Mit einem Nationalspieler über dessen Privatleben zu reden ist nahezu unmöglich. Dafür sind selbst Jungprofis schon zu geschult darin, möglichst wenig von sich preiszugeben, nicht angreifbar zu sein. Umso überraschender verläuft die Anfrage für dieses Interview mit Matthias Ginter, dabei ist das Thema sehr persönlich: das Leben nach zwei Terroranschlägen, die Ginter erlebt hat, die Gedanken, die er danach hat, auch seine Ängste.
Das zu erzählen ist nicht leicht, im Januar haben im SZ-Magazin deutsche Anschlagsopfer über ihr Leben nach dem Terror berichtet, es hat damals lange gedauert, bis sie genug Kraft und Vertrauen hatten, darüber zu sprechen.
Matthias Ginter sagt einfach »Hallo« und »wir können direkt anfangen«, als wir ihn in den Katakomben des Borussia-Parks in Mönchengladbach treffen, wo er seit dem Sommer spielt. Ginter redet gleich bei der ersten Frage offen über seine Gefühle zum Prozess gegen Sergej W., der im April versuchte, den Mannschaftsbus von Borussia Dortmund, in dem auch Ginter saß, in die Luft zu sprengen. Sicherheitsglas und die zum Glück nicht professionell vorbereitete Explosion verhindern Tote, nur ein Spieler muss ins Krankenhaus.
Im November 2015 in Paris sterben bei mehreren Anschlägen islamistischer Terroristen 130 Menschen. Vor allem in einem Konzertsaal und bei Angriffen auf ein Lokal, doch auch vor dem Stadion Stade de France, wo gerade Frankreich gegen Deutschland spielt, zünden zwei Selbstmordattentäter ihre Sprengstoffgürtel. »Die Druckwelle hat man auf dem Rasen gespürt. Wir wussten sofort, das sind keine gewöhnlichen Pyroeffekte«, erinnert sich Ginter.
Als einziger Spieler war Ginter in Paris und im Frühjahr in Dortmund beim Bus-Anschlag direkt betroffen. Warum er lange drüber nachgedacht hat, ganz mit dem Fußball aufzuhören, wer einen nach solchen Erlebnissen trösten kann und ob er nach einem Anschlag ein Turnier weiterlaufen lassen würde, erzählt Matthias Ginter im Interview.
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Foto: Nikita Teryoshin