehrermangel gibt, habe ich keine Sorgen, als Lehrerin später keinen Job zu finden. Ich habe aber seit mehreren Monaten Angst, erst gar keinen Studienplatz zu bekommen. Ich habe mich in ganz NRW beworben, in Wuppertal, Bochum, Dortmund, Bonn, für Geografie und Sozialwissenschaften, für Grundschule und Sonderpädagogik. Von überall kamen Absagen. Boom. Wie ich geheult habe. Mein Traum? Geplatzt. Ich habe nun eine Alternative gefunden: Musikpädagogik in Wuppertal, worauf ich mich aktuell auf eine Eignungsprüfung vorbereite. Ich wäre gerne vor meinem 30. Lebensjahr Mutter, ich wäre gerne bis dahin fertig mit der Ausbildung, aber so leicht ist das nicht.
Ich wünsche mir
1. Jeder soll das studieren können, was er oder sie möchte. Der Abidurchschnitt sagt wenig über die Fähigkeit einer Person aus, ein guter Arzt zu werden. Dafür sollte es Eignungstests geben. Nicht nur welche, die auf Logik und Naturwissenschaften prüfen, sondern vor allem die soziale Eignung testen. 
2. Es sollte ein bundesweites Hochschulportal geben, über das man sich zentral an allen Universitäten bewerben kann. 
3. Keine Studiengebühren!
4. BaföG anheben und gerechter verteilen. Von meinem derzeitigen BaföG kann ich definitiv nicht leben.

10. Was hältst du von der Freigabe von Cannabis für den persönlichen Gebrauch?
Bin ich dafür. Das ist ehrlich gesagt eine Frage, über die schon viel zu lange diskutiert wird. Ich wohne in der Nähe von den Niederlanden, hier ist es normal, dass man über die Grenze in den Coffeeshop fährt. Ich sehe für den  Staat viele Vorteile. Mehr Steuern, weniger Arbeit für die Polizei.

Antworten an Sahra Wagenknecht

Laura Joaquim, 20
lebt in Münster und arbeitet bei einer Kosmetikfirma als Make-Up-Artistin.

1. Bist du der Meinung, dass eine ausreichende Auswahl an politischen Alternativen bei den Bundestagswahlen zur Verfügung steht?
Ich werde nicht wählen und das ist eine ganz bewusste Entscheidung, auch wenn immer gesagt wird, dass jede Stimme zählt. Ich habe nicht das Gefühl, dass meine Stimme zählt, weil am Ende doch das Geld regiert. Das hat man in den USA bei Trump gesehen, da haben weniger politische Inhalte, als Geld die entscheidende Rolle gespielt. In Deutschland wird das genauso laufen. Wenn eine Partei erst mal an der Macht ist, spielen die Inhalte der Wahl keine Rolle mehr und jeder verfolgt seine eigenen Machtinteressen. Deshalb kommt keine Partei für mich in Frage. Das fühlt sich frustrierend an, aber es ist auch der Grund, warum ich mich von Politik fernhalte.

2. Wie informierst du dich über politische Ereignisse und fühlst du dich gut informiert?
Die Mainstreammedien interessieren mich wenig. Ich schaue mir oft Dokumentationen auf Youtube an. Da geht es um alles Mögliche, manchmal auch politische Themen. Meistens schaue ich dann, was mir nach einem Video vorgeschlagen wird und klicke mich so von einer Doku zur nächsten. Aber in meinem persönlichen Umfeld, in der Familie oder mit meinen Freunden spreche ich selten über Politik, außer wenn sowas wie Trump passiert.

3. Möchtest du in deinem Leben einen Beitrag leisten die Gesellschaft zu verändern? Was ist für dich das wichtigste Ziel im Leben?
Mein persönliches Ziel ist, dass ich mit mir selbst zufrieden sein kann. Ich hatte es nicht leicht in der Schule. Da hatte ich das Gefühl, dass sehr viel psychischer Druck von der Gesellschaft ausgeübt wird, was man erreichen muss im Leben und was Erfolg bedeutet. Das hat mich extrem unzufrieden gemacht und ich brauchte eine Weile zu akzeptieren, dass mir ein anderer Weg guttut. Jeder sollte das Recht haben, etwas zu finden, was ihn oder sie zufrieden macht. Ich kann meinem Umfeld nur das wiederspiegeln, was ich selber für mich gefunden habe.

4. Freust du dich auf den Eintritt ins Berufsleben? Was bedeutet »gute Arbeit« für dich?
Naja, ich arbeite ja schon seit einem Jahr und tatsächlich ist das sehr viel besser als Schule. Aber das liegt auch daran, dass mir mein Job echt Spaß macht und ich nette Kollegen habe. Man sollte sich auf der Arbeit wohlfühlen und nicht jeden Montag denken „Oh Gott, wann ist wieder Wochenende“. Klar, Geld gehört auch dazu. Das sollte so viel sein, dass man davon gut leben kann und alle Grundbedürfnisse abgedeckt sind: Essen, eine kleine Wohnung und ein gutes Bett. Aber das steht für mich nicht an erster Stelle.

5. Was macht dir am meisten Angst? Und könnte Politik etwas tun, um diese Sorgen zu verringern?
Ich habe Angst vor Krieg. Dass überall auf der Welt Konflikte mit Waffen geregelt werden, müsste nicht sein. Daran könnte die Politik etwas ändern, tut sie aber nicht. Das ist auch ein Grund, warum ich nicht wähle: All die Kriege und Waffenexporte zeigen, dass Geld wichtiger ist als Menschenleben. Ich glaube auch nicht, dass sich das mit einem Regierungswechsel ändern würde. Wenn eine Partei an der Macht ist, muss sie sich diesen Gesetzen beugen.

6. Sind deiner Meinung nach Vermögen und Einkommen in Deutschland gerecht verteilt und sollte die Politik daran etwas ändern?
Es gibt so viele reiche Menschen, die immer noch so viel mehr Geld als die Mehrheit der Gesellschaft besitzen. Auch daran könnte die Politik etwas ändern, aber ich habe nicht das Gefühl, dass das in ihrem Interesse liegt. Sonst hätten wir schon längst ein bedingungsloses Grundeinkommen oder zumindest mal darüber abgestimmt.

7. Siehst du deine Privatsphäre im Internet ausreichend geschützt oder sollte die Politik daran etwas ändern?
Ich habe wenig persönliche Dinge auf Facebook und nutze das auch sonst nicht so viel. Wenn ich mal ein Bild von meinem Mittagessen reinstelle, warum nicht? Das dürfen ruhig alle sehen. Ich hiffe nur, dass meine Kontodaten ausreichend geschützt werden.

8. Sollte es eine gemeinnützige Alternative zu Facebook und Whatsapp geben, die nicht auf Profit aus ist und den Schutz Ihrer Daten garantiert?
Ich glaube nicht, dass sich Alternativen lange halten, ohne dann doch Geld zu machen. Bei anderen Seiten wie dem Second-Hand Portal Kleiderkreisel.de hat das auch nicht geklappt. Sobald eine alternative Idee läuft, wird sie früher oder später kommerzialisiert.

9. Was nervt dich an Parteien am meisten? Könntest du dir trotzdem vorstellen, in einer mitzumachen?
Bestimmt könnte ich mich für einzelne Inhalte aus den Wahlprogrammen begeistern, aber es gibt keine Partei, die mich besonders interessiert. Mich nervt, dass am Ende doch alle Parteien gleich sind, wenn sie an die Macht kommen. In meinem Alltag oder am »großen Ganzen« verändert sich dadurch nichts und deshalb gehe ich eben aus Prinzip nicht wählen.

10. Es soll Leute geben, die sind »stolz, Deutsche zu sein«. Dabei haben sie dazu gar keinen Beitrag geleistet. Was würde dich stolz machen?
Ich finde, man muss nicht jede Aussage politisieren. Stolz ist ein sehr individuelles Gefühl und Menschen sind aus den unterschiedlichsten Gründen auf Dinge stolz. Ich würde von mir selbst behaupten: Ich bin stolz, Deutsch-Portugiesin zu sein. Ich habe zwei Kulturen, zwei Sprachen, zwei Länder in denen ich mich wohlfühle. Ich bin stolz auf diese Vielfalt und dass ich sie mir beibehalte. Wer will, darf meinetwegen auch stolz auf sein dickes Auto sein, aber ich wäre eher stolz darauf, im Leben das zu finden, was mich zufrieden macht.

11. Wenn du einen Wunsch freihättest, wie die Welt sich ändern soll, welcher wäre das?
Ich wünsche mir, dass Frauen überall auf der Welt endlich gleich behandelt werden. Ich habe jedes Mal eine solche Wut, wenn ich von Vergewaltigungen, Beschneidungen oder Zwangshochzeiten lese. Aber auch diese veralteten Rollenbilder in Deutschland regen mich auf. Als Frau muss man auch 2017 noch immer wieder unter Beweis stellen, dass man gleich viel Respekt verdient wie ein Mann. Ob das um Bezahlung im Job geht oder einfach nur die Bewertung von Kleidung. Ich wünsche mir, dass Frauen nicht verurteilt und beleidigt werden, nur weil hauptsächlich Männer immer noch diese veralteten Bilder im Kopf haben.


Janina Ott, 19
ist mit Sozialhilfe aufgewachsen. Bald wird sie eine Ausbildung zur Logopädin beginnen. Wählen will sie nicht.

1. Bist du der Meinung, dass eine ausreichende Auswahl an politischen Alternativen bei den Bundestagswahlen zur Verfügung steht? 
Die Auswahl ist groß genug, aber manche Themen sollten die Parteien wichtiger nehmen – gerade das Thema Armut. Ich habe das Gefühl, dass sich selbst die Linke nicht genügend damit beschäftigt.

