Continental Palace, Saigon
Kolonialherrschaft ist ein negativer Begriff, Vietnamkrieg ebenfalls. Das Schöne am Hotel »Continental Palace« in Saigon ist, dass es seine Anziehungskraft aus beidem bezieht. 1880 von den Franzosen im einstigen »Paris des Orients« erbaut, zeugt seine Eleganz vom Lebensstil der Plantagenherren, aber auch vom vergeblichen Krieg des weißen Mannes um die Vorherrschaft in Asien. Schriftsteller wie André Malraux und Graham Greene (Der stille Amerikaner, zweimal verfilmt) sowie zahllose Kriegsreporter haben im »Continental« gewohnt, geschrieben, gesoffen, geliebt. Schon zehn Jahre nach dem Abzug der Amerikaner haben die Kommunisten das Hotel für westliche Nostalgiker pietätvoll restauriert. Die Erinnerung lebt. Gefährliche Tage, schwüle Nächte, schöne Frauen. Mehr kann man vom Leben nicht verlangen.
Carlos Widmann
Continental Palace, 132-134 Dong Khoi St., Dist. 1, Ho Chi Minh city. Tel. 0084/8/8299201. DZ ab 70 Euro
Der perfekte Plan
Das perfekte Wochenende
Holiday Inn, Sarajevo
Das »Holiday Inn« in Sarajevo war zwischen 1992 und 1996 mein Lieblingshotel, weil es verschwenderischen Luxus bot, zum Beispiel im Restaurant unter der Erde drei Gerichte: Schnitzel, Rührei oder Jugoslawisches, im Zweifel Cevapcici. Und was für ein Luxus es war, ein sicheres Dach über dem Kopf zu haben, obwohl an der zerschossenen Hotelfront Einrichtungen und Leitungen heraushingen wie Eingeweide aus einem aufgeschlitzten Bauch. Oft tastete ich mich acht Etagen im Dunkeln hinauf zum Zimmer, denn Strom gab es nur sporadisch. Das Zimmerfenster war mit Plastik vernagelt. Aber so gespenstisch alles war – ich fühlte mich geborgen, weil das Hotel Sicherheit bot. Heute ist es wieder so, wie es für die Olympischen Winterspiele 1984 erbaut worden war. Trotzdem möchte ich es als Ruine während des Bosnien-Konflikts in Erinnerung behalten.
Peter Sartorius
Holiday Inn, Zmaja od Bosne 4, Sarajevo, 71000. Tel. 0800/181/3656. DZ ab 96 Euro. Der perfekte Plan
Das perfekte Wochenende
Thistle Charing Cross, London
Dieser Ort kennt viele Geschichten. Eine handelt von König Edward, der, untröstlich über den Tod seiner geliebten Frau Eleanor, an jeder der zwölf Stationen des Trauerzuges nach London ein Kreuz errichten ließ. Auch Charing bekam ein Kreuz. Eine Nachbildung des Originals bewacht den Eingang zur U-Bahn und zum heutigen »Charing Cross Hotel«. Das pompöse Haus, nun Teil der Thistle-Kette, wurde 1890 während des Eisenbahnbooms errichtet, als die florierenden englischen Companies ihre Zielbahnhöfe mit stolzen Luxushotels dekorierten. In einem der gut und kuschelig ausgestatteten Zimmer des aufwändigen Baus soll auch ein Gast namens Ripper gehaust haben, Jack the Ripper. Derlei Gruselgeschichten erzählt man sich am besten vor einem guten Essen in der geräumigen Bar – bis man nach einigen Sundownern glaubt, die gewaltigen Löwen am nahen Nelson-Denkmal knurren zu hören. Kann auch sein, dass einem auf dem Weg ins Bett, in der Galerie, die nach dem Muster von Queen Victorias Salonwagen gestaltet wurde, die »Großmutter Europas« höchstpersönlich erscheint – ja, es gibt Geschichten über Geschichten für neugierige Gäste am Wegkreuz der Königin Eleanor.
Birgit Weidinger
Charing Cross Hotel, The Strand, Central London, WC2N 5HX. Tel. 0044/ 870/3339105. Charingcross@Thistle.co.uk. DZ ab 215 Euro.
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Hotel Louis C. Jacob, Hamburg
Zu Recht behauptet die Werbung, dies sei ein Hotel für Leute, welche Hotels nicht mögen. Das »Jacob« am Hamburger Elbe-Hochufer ist »hanseatisch« durch und durch, zelebriert Understatement, präsentiert die gesammelte Kunst seiner Besitzer. Das Interieur ist eine Augenweide. In den Zimmern überraschen begehbare Kleiderschränke. Es gibt einen »Shoemaker in Residence« und als weiteren Luxus das besternte, französisch akzentuierende Restaurant. Dazu als Filiale die Weinstube »Kleines Jacob«. Vom Hotel aus genießt man die Perspektive eines Reeders, welcher auf der Elbe seine Dickschiffe zählt. Liebermann was here (1902), malte die Lindenterrasse des Jacob. Überhaupt verdient auch die Auf- und Niedergangsgeschichte des Hauses (seit 1791) einen Stern. Restauriert, erneuert 1997. Seitdem schwebt das Haus ganz oben. All die Schönheit kriegt man nicht für’n Appel und ’n Ei.
Claus Heinrich Meyer
Hotel Louis C. Jacob, Elbchaussee 401–403, 22609 Hamburg, Tel. 040/82255-0, www.hotel-jacob.de. DZ ab 175 Euro.
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Palais Jamai, Fes
Fünf Sterne und den gehörigen Komfort haben viele Herbergen. Das »Palais Jamai« hat dazu seinen eigenen Charme. Es wurde 1879 als Familiensitz eines Wesirs im maurischen Stil erbaut und in den Dreißigerjahren des letzten Jahrhunderts zum Hotel umgewandelt. Umgeben von großen Gärten mit Palmen, Orangen, Zitronen, Heilkräutern und Marmorbrunnen liegt es am oberen Rand des Kessels, in dem sich die Altstadt von Fes befindet. Sie ist durch die Gärten schnell zu Fuß zu erreichen, aber weit genug entfernt, wenn der Gast seine Ruhe haben will. Im Morgengrauen beginnen die Muezzine zu singen – in Fez überwiegend noch unaufdringlich, weil ohne Lautsprecher. Ihre verschiedenen Stimmen und der zeitlich leicht verschobene Gebetsruf von den vielen Minaretten ergeben einen Kanon von einmaligem Reiz.
Rudolph Chimelli
Palais Jamai, Bab Guissa 30000, Fes, Tel. 00212/35/634331. DZ ab 269 Euro.
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