Wenn Horst Seehofer heute von einem Journalisten gefragt werden würde, wie es seinem Baby geht und der Mutter des Kindes, Anette Fröhlich, oder wie seine Frau Karin und er inzwischen mit der ganzen Sache umgehen, würde er sagen: »So, wie es sich gehört. Und lassen Sie mich damit in Ruhe. Dazu ist alles gesagt.« Aber es fragt ihn keiner.
Und das ist das eigentlich Interessante an der alle bisherigen Tabus brechenden Berichterstattung aus dem Privatleben eines Ministers: Sie begann genau an dem Tag, als der Posten des CSU-Vorsitzenden durch Stoibers Rückzug überraschend vakant wurde. Sie wurde nahezu ausschließlich von Blättern und Magazinen der Häuser Springer und Burda betrieben. Und sie endete genauso schlagartig, als am 29. September der bayerische Wirtschaftsminister Erwin Huber vom Parteitag der CSU zum neuen Parteivorsitzenden der CSU gewählt wurde, Einigkeit Und Recht Und Freiheit gesungen war und auch Gott Mit Dir, Du Land Der Bayern. Seither hat es keine Anfrage mehr zum Thema gegeben und nicht eine Schlagzeile. Mehr muss man möglicherweise gar nicht wissen, um das Ganze als die perfideste Medienkampagne des Jahres 2007 einzuordnen. Wenn man Horst Seehofer fragt, ob auch er glaubt, dass es nichts als Kampagne gewesen ist mit dem Ziel zu verhindern, dass er CSU-Vorsitzender wird, sagt er: »Ich glaube das nicht. Ich weiß es.« Er erzählt, wie er gleich im Februar gedacht hat: »Niederschreiben könnt ihr mich, aber das Kreuz brecht ihr mir nicht.« Er hat sich an das Jahr 2002 erinnert, als er im Krankenhaus lag mit nur noch acht Prozent seiner Herzleistung und wusste: Das stehe ich durch, das überwinde ich. Geholfen hat ihm eine gewisse Gelassenheit und Distanz, die er seither zum politischen Betrieb hat und die ihm als Arroganz ausgelegt wird von denen, die das Hamsterrad noch nie verlassen haben.
Geholfen haben Edmund Stoiber und die Bundeskanzlerin. Beiden hatte er, gleich als es losging, gesagt: Wenn das eine Belastung ist, können Sie mich austauschen. Beide haben ihm Rückendeckung versprochen und auch gegeben. Ob er etwas anderes machen würde, wenn man noch einmal auf null stellen könnte, auf Anfang 2007? »Ich nicht«, sagt er. »Ich würde alles wieder genauso machen.« An manche Journalisten und Parteifreunde allerdings kann Horst Seehofer nicht mehr denken, ohne das Gefühl zu haben, sich sofort übergeben zu müssen.