Runter da!

Wer endlich den Absprung schaffen will, muss nur den richtigen Felsen dafür finden. Sechs ganz steile Tipps.

    Lassen Sie sich einfach fallen, sagen uns Wellnesshotels und andere Erholungsverkäufer immer wieder, aber wie sollen wir das machen? Einen Gegenstand fallen zu lassen, fällt einem schon mal leicht, pünktlich den Stift zum Beispiel, es gibt auch Menschen, die gern Minister fallen lassen – aber sich selbst?

    Nun ist mit der Aufforderung üblicherweise gar nicht gemeint, sich fallen zu lassen, sondern sich sinken zu lassen, in die Hängematte oder in eine Wanne mit Honig und Milch; lässt man sich sinken, kann nichts passieren, alles langsam, alles sanft, wie ein Licht, das man nicht abrupt ausschaltet, sondern behutsam herunterdimmt, und dann soll die Seele irgendwie wegdösen und erfrischt wieder aufwachen.

    Aber ob fallen oder sinken: Auf jeden Fall loslassen soll man, und zwar das, was einen sonst sehr beschäftigt. Und das ist wirklich viel verlangt. Wir haben doch dauernd das Gegenteil gelernt. Lässt man die Hand der Mutter los, verläuft man sich, lässt man das Seil los, verliert man das Tauziehen, und das Lenkrad soll man auch immer gut festhalten, gerade auf der Autobahn. Und so fürchten wir, dass die Probleme, die wir jetzt so haben, uns wegrennen und wir sie nie mehr einfangen können, sobald wir sie loslassen. Vielleicht werden sie auch größer und grausamer, wenn sie erst in Freiheit
    leben? Lassen wir etwas los, dann lassen wir auch die Kontrolle darüber los. Das wollen wir nicht riskieren. Und so kommt es, dass wir, wenn wir uns in Honig und Milch sinken lassen und die Augen schließen, erst recht darüber nachdenken, warum uns der Kollege wieder nicht gegrüßt hat oder woher zum Teufel wir die 200 Euro nehmen sollen, die uns eigentlich jeden Monat fehlen. Sollen wir mal so richtig loslassen, packen wir umso verkrampfter zu. Was tun? Na eben: sich wirklich fallen lassen. So, dass man nicht weiß, wohin genau man stürzt. Wie tief der Sturz ist. Wie hart der Aufprall sein wird. Ob er weh tut. Wer sich fallen lässt, hat keine Zeit mehr für seine Probleme. Der fällt nur. Und will dann gleich wieder rauf, um noch einmal zu fallen.

    Meistgelesen diese Woche:

    Hier empfehlen wir sechs Felsen, von denen Sie sich mal so richtig fallen lassen können. Versprochen: Sie werden keine Sekunde an den Kollegen denken, der Sie nicht grüßen will.

    Deutschland, Weißenbach, Aschau

    In Deutschland einen Naturfelsen zu finden, von dem man auch noch behördlich genehmigt springen darf, ist fast unmöglich. Eine kleine, schöne Stelle haben wir aber doch ausfindig gemacht: Bei Aschau kann man von bis zu sechs Meter Höhe in den Weißenbach springen, einen Zufluss der Prien zwischen Aschau und Sachrang. Erlebnisbäder mit künstlich angelegten Sprungfelsen gibt es deutschlandweit jedoch viele - zum Beispiel das Naturerlebnisbad in Schöllkrippen (www.naturerlebnisbad.eu).

    Wen es nicht ins Wasser zieht, schaut sich das Schloss Hohenaschau an oder sieht den Falken am Burgberg beim Fliegen zu. Übernachten kann man herrschaftlich im »Burghotel Aschau« (www.burghotel-aschau.de).


    Schweiz, Ponte Brolla, Tessin

    Am schönsten ist die Fahrt ins Tessin an einem lauen Sommertag: Der Wind weht von den Alpen in die warme Ebene, und der Rucksack ist vollgepackt mit Cervelat, Gruyère-Käse, Brot und Rivella-Brause. In der Schlucht bei Ponte Brolla nordwestlich von Locarno, mit ihren vom Wasser weichgeschliffenen Felsen, liegt man sich dann braun - bevor man sich von bis zu zwanzig Meter hohen Felsen ins Bergwasser stürzt. In der Schlucht kann man von unzähligen Felsen springen, das Wasser ist tief und kalt. Oder man fährt an die Aare, in den Kanton Bern. Oder an den Vierwaldstättersee bei Luzern … Sprungfelsen gibt es in der Schweiz so viele, dass es sogar einen Schweizer Klippenführer gibt: Pied à la lune (übersetzt: Fuß zum Mond, 206 Seiten, www.piedalalune.ch).

    Viele Klippenspringer übernachten auf den Zeltplätzen in der Umgebung; www.piccolo-paradiso.ch (keine Reservierung möglich). Oder man mietet sich ein Zimmer im »Hotel Centovalli« in Ponte Brolla, Tel. 0041/917 96 14 44, DZ mit Frühstück ab 155 Euro pro Nacht, www.ristorante-centovalli.ch


    Griechenland, Sidari, Korfu/Loutraki

    Am Golf von Korinth, in der Nähe von Loutraki, brennt die Sonne auf den jahrtausendealten Tempel der Göttin Hera. Ein paar Meter entfernt sieht man schon die Sprungfelsen im Meer: einen größeren und zwei kleinere. Und einen Kilometer weiter kann man in einem Kanal schwimmen, in dem das Wasser alle sechs Stunden die Richtung ändert. Wer nach dem Wassersport noch Risikofreude übrig hat: Das Casino von Loutraki ist eines der größten Europas (www.casinoloutraki.com).

    50 Meter vom Strand Loutrakis entfernt kann man sich ein Apartment in einem hübschen Steinhaus mieten: Eine Woche in den »Aegean Diamonds Boutique Villas« kostet 700 Euro, über www.booking.com

    Korsika und Kroatien

    (Foto:dpa)
    Korsika, Fiumicelli, Solenzara, Sari-Solenzara

    Von der Brücke »Pont de Fiumicelli« hinunter zum Fluss Fiumicelli laufen, rein in die Badesachen, links und rechts Felsen, der Bach wird tiefer, bald schwimmt man gegen die Strömung - und nach etwa einer Stunde Waten, Wandern, Schwimmen erreicht man einen zehn Meter hohen Sprungfelsen. Das Wasser ist an dieser Stelle so tief, dass man meterweit abtauchen kann. Die Flusswanderung ist aber auch ohne den Schlusssturz ein Erlebnis. Wem der Weg doch zu anstrengend wird, legt sich einfach auf die warmen Felsen oder in den Sand von einer der kleinen Buchten - und wartet dort auf die Rückkehr der Felsenspringer.

    In der Nähe übernachtet man im Ort Porto Vecchio mit Blick auf das Meer im Hotel »Le San Lorenzo«. Tel. 0033/609 71 67 22, DZ mit Frühstück ab 195 Euro, www.lesanlorenzo.com

    Österreich, Weißensee, Kärnten

    Wie Tinte liegt der Weißensee da, ein blauer Fleck umgeben vom Grün der Nadelwälder und dem Rot der Ziegeldächer auf den Häusern ringsum. In diesem Farbbild kann man einen ganzen Sprungfelsen-Nachmittag buchen. Ob man lieber nur vom Zwei-Meter-Felsen springt oder sich wirklich die 18 Meter traut: Mit Neoprenanzug und Cliff-Diving-Experten geht das Wagnis sicher gut. 20 Euro kostet ein Nachmittag, auch für Jugendliche geeignet.

    Weitere Informationen und Anmeldung über www.fitundfun-outdoor.com. Nach dem Tauchgang kann man auf den vielen Wanderwegen die umliegende Natur entdecken (www.weissensee.com) - wer ein paar Tage länger bleiben will, schläft zum Beispiel auf dem Erlebnishof Tschabitscher (www.tschabitscher.at).

    Kroatien, Kap Kamenjak, Premantura

    Im Hintergrund rauschen die Bäume im Naturpark Kap Kamenjak, vor einem liegen die Felsen, die Buchten, das türkisfarbene Meer: Die Halbinsel Istrien ist rau und ursprünglich. An der 30 Kilometer langen Küste des Naturparks wechseln sich Fels- strände und Sandbuchten ab. Direkt am Eingang zum Kap Kamenjak liegt der kleine Ort Premantura, der schon zur Bronzezeit besiedelt wurde. Am Kolombarica-Strand in Premantura findet man die schönsten Sprungfelsen. Und in Banjole den feinsten Fisch: Das Restaurant »Konoba Batelina« wurde von der kroatischen Feinschmeckerpresse zum besten Restaurant Istriens gekürt (Tel. 00385/52 57 37 67, capir@pu.htnet.hr ).

    In Premantura kann man gut Ferienwohnungen mieten. Wer ein Hotel bevorzugt, ist in Pula besser aufgehoben. Informationen zu Übernachtungsmöglichkeiten auf Istrien über www.istra.hr/de/unterkunft

    (Recherche: Anna Miller)

    Foto: Storm Carroll