2. Wie informierst du dich über politische Ereignisse und fühlst du dich gut informiert?
Ich informiere mich im Internet, das reicht mir völlig. Wenn jemand was bei Facebook teilt oder mich eine Überschrift anspricht, klicke ich drauf. Meistens scrolle ich weiter. Nachrichten gucke ich nicht, weil ich denen nicht vertraue.

3. Möchtest du in deinem Leben einen Beitrag leisten die Gesellschaft zu verändern? Was ist für dich das wichtigste Ziel im Leben?
Wenn ich könnte, würde ich das gerne. Bisher fehlt mir aber noch die Idee. Mein persönliches Ziel ist ein geregeltes Leben, kein ständiges Auf und Ab. Wenn ich mal einen guten Job und eine Wohnung habe, möchte ich dort bleiben.

4. Freust du dich auf den Eintritt ins Berufsleben? Was bedeutet »gute Arbeit« für dich?
Ich freu mich tierisch darauf. Immerhin habe ich zwei Jahre auf meine Ausbildung gewartet. Ich hatte einen Platz, habe aber kein Bafög bekommen. Das lag daran, dass meine Mutter Sozialhilfe bekommt und die Ämter sich nicht einigen konnten. Ein Reporter von der Lokalzeitung hat dann einen Artikel geschrieben, daraufhin haben die Leser 16.000 Euro gespendet. Im Oktober kann ich die Logopädie-Ausbildung endlich anfangen. Gute Arbeit ist für mich eine faire Bezahlung, ohne Unterschiede zwischen Männern und Frauen.

5. Was macht dir am meisten Angst? Und könnte die Politik etwas tun, um diese Sorgen zu verringern?
Die hohen Erwartungen in der Logopädie-Ausbildung machen mir Druck. Man braucht ein großes medizinisches Wissen. Viele Fächer auf meinem Stundenplan sind komplett neu für mich – manchmal sagt mir nicht mal der Name etwas. Ich weiß nicht, wie die Politik das lösen könnte.

6. Sind deiner Meinung nach Vermögen und Einkommen in Deutschland gerecht verteilt und sollte die Politik daran etwas ändern?
Meine Mutter ist krank und kann nicht arbeiten, mein Vater zahlt keinen Unterhalt. Am Monatsende müssen wir sparsamer werden und Pfandflaschen zurückgeben, die sich angesammelt haben. Oder unsere Bekannten leihen uns was. Ich konnte nicht mal zur Abschlussfahrt von der Realschule. Das hat mich tierisch gewurmt: Alle haben sich in Berlin vergnügt, und ich musste in der Schule sitzen. Aber von dem Geld konnten wir drei Wochen leben. Wenn Freunde Döner essen, habe ich mein geschmiertes Brot dabei. Die Politik sollte etwas tun, aber es passiert nichts. Deshalb gehe ich auch nicht wählen.

7. Siehst du deine Privatsphäre im Internet ausreichend geschützt oder sollte die Politik daran etwas ändern?
Ich fühle mich überhaupt nicht geschützt. Wenn ich etwas auf Ebay suche, wird mir kurz darauf bei Amazon dasselbe Produkt vorgeschlagen. Auch diese Cookies, die man akzeptieren muss, um eine Seite überhaupt ansehen zu können, gehen gar nicht. Ich nehme Privatsphäre sehr ernst und poste kaum etwas auf Facebook.

8. Sollte es eine gemeinnützige Alternative zu Facebook und Whatsapp geben, die nicht auf Profit aus ist und den Schutz Ihrer Daten garantiert?
Ja, ich finde, es sollte eine Alternative mit mehr Datenschutz geben. So etwas wie Snapchat finde ich einen Anfang, weil da Nachrichten nach dem Verschicken wieder gelöscht werden. Zumindest sagt Snapchat das.

Der Fragebogen von Sahra Wagenknecht

9. Was nervt dich an Parteien am meisten? Könntest du dir trotzdem vorstellen, in einer mitzumachen?
Dass sie Versprechungen machen, die sie nicht einhalten. Ich kann mir nicht vorstellen, da mitzumachen.

10. Es gibt Leute, die sind »stolz, Deutsche zu sein«. Dabei haben sie dazu gar keinen Beitrag geleistet. Was würde dich stolz machen?
Mich würde stolz machen, wenn es hier gerechter wäre und es allen gut ginge. Egal, ob das die eigenen Leute sind oder die Flüchtlinge.

11. Wenn du einen Wunsch freihättest, wie die Welt sich ändern soll, welcher wäre das?
Ganz klar: Die Terroranschläge sollen aufhören.

