Der Morgenfrische
Duftbalkon, zusammengestellt von Jean-Claude Ellena, Parfumeur für Hermès:
»Normalerweise kreiere ich meine Parfums aus Essenzen, die aus Blumen, Früchten und Hölzern aus aller Welt destilliert werden. Für einen duftenden Sommerbalkon für die Leser des SZ-Magazins habe ich mir etwas anderes einfallen lassen: Die Pflanzen müssen ja in Europa wachsen, blühen und duften. Ich mische Jasmin mit Kräuternuancen, die besonders morgens zur Geltung kommen, wenn die Sonne noch schwach ist.«
Mein Vorschlag für einen Duftbalkon (auf dem Bild von links nach rechts): Jasmin (Jasminium auriculatum), vier verschiedene Basilikumsorten: Grünes und Rotes Basilikum (Omicum Basilicum Genovese und Omicum Basilikum), Thai- und Limonenbasilikum (Ocimum Basilicum Thai und Ocimum Americanum), ein Calamondin-Bäumchen (Citrofortunella mitis) - bei uns im Foto nicht zu sehen – dafür ein paar Orangenschalen, Geißblatt (Lonicera), Lavendel (Lavandula angustifolia).
Jean-Claude Ellena, 63, gilt als Parfumeur-Großmeister und Minimalist: Für seine Hermès-Kreation »Un Jardin sur les Toit« benutzte er nur etwa 20 Ingredienzen – und nicht 200, wie die meisten anderen Parfumeure.
Der Wilde
Duftbalkon, zusammengestellt von Christoph Hornetz von Dream Air:
»Einen Duftbalkon für die Leser des SZ-Magazins anzulegen ist eine spannende, aber auch ziemlich knifflige Angelegenheit – man muss darauf achten, dass die Pflanzen harmonieren und auch zur selben Jahreszeit blühen. Meinen Balkonvorschlag habe ich so ausgesucht, dass er zum Frühling passt. Die Jonquille-Narzisse kündigt mit ihrer Farbe die Sonne an, dazu kommt das optimistische Maiglöckchen. Die kühle Frische der Minze mag noch einmal an den Winter erinnern, aber die Süße der Sternmagnolie läutet endgültig den Frühling ein.«
Folgende Pflanzen brauchen Sie (auf dem Bild von links nach rechts): Maiglöckchen (Convallaria majalis), Minze (Mentha spicata), Jonquille-Narzissen (Narcissus Jonquilla) – auf unserem Bild ist eine kleine Skizze, die zeigt, wie schön sie blühen, Hyazinthe (Hyacinthus Orientalis), Sternmagnolien (Magnolia Stellata).
Christoph Hornetz, 35, ist der junge Wilde unter den Parfumeuren. Als der Film Das Parfum in die Kinos kam, entwickelte er 15 Düfte, passend zu den wichtigsten Szenen: Er kombinierte dafür Butterkeksaroma mit Marillenschnaps, Reis und dem Geruch von Neugeborenen, den er vorher mit einem Molekülsauger eingefangen hatte.
Der Verspielte
Duftbalkon, zusammengestellt von Delphine Fossoyeux, Parfumeurin bei Kenzo:
»Ein Balkon ist der richtige Ort für eine Duftüberdosis, finde ich. Meine Komposition soll Kindheitserinnerungen wecken: das Gefühl von Freiheit und Sonne, dazu der Geruch von weiten Landschaften und köstlichem Essen. Ein besonderer Tipp: Wenn es warm genug ist, empfehle ich unbedingt, eine Vanilla-planifolia-Orchidee zu den Pflanzen zu stellen. Die Blume ist leider sehr zickig, aber wenn sich der Vanilleduft mit Koriander, Bergamotte, Minze und Jasmin mischt, hat sich die Mühe gelohnt.«
Für diese hochsommerliche Balkonbepflanzung brauchen Sie (auf dem Bild von links nach rechts): Minze (Mentha spicata), Koriander (Coriandrum sativum), Jasmin (Jasminium auriculatum), Orangenbaum (Citrus sinensis), Bergamottenbaum (Citrus bergamia, auf unserem Bild ist nur das Tütchen mit den Samen zu sehen) und ein Pfirsichbäumchen (Prunus persica).
Delphine Fossoyeux, 34, arbeitet für Kenzo und hat dort das Comeback der leichten »Cologne«-Düfte eingeläutet, die jahrzehntelang zu Unrecht als billige Geschwister der Parfums galten und erst seit Kurzem wieder richtig beliebt sind.
Der Mediterrane
Duftbalkon, zusammengestellt von Sophie Labbé, Parfumeurin für Bulgari:
»Frisch und zugleich betörend soll der Balkon duften, den ich mir für die Leser des SZ-Magazins ausgedacht habe. Er soll das Konzentrat eines mediterranen Gartens ergeben, der aber schon im Frühjahr blüht. Hyazinthen und Narzissen entfalten eine leichte Note von Honig, Rosenstöcke und der feine Duft der Mimose runden die Kreation ab. Am frühen Abend, wenn die Sonne weicher und diffuser wird, riechen diese Pflanzen am besten.«
Für meinen Duftbalkon brauchen Sie folgende Blumen (auf dem Bild von links nach rechts): Flieder (Syringa, aber nur als Skizze im Bild), Primel (Primula vulgaris), Mimose (Mimosa), Hyazinthe (Hyacinthus Orientalis), Rosenstrauch (z.B. Rosa canina), Maiglöckchen (Convallaria majalis), Narzisse (Narcissus).
Sophie Labbé, 47, hat Chemie studiert, bevor der Gründer des Duftmuseums Osmothèque in Versailles ihr Talent als Parfumeurin entdeckte. Ihr neuester Duft ist »Mon Jasmin Noir« für Bulgari.
Der Pflegeleichte
Duftbalkon zusammengestellt von Andy Tauer, Boutique-Parfumeur aus Zürich.
„Ich bin viel auf Reisen und habe auch sonst wenig Zeit, deshalb ist mein Duftbalkon für das SZ-Magazin sehr pflegeleicht. Wichtig ist ein Zitronenbäumchen, weil es das ganze Jahr über intensiv blüht, dazu Petunien und ein paar Duftgeranien auch gleich noch Farbe auf den Balkon zaubern und leicht zu pflegen sind. Es gibt eine Experimentierecke wo kleine Töpfe mit Lavendel, Minze, Hyazinthen und Maiglöckchen saisonale Duftakzente setzen. Man muss nur darauf achten, die intensiv duftenden Petunien nicht direkt neben den scheuen Duftkräutern anzupflanzen“
Für meinen Duftbalkon brauchen Sie: Geranien (Pelargonium), Zitronenbäumchen (Citrus Limon), Hyazinthe (Hyacinthus Orientalis), Lavendel (Lavandula angustifolia), Maiglöckchen (Convallaria majalis, wir haben nur das Saatgut abgebildet), Minze (Mentha spicata)
Andy Tauer, 47, ist studierter Chemiker und kombiniert traditionelles Dufthandwerk mit synthetischen Stoffen. In kleinen Auflagen werden seine Parfüms in Zürich hergestellt und von Hand abgefüllt.
Redaktion: Kerstin Greiner, Till Krause, Tania Messner, Christine Mortag
Fotos: Barbara Bonisolli / Styling: Lise Lotte Christiansen