Feierbiest, hat Louis van Gaal kürzlich gesagt, er sei ein Feierbiest, er wolle immer feiern, und schon war die deutsche Sprache um ein Wort reicher, das uns nie mehr verlassen wird, ja, ich bin sicher, dass bald der Duden einen Eintrag unter »Feierbiest« haben wird. Aber was wird das Wort genau bedeuten, und woher, um alles in der Welt, hat der Mann es überhaupt?!
Er hat es natürlich aus dem Niederländischen, der wunderbaren Sprache, die uