Von St. Moritz aus wirkt der Corvatsch so einladend wie eine Mondlandschaft: nichts als Geröll, grau, steil, gefährlich. Auf der Mittelstation der Seilbahn, bei Fuorcla Surlej, ist endlich Alpenflora: lauter bunte Gräser und, ja, dort blüht der Enzian. Im Herbst ist vom Jetset nichts zu sehen; man trifft wenige Menschen, aber die vergisst man nie wieder: Eine Dame, mit ihren geflochtenen Zöpfen von zünftigem Aussehen, lädt einen ihrer beiden Hunde in einen Fahrradanhänger für Kinder; er hat ein gebrochenes Bein und kann doch nicht den ganzen Tag drinnen sitzen. Also zieht sie den Anhänger durchs Gebirge. Auf die Frage, ob das Wetter wohl hält – es sieht schwer nach Regen aus –, brummt sie nur: »Man hat doch Kleider.«
Eine sehr nette Berghütte steht neben einem See, kalt und schwarz wie die Nacht. Vor der Hütte hängt ein erlegtes Murmeltier. Zwei Jäger ziehen sich an, Schicht um Schicht, denn sie werden lange draußen bleiben und sich nicht rühren. Sie suchen weitere Murmeltiere – acht darf ein Jäger schießen pro Jahr. »Man muss sie nur richtig zubereiten«, sagt der eine, der aussieht wie Curd Jürgens in den Siebzigerjahren: »Erst sieden lassen, dann fünf bis sechs Tage in Wein und Gemüse einlegen.« Seitdem er seiner Frau einmal ein Murmeltier aufgetischt hat, sagt sie: »Brauchst mir keine Gemsen mehr bringen.«
Höhe: 3451m
Übernachten & Essen: Grand Hotel Kronenhof Pontresina, Tel. 0041/81/8303030, www.kronenhof.com, DZ ab 319 Euro inkl. Halbpension. Im barocken Grand Restaurant steht eine weiße Kerze auf jedem Tisch – mehr braucht es auch nicht, um diesen atemberaubenden Raum zur Geltung zu bringen. Das Frühstücksbuffet übertrifft alles!
Unbedingt: Vom Rosegtal für 16 Euro mit der Pferdekutsche zurück nach Pontresina fahren.