Antworten an Katrin Göring-Eckardt, Bündnis 90/Die Grünen

Rania Daoudi, 18
hat gerade ihr Abitur in Rüsselsheim am Main gemacht und wird Jura studieren. Sie ist in Deutschland geboren, ihre Eltern kommen aus Marokko.

1. Was ist der beste Ort der Welt?
Mein Zuhause. Ich bin ein totaler Familienmensch und mag das Gefühl von Geborgenheit. Meine Uni für das Jura-Studium ist total nah, deshalb bleibe ich erst mal hier bei meinen Eltern und Geschwistern.

2. Wofür gehst du auf die Straße?
Für mehr Gerechtigkeit. Alle Menschen sollen gleich behandelt werden, unabhängig von Hautfarbe und Herkunft.

3. Dein Leben mit 28 in drei Emojis!

✨🌃♡

4. Die beste Idee?
An andere zu denken, bevor man handelt.

5. Und die schlechteste?
Nur an sich zu denken, bevor man handelt.

6. Wir beide tauschen für ein Jahr, was machst du als erstes, was ganz anders?

Ich würde als erstes versuchen, in einem sozialen Brennpunkt durch Reformen durchzugreifen. Vor allem würde ich Bildungsangebote schaffen, um Integration hinzubekommen.
Ganz anders: Ich würde das, was ich verspreche, auch umsetzen.

7. Gleichberechtigung der Frau – läuft?
Im Moment hapert es noch an den meisten Stellen, zum Beispiel bei der fairen Lohnverteilung oder der Arbeitsstellenvergabe. Vor allem bei höheren Positionen werden Männer bevorzugt eingestellt, weil sie eben nicht schwanger werden können. Dagegen sollte schnellstens etwas unternommen werden.

8. Wie werden deine Kinder mobil sein?
Gute Frage – wahrscheinlich werden die fliegen oder so.

9. Was kannst du besser als deine Eltern?
Organisieren und Unterlagen vor der Deadline abgeben. Ich kümmere mich sogar um Kündigungen von Handyverträgen und Reklamationen.

10. Die größte Ungerechtigkeit?
Wie gesagt: Wenn Menschen nicht gleich behandelt werden.

11. In welcher Frage, Meinung, Angelegenheit bist du die Minderheit?

Darin, dass man nicht alles so streng sehen sollte. Es gibt das ja auch unter den Jugendlichen, das sie festgefahren sind und sagen: »Der ist Kurde und ich bin Türke.« Das ist eigentlich ziemlich traurig. Wenn man so einen Tunnelblick hat, verpasst man doch so viel. Ich bin der Meinung, Überzeugungen sind ein Gefängnis. Die sollten sich also mal lockerer machen. Eigentlich sind doch alle gleich.

12. Arm oder reich?
Keins von beidem! In Armut zu leben ist nicht schön. Geld erleichtert einem vieles, aber ich glaube, wenn du dir alles leisten kannst, verliert das für dich auch an Wert. Und andere Dinge gehen unter.

13. Deine Zukunft: Eher Kanzlerin oder eher Youtuberin?
Bei beidem hat man Macht. Ich glaube aber, ich würde lieber Kanzlerin sein. Da kann man auch auf politischer Ebene was bewegen – und sogar über Deutschland hinaus.

14. Du hast drei Wünsche frei und eine Million – aber nicht für dich, was machst du?
Ich würde die Million in eine Stiftung investieren und Projekte finanzieren, die zu mehr sozialer Gerechtigkeit führen sollen. Meine drei Wünsche sind nämlich:
1. Weltfrieden
2. Ein Ende des Terrors
3. Keine Armut

15. Döner oder Brokkoli?
Ich liebe Döner!

Foto: Robin Kater

Lea van Acken, 18
lebt als Schauspielerin in Berlin. Bekannt wurde sie mit einem Auftritt in der Serie »Homeland« und der Hauptrolle als Anne Frank. Bald macht sie ihr Abi im Schwerpunkt Politik und Wirtschaft.

1. Was ist der beste Ort der Welt?
Der Ort, an dem ich mit mir und meiner Umgebung in totalem Einklang bin, das kann überall sein. Im Moment ist das Berlin, da ich da das Gefühl habe, mich zu entwickeln, tolle Freunde um mich habe und die Stadt einfach sehr liebe...

2. Wofür gehst du auf die Straße?
Ich würde für vieles auf die Straße gehen, gegen Rassimus, Tierschutz für mehr Gerechtigkeit... Alles, was sich gerade so anfühlt, als müsste man dafür kämpfen.

3. Dein Leben mit 28 in 3 Emojis!
😂😍🎭

4. Deine beste Idee?
Haha, auf die warte ich noch ;) Ich glaube, zu versuchen mich nur pflanzlich zu ernähren.

5. Und die schlechteste?
Ich hatte schon einige schlechte Ideen, aber bisher hatten diese keine großen Auswirkungen. Deswegen ist mir keine präsent im Kopf.

