»Ich halte Quoten für unwürdig«

Christiane Nüsslein-Volhard ist Deutschlands erste Forscherin, die den Nobelpreis bekam. Ein Gespräch über den Moment der Menschwerdung, Frauen im Labor und den Wert der #MeToo-Debatte für die Wissenschaft.

»Als ich anfing, wurde man oft von vornherein nicht ernst genommen«: Christiane Nüsslein-­Volhard im Garten ihres Hauses, einer ehemaligen Mühle in der Nähe von Tübingen­.

Foto: Daniel Delang

Wo ist nur die Medaille? Christiane Nüsslein-Volhard steht in ihrem Wohnzimmer und kramt durch die Schubladen. »Die hatte ich ewig nicht in der Hand.« Ah, da. Sie trägt die Box heran, karminrot, ihr Name in goldenen Buchstaben. Deutschlands erste Nobelpreisträgerin, eine der wenigen Frauen, die je ausgezeichnet wurden. Sie hatte anhand von Genen der Fruchtfliegen herausgefunden, wie sich Organismen entwickeln, das Leben. Ähnlich wie bei Fruchtfliegen funktioniert es bei Menschen.

»Ich habe einige Medaillen bekommen«, sagt sie. »Die habe ich alle nicht mehr. Überall hässliche Männer drauf. Aber diese hier ist schön.« Sechs Zentimeter Durchmesser, Alfred Nobel im Profil. »Manche Leute haben ihre verkauft. Jim Watson etwa, aber der spinnt.« Der Entdecker der DNS-Struktur. 4,7 Millionen Dollar brachte ihm der Verkauf der Medaille ein.