Nun habe ich also den neuen Rechtschreib-Duden durchgeackert. Von vorn bis hinten, wer macht das schon. Trotzdem: Es lohnt unbedingt. Gern erzähle ich Ihnen, was Sie versäumt haben. Etwa, dass auf den Eintrag über die göttliche Garbo als nächstes Stichwort der Gärbottich folgt. Und auf die Ötztalerin folgt, na was schon, Ouagadougou.
Womit uns die Ötztalerin bereits zum Thema führt: Üblicherweise nennt der Duden zu jeder Personenbezeichnung eine männliche und eine weibliche Form wie eben Ötztaler und Ötztalerin. Sehr lobenswert. Zum Buschmann gesellt sich im Duden die Buschmannfrau, zum Libero die Libera, zum Torero die Torera. Wobei sich dazwischen noch das Stichwort Torerfolg schiebt: Torera - Torerfolg - Torero.
Alles bestens also? Mitnichten! Denn einige entscheidende weibliche Formen verweigert der Duden kommentarlos. Hat das schon jemand dem/der Gleichstellungsbeauftragten gemeldet, nein? Kommt davon, wenn man den Duden nicht durchackert. Na schön, hier meine kleine Liste, welche Frauen unbedingt in den Duden gehören:
Die Sensenfrau, das Marsfrauchen, die Bau- und Schirmdamen. Zwischen den Einträgen Männerheilkunde und Männerherz vermisse ich die Männerheldin. Ebenso die Latinloverin und Busengrapscherin. Dann Dunkelfrauen wie die Gesinnungslumpinnen. Berufe wie Bergfrau oder gar Kuh (uncharmant für Schupoin). Die Ritterin ist inzwischen verzeichnet, Frauen können längst alles werden. Nur der Rittergutsbesitzer muss unbeweibt auf die nächste Duden-Ausgabe hoffen.
Aus eins mach vier: Da sich heute jede(r) mit jeder/m paaren kann, sollte sich zum Frauenhelden natürlich die Frauenheldin gesellen und zur Männerheldin der Männerheld. Damit hätten wir korrekterweise vier Wörter für den derzeit einsam dastehenden Frauenhelden im Duden. Ebenso kann man das mit dem Muttersöhnchen durchexerzieren mit Vater statt Mutter und Töchterlein statt Söhnchen. Und so weiter und so fort - schon kann der Duden in der nächsten Auflage stolz posten, er habe wieder tausende neuer Stichwörter aufgenommen, Spitze!
Nicht, dass nur Frauen im Duden fehlen, es gehen auch diverse Männer ab: Einen Bundesfrauenminister kennt der Duden nicht, es muss eine -ministerin sein. Steht das so in der Geschäftsordnung der Bundesregierung? Überhaupt bleiben Männern vielerlei Karrieren versperrt: Handleser zum Beispiel oder Lottofeer. Und Hebammer? Okay, für Hebammen gibt es als Pedant den Entbindungspfleger - ein ehrenwerter Beruf mit einem öden Namen. Die Gastronomie! Kaltmonsieur, Saftschubser, Weinkönig? Fehlanzeige. Und erst das Milieu: Prostituierter ist vakant, Homme fatale, der Puffvater, und, weil wir schon mal dabei sind, der Powermann schlechthin, der Schwarm aller Skihaserl: der Skirammler.
Zimmerjunge, na freilich. Heute meist ein Room Boy. Verbaut sich damit die Karriere vom Zimmerjungen zum Zimmermann zum Zimmerherrn.
Schwierig sind die Fälle, die gleich zweier Geschlechtsumwandlungen bedürfen: Tante-Emma-Laden wird zu Onkel-Erich-Laden? Oder wenn das andersgeschlechtliche Pendant bereits vergeben ist wie bei Ober und Oberin. Nebenmann und Nebenfrau. Der Milchmann lieferte aus, die Milchfrau pumpte in die Glasflasche. Milchmädchen und Milchbubi mögen auch nicht recht als Geschwister durchgehen.
Zu guter Letzt zwei Männerbastionen, von denen eine schon geschleift ist: Der Palästinenserpräsident hat keine weibliche Entsprechung. Nein, die gibt es einfach nicht. Dafür aber eine Päpstin. Falls Angela doch noch Karriere machen will. Im Muttikan.
Anmerkung: Im letzten Absatz dieser Kolumne stand ursprünglich, die Männerbastion sei »geschliffen« worden. Das war ein Fauxpas, auf den mich Leser Harald N. aus Sittard, Niederlande, hinwies. Es ist halt auch nicht immer leicht mit den Verben: Ein Diamant wird geschliffen, eine Festung oder Bastion aber geschleift. Mögen Sie mir dies als eine lässliche Sünde nachsehen.
Foto: Duden Verlag