6. Wir beide tauschen für ein Jahr, was machst du als erstes, was ganz anders?

Das ist eine interessante Frage, da ich ja nie alleine entscheiden könnte... Ich würde versuchen, mich verstärkt für die Aufklärung über die Vorteile der pflanzlichen Ernährung einzusetzen.

7. Gleichberechtigung der Frau – läuft?
Wenn man sich die ganze Welt anschaut, leider gar nicht. In Deutschland hat sich schon viel getan, wenn man bedenkt, dass vor nicht allzu langer Zeit noch die Männer entschieden haben, ob ihre Frauen arbeiten dürfen. Trotzdem könnte sich gerade in der Berufswelt noch einiges tun.

8. Wie werden deine Kinder mobil sein?
Mit dem Fahrrad oder öffentlichen Verkehrsmitteln, gerade in der Stadt ist das ja gar kein Problem.

9. Was kannst du besser als deine Eltern?
Mit Instagram umgehen, bisschen traurig... HAHA, aber ich hoffe, dass sich die nächsten Jahre noch andere Dinge raus stellen werden.

10. Die größte Ungerechtigkeit?
Der Kapitalismus und der Drang im Menschen nach Macht ohne Rücksicht auf Verluste... Aber da ich auch ans Schicksal glaube, irgendwie auch das Schicksal: Wieso werden manche Menschen krank oder haben immer und immer wieder Pech?

11. In welcher Frage, Meinung, Angelegenheit bist du in der Minderheit?
Darüber habe ich noch nie nachgedacht... Und das zeigt doch irgendwie auch, dass in unserer Gesellschaft etwas sehr in Ordnung ist, oder?

12. Arm oder reich?
Egal, Hauptsache glücklich und im Einklang mit sich selbst, obwohl ich zugeben muss, dass ich schon weiß, dass es in unserer Welt um einiges leichter ist mit etwas mehr Geld zu leben....Aber Geld kauft am Ende des Tages eben doch kein Glück oder Liebe.

13. Deine Zukunft: eher Kanzlerin oder eher Youtuberin?
Da Youtuber heute schon so viel Macht haben, vielleicht eine Youtuberin, die sich politisch engagiert und versucht, die Jugend aufzuklären und Dinge, die in der Welt passieren, zu hinterfragen.

14. Du hast drei Wünsche frei und eine Million – aber nicht für dich, was machst du?
Ich würde mir mehr Liebe und weniger Hass für die Welt wünschen, genug zu Essen und ein sicheres Zuhause für alle und dass wir mit unserer Umwelt und auch uns selbst besser umgehen...
Mit einer Million könnte man viel anstellen. Ich würde vielleicht eine Organisation gründen, die über falschen Konsum, Ausbeutung, ungesunde Lebensweise, Verbrechen an Menschen und umweltbewusstes Leben und und und aufklärt.

15. Döner oder Brokkoli?
Auf jeden Fall Brokkoli, ich bin immer überzeugter davon, dass tierische Produkte für den Menschen eher schädlich sind... Außerdem ist Brokkoli einfach lecker :)

Antworten an Alice Weidel, AfD

Cana Durmusoglu, 21
studiert in Berlin Literatur und Politikwissenschaften. Seitdem es PEGIDA gibt, würde sie nicht mehr nach Dresden gehen.

1. Was sind für dich persönlich die wichtigsten Vorteile der EU, die du ohne sie nicht hättest?
Man kann problemlos reisen und überall arbeiten. Nach dem Abi habe ich überlegt, in England zu studieren. Es wäre relativ unkompliziert gewesen. Mit dem Brexit wird sich das ändern.

2. Kann man an der EU aus deiner Sicht noch etwas verbessern?
Ich wünsche mir, dass die EU in humanitären und sozialen Fragen enger zusammenarbeitet. Bei der Aufnahme von Flüchtlingen sollten sich alle beteiligen. Momentan habe ich aber das Gefühl, am Ende macht jeder, was er möchte.

3. Hältst du Zuwanderung in jedem Fall für positiv?
In einer globalisierten Welt wird sich Zuwanderung nicht verhindern lassen. Eine gute Politikerin sollte sich also lieber überlegen, wie sie das Zusammenleben in Deutschland für alle Menschen möglichst positiv gestalten kann.

4. Hast du den Eindruck, dass sich die Sicherheitslage in Deutschland in den letzten Jahren geändert hat?
Ich bin in einem Dorf in Hessen aufgewachsen. Meine Mutter wurde dort geboren, mein Vater kommt aus der Türkei. In meiner Schule gab es kaum Kinder mit Migrationshintergrund. Dass mein Name anders klingt oder ich etwas dunklere Haare habe, war mir gar nicht richtig bewusst. 2010 gab es dann die große Sarrazin-Debatte. Zum ersten Mal in meinem Leben überkam mich das Gefühl, in Deutschland nicht erwünscht zu sein. Als dann die Berichte über die NSU-Morde im Fernsehen liefen, mischte sich zu dieser Verunsicherung auch Angst vor rassistisch motivierter Gewalt.

5. Sollten die Bürger ein Mitspracherecht bei wegweisenden politischen Entscheidungen haben?
Ich sehe Volksentscheide eher kritisch, weil man für viele politische Fragen ein Fachwissen braucht. Vielen Bürgerinnen und Bürgern fehlt die Zeit, sich so genau über komplexe Themen und alle möglichen Folgen einer politischen Entscheidung zu informieren. Zudem werden oft falsche Informationen gestreut – das hat man ja beim Brexit gesehen.

6. Warum ist die Ehe für alle für dich ein wichtiges Thema?
Weil niemand wegen seiner Sexualität diskriminiert werden darf. Die Ehe für Alle ist ein wichtiger Schritt in Richtung Gerechtigkeit – aber im Alltag leiden LGBTQ noch unter Diskriminierung. Wenn homosexuelle Paare aus meinem Freundeskreis auf der Straße Händchen halten oder sich küssen, werden sie immer noch schräg angeguckt.

7. Glaubst du, dass der Islam eine Bereicherung für die westliche Wertegemeinschaft ist?
Um diese Frage beantworten zu können, bräuchte ich eine Erklärung, was genau Sie mit westlichen Werten meinen. Es ist doch klar, dass unter solchen Schlagworten jede und jeder etwas anderes versteht. Sie spekulieren darauf, dass sich viele Menschen erstmal mit dem Begriff identifizieren, auch wenn er für alle individuell eigentlich etwas anderes bedeutet. Im nächsten Schritt entwerfen Sie das Feindbild Islam, das mit »den« westlichen Werten nicht zu vereinbaren sei. Ich würde mir wünschen, dass Sie deutlicher benennen, worüber Sie diskutieren möchten.

8. Sind Islam und Frauenrechte kompatibel?
Ich persönlich bin überhaupt nicht religiös. Aber mein Eindruck ist, dass alle großen Glaubensgemeinschaften noch Probleme haben, wenn es um einen zeitgemäßen Umgang mit Gleichberechtigung von Frauen und Homosexualität geht. Deshalb finde ich es fraglich, diese Probleme nur beim Islam zu suchen.

9. Was verstehst du unter Multikulti?
Dass verschiedene Kulturen getrennt voneinander in einem Land leben. Dieses Konzept sehe ich aber kritisch. Wünschenswert wäre, dass alle Menschen in einer Gesellschaft miteinander leben – ohne dass Herkunft, Hautfarbe oder Religion überhaupt eine Rolle spielen.

10. Denkst du, Deutschland wird in zehn Jahren in puncto Sicherheit und Wohlstand besser oder schlechter dastehen als heute?
Ich frage mich, ob Wohlstand überhaupt so wünschenswert ist, wenn man ihn nur an wirtschaftlichem Wachstum misst und der Preis dafür der Verbrauch von nicht erneuerbaren Energien ist. Mehr »Sicherheit« in Form von permanenter Videoüberwachung oder Vorratsdatenspeicherung wünsche ich mir auch nicht. Denn der Preis dafür ist Freiheit.

Schaja Aenehsazy, 21
studiert angewandte Kognitionswissenschaften an der Universität Duisburg und ist in Freiburg aufgewachsen. Ihre Familie ist in den Achtziger Jahren aus dem Iran eingewandert.

1. Was sind für dich persönlich die wichtigsten Vorteile der EU, die du ohne sie nicht hättest?
Die Möglichkeit, spontan zu verreisen und einige Lebensmittelbestimmungen wie das Verbot von Gentechnik und Pestiziden, die den Verbrauchern Sicherheit geben.

2. Kann man an der EU aus deiner Sicht noch etwas verbessern? 
Stärker gemeinsam gegen Klimawandel vorgehen. Mehr Flüchtlingen einen einfachen Weg ins »sichere« Europa gewähren, EU-weite Lösungen und Strategien für bessere Versorgung und Unterbringung finden! Weniger Lobbyismus durch Konzerne.

3. Hältst du Zuwanderung in jedem Fall für positiv?
Zuwanderung hat leider häufig negative Ursprünge wie Krieg und Armut, trotzdem können wir in Europa und auch hier in Deutschland von dem Zuwachs profitieren. Zuwanderung bereichert uns, nicht nur im wirtschaftlichen, sondern auch im kulturellen Sinn. Wir lernen Menschen aus anderen Ländern kennen, können mit in ihren Alltag abtauchen. Hätten meine Großeltern und meine Eltern Mitte der Achtziger Jahre nicht die Chance gehabt, aus dem Iran nach Deutschland zu kommen, hätte meine älteste Schwester nicht ihren Viertel-Tschechisch-Dreiviertel-Deutschen Freund kennen gelernt, meine andere Schwester wäre nicht mit einem Deutschtürken zusammen und ich hätte nie meinen Freund getroffen, der zur Hälfte deutsch, zur Hälfte kroatisch ist! Unsere Kinder werden eine neue multikulturelle Generation bilden, in der Unterschiede keine Rolle mehr spielen werden.

4. Hast du den Eindruck, dass sich die Sicherheitslage in Deutschland in den letzten Jahren geändert hat?
Für mich persönlich nicht. Ich bin in meiner Heimatstadt Freiburg in einer Hochhaussiedlung aufgewachsen, die stark von Menschen mit Migrationshintergrund geprägt war. Nachts allein durch die Straßen zu gehen war für mich nie ein Problem.

5. Sollten die Bürger ein Mitspracherecht bei wegweisenden politischen Entscheidungen haben?
Theoretisch haben sie es schon jetzt, oder? Wir haben doch das Wahlrecht. Ich sehe allerdings das Problem, dass viele Bürger glauben, zwischen vielen schlechten Parteien nur das kleinste Übel wählen zu können. Volksabstimmungen finde ich eigentlich cool. Ob sie aber wirklich die richtige Lösung sind, weiß ich nicht, siehe Brexit.

6. Warum ist die Ehe für alle für dich ein wichtiges Thema?
Ich habe schwule und lesbische Freunde an der Uni und empfinde pures Glück, wenn ich daran denke, dass sie frei und unabhängig leben können und vor allem, dass sie seit neustem auch ganz klassisch heiraten können. Ich freue mich jetzt schon auf die Hochzeitsfeiern!

7. Glaubst du, dass der Islam eine Bereicherung für die westliche Wertegemeinschaft ist?
Ja, ein friedlicher Islam ist sicher eine Bereicherung, genauso wie ein friedliches Christentum. Ihre Frage ist zwar offen formuliert, macht mich aber stutzig. Warum fragen wir uns nicht lieber »Wie können wir die positiven Kräfte im Islam stärken, um die negativen Konnotationen zu entkräften?«

8. Sind Islam und Frauenrechte kompatibel?
Auf jeden Fall! Meine Großmutter war streng gläubig und ist oft nach Mekka gereist, trotzdem kenne ich sie als selbstständige, starke Frau, die sich von keinem etwas hat sagen lassen. Mein Großvater war ein moderner, liebevoller Mann. Schon einmal vom islamischen Feminismus gehört? Schauen sie mal auf Wikipedia.

9. Was verstehst du unter Multikulti?
Ein ständiger Austausch vieler interessanter Kulturen, so wie ich es als Kind erlebt habe. Unsere Nachbarn in der Hochhaussiedlung waren Portugiesen, Italiener, Bosnier, Russen, Ungarn, Russen, Iraner, alles Mögliche. Ich habe mich in dieser Vielfalt sehr wohl gefühlt.

10. Denkst du, Deutschland wird in zehn Jahren in puncto Sicherheit und Wohlstand besser oder schlechter dastehen als heute?
Ich wünsche mir, dass Deutschland weiter zusammenwächst und den Strom der Zuwanderung nicht weiter als Bedrohung sieht. Denn was machen wir, sollten wir einmal aus Deutschland fliehen müssen? Egal, wie unwahrscheinlich das ist: Würden wir nicht wollen, dass uns auch geholfen wird? Wären wir nicht dankbar für jede helfende Hand?

Antwort an Joachim Herrmann, CSU


Alina Achtziger, 18

wohnt in Bamberg, studiert Geografie und ist Mitglied der Satire-Partei Die PARTEI.

1. Werden Sie am 24.9. Wählen gehen? Wenn ja, warum? Wenn nein, warum?
Ja, ich werde auf jeden Fall wählen gehen. Ich bin froh, dass ich in einer Demokratie lebe und empfinde das als großes Privileg. Nichtwählen ist ein Unding, wenn nicht gar Verbrechen an der Demokratie. Das Privileg der Wahl sollten wir schätzen, viele Menschen auf der Welt können nicht mit über die Politik ihres Landes entscheiden. Zudem sind die meisten Leute, die gerade Politik machen und wählen gehen alte Menschen. Die müssen den Scheiß, den sie anrichten nicht mehr ausbaden. Das bleibt stattdessen an uns jungen Menschen hängen. Außerdem möchte ich mich gerne selbst wählen.

2. Wie stark interessieren Sie sich für das politische Leben? Lesen Sie Zeitung, schauen Sie Nachrichtensendungen Im Fernsehen?
Ich bin sehr interessiert an Politik, informiere mich online und über TV-Nachrichten und auch über die Zeitung über aktuelle politische Themen. Ich diskutiere auch gerne mit Freunden, Bekannten aber auch Fremden immer wieder. Durch Gespräche eröffnen sich neue Blickwinkel. Man selbst weiß ja nie alles und durch andere Menschen kann man immer neue Dinge erfahren. Ich selbst bin eher zufällig dazu gekommen, selbst Politik zu machen und kandidiere für die PARTEI. Ich finde es toll, dass jeder in unserem Land die Möglichkeit hat, sich politisch einzubringen; dafür stehen ja viele Parteien zur Auswahl. Ich habe die PARTEI für mich entdeckt, weil dort viele verschiedene Menschen sind, die sich dafür einsetzen, Politik auch für die Menschen zu machen, die sich sonst nicht so viel mit politischen Themen beschäftigen.

