Wenn wir etwas wirklich brauchen auf dieser Welt, dann ist es Wasser. Zum Leben und zur Freude. Ohne Wasser geht es nicht. Der fühlende Mensch ist nah am Wasser gebaut und genauso möchte er bitte auch wohnen. Irgendwo am Meer oder zumindest an der Isar. Wasser heißt auch Sehnsucht, so wie die Berge auch oft eine Sehnsucht sind.
Bisher kannten wir zwei Möglichkeiten, diese Sehnsucht im schmalen Garten einer Doppelhaushälfte zu stillen: Swimmingpools waren die eine – eine nette Option für die zwei, drei wirklich heißen Tage des Jahres. Die meiste Zeit aber lag das Becken hässlich und menschenleer im Garten, und wenn man es nicht mit Chlor fütterte, versiffte es auch noch. Ein Teich dagegen fügt sich schön in das grüne bisschen Umland ein. Ist er dreckig und trübe, kann man sagen, er sei naturbelassen, solche Ausreden sind akzeptabel. Ist er einigermaßen sauber und sieht man die Kois fröhlich durchs Wasser jagen, lässt einen jedoch selbst so ein Teich verloren zurück: Wie gern nur würde man nämlich selbst durchs Wasser jagen! Fröhlich!
Nun leben wir in einer Zeit der Hybride, also in einer Zeit, in der alles gekreuzt und gemischt wird – auch in unseren Gärten. Dort sieht man jetzt häufig den Schwimmteich als schönen Kompromiss. Der Mensch kann darin baden und mit ihm Kaulquappen und Gelbrandkäfer, Amseln und Erdkröten. Libellen und Bienen ziehen hier Kreise – mehr Nähe zur Natur geht wirklich nicht. Da ist ganz schön was los im Wasser, und wie immer bei großen Gruppen muss auch im Schwimmteich jeder seinen Beitrag leisten. Den Frühjahrsputz muss der Schwimmteichbesitzer um den Tagesordnungspunkt »Mulm vom Teichboden saugen« erweitern, im Herbst gehören die Pflanzen zurückgeschnitten und ein Netz aufgezogen – damit nicht alles Laub von den Bäumen in den Schwimmteich segelt. Dafür kann der Mensch im Winter auf seinem Schwimmteich aber Schlittschuhlaufen.
Man kann die Arbeit natürlich einer Gartenbaufirma überlassen. Sie baut nicht nur die Schwimmteiche, wenn der Mensch nicht selbst in der Erde graben will – für 20 000 Euro oder mehr. Sie hat auch für so ziemlich jede andere Aufgabe eine Lösung parat: Zum Beispiel, wenn der Schwimmteichbesitzer auf die Idee gekommen ist, Goldfische zu Wasser zu lassen. Dann hat er nämlich bald ein Problem: Aus ein paar Goldfischfreunden werden rasend schnell vier, dann 30, plötzlich 400 – jedenfalls zu viele. Wenn die Goldfische zur Plage werden, schickt die Schwimmteichfirma einen Gastarbeiter vorbei: einen Miethecht. Der löst das Problem mit dem Schwarm diskret und, vor allem, ganz natürlich.
Foto: Robert Voit