Ballzauber

Damit unsere Mannschaft gewinnt, drücken wir Deutschen traditionell die Daumen. Doch unsere Gegner unterstützen ihre Teams mit wesentlich raffinierteren Methoden. Neun Beispiele.

1 Der heilige San Pankratius, der im Süden Spaniens verehrt wird, hat es nicht leicht. Erhört er die Gebete der Fußballfans nicht, droht ihm ein kaltes Schicksal: Er muss in den Kühlschrank, damit er beim nächsten Mal gehorsamer ist.
2 Gewinnt die brasilianische Mannschaft ein Spiel, ziehen viele Fans beim nächsten Spiel dieselbe Unterhose ungewaschen wieder an – so lange, bis die Mannschaft verliert.
3 Ein Shinto-Schrein für den Gott der Ballspiele Seidaimyojin fehlt während der WM in keinem japanischen Haushalt. Davor muss ein Fußball liegen.
4 Ohne die Hilfe der Jungfrau von Guadaloupe läuft im mexikanischen Fußball nichts. Wer seinen Lieblingsspieler vor Verletzungen schützen will, stellt ein Bild von ihm auf den Hausaltar.
5 Angolanische Priester legen Kräfte der gegnerischen Mannschaft lahm, indem sie Kräuter und ein Tierhorn zu einem Ball formen, mit Garn umwickeln und Schlösser dranhängen.
6 Togoische Priester bauen Kraftfiguren aus Holz, zünden die Zigarette im Mund der Figur an und übergießen sie mit Schnaps. Eine Autozündkerze soll die Kräfte der Mannschaft freisetzen, während die Energie der Gegner durch Vorhängeschlösser weggesperrt wird.
7 Die rot-grüne Krawatte des ehemaligen Premierministers José Manuel Durao Barroso brachte dem portugiesischen Team bei der EM 2004 Glück: Immer wenn er sie trug, sagt der Premier, gewann Portugal. Seine Kleiderwahl zur WM dürfte ihm da nicht schwer fallen.
8 Tschechische Fans hopsen auf der Stelle und rufen dabei: »Kdo neskáce není Cech« – »Wer nicht springt, ist kein Tscheche«. Dazu soll die Nationalmannschaft im Takt Tore schießen.
9 Damit der ghanaischen Nationalmannschaft auch die Ahnen beistehen, hilft folgendes Ritual: Kolanüsse mit Kräutern auf den Boden legen und Palmschnaps darüber schütten. Illustrationen: Lisa von Klitzing