3. Bei welchen Fragen sollen Bürger mehr eingebunden werden um das Bewusstsein für Demokratie zu stärken?
Ich finde, dass man Wahlkampf mehr mit Fakten als mit inhaltsleerem Populismus führen sollte. Bei Themen wie sozialer Gerechtigkeit, aber auch des Rüstungsexports, sollten Bürger informiert und klar über die Zielen der Parteien aufgeklärt werden. Bei den meisten Parteien stehen platte Sprüche im Vordergrund, ohne jeglichen Inhalt. Das finde ich schade. Es sollte nicht darum gehen, Wähler nur mit leeren Versprechungen zu gewinnen, ohne ihnen Fakten über die konkreten Ziele einer Partei an die Hand zu geben. Parteien sollten ihre Positionen stattdessen viel klarer aufschlüsseln und verständlicher kommunizieren.

4. Würden Sie sich mehr für Politik interessieren, wenn Sie bei wichtigen Themen in bundesweiten Volksabstimmungen mitentscheiden dürften?
Mein persönliches Interesse würde es nicht verstärken, weil ich schon so sehr interessiert an der Politik bin. Bei großen Teilen der Bevölkerung würde ich eine solche Tendenz aber vermuten. Ich selbst sehe Volksabstimmungen trotzdem kritisch, weil man so auch vielen Menschen ein Abstimmungsrecht über Themen geben würde, über das sie sich vorher vielleicht nur schlecht oder gar nicht informiert haben. Wie wir beim Brexit gesehen haben, lassen sich viele Menschen leicht von Populismus beeinflussen. Und reine Emotionen, die durch leere Wahlsprüche geschürt werden, sollten niemals zu wichtigen politischen Entscheidungen eines Landes führen.

5. Würde Sie der Arbeitsalltag eines Politikers interessieren?
Absolut. Besonders seit ich gehört habe, dass es im Bundestag einen Swimmingpool gibt. Ich finde auch, dass Gehälter von Politikern transparenter sein müssten. Als zukünftige Abgeordnete der PARTEI  möchte ich schließlich wissen, ob ich meine 9327 Euro im Monat auch bekomme, wenn ich ab und an ein paar Runden in diesem Pool drehe. Das funktioniert bei den Politikern der CSU ja anscheinend auch.

6. Welches Thema liegt Ihnen am Herzen?
Mir liegen vor allem die Themen Integration, soziale Gerechtigkeit sowie die Schulbildung am Herzen. Es sollte ein einheitliches Schulsystem geben, Bildung darf nicht länger Ländersache sein.

7. Was bedeutet Bayern für Sie?
Bayern ist für mich das Bundesland in Deutschland, das immer etwas extravagant ist und häufig etwas hinterher hinkt, was Fortschritt betrifft.

8. Was ist gut an Bayern – außer dem FC Bayern?
Den FC Bayern finde ich nicht gut. Aber die Landschaft hier finde ich ganz nett. Und außerdem erfreut mich natürlich die seit 1957 andauernde Regentschaft der CSU. Was könnte schöner sein, als unter alten Monarchen zu leben?

9. Welchen Stellenwert hat Sicherheit für Sie? Und welche Partei besitzt die nötigen Kompetenzen?
Sicherheit besitzt für mich keinen so hohen Stellenwert wie Freiheit. In einer freien Gesellschaft kann es niemals vollständige Sicherheit geben. Das muss es auch nicht. Dabei geht es gar nicht so sehr um spezielle Kompetenzen irgendeiner Partei, sondern um gesunden Menschenverstand. Die PARTEI aber hat neulich erst Kondome in der Innenstadt verteilt. Ich finde, damit trägt sie schon sehr deutlich zur Sicherheit in unserem Land bei.

10. Ist für Sie Politik Zukunft verwalten oder Zukunft gestalten?
Politik ist letzten Endes auch Organisation. Und ein Land mit mehr als 81.000.000 Einwohnern zu organisieren erfordert sicherlich viel Arbeit und Verwaltung. Die Möglichkeiten, die durch Politik gegeben sind, führen aber auch zu einem Gestaltungsauftrag. Mit Politik kann man viel ändern und Dinge gestalten, als Politiker sollte man das dann auch tun, anstatt nur leere Sprüche und Versprechen zu klopfen.

Fotos: privat/Marian Schmied/Robin Kater/Jeanne Degraa; Illustrationen nach Fotos von dpa: Florian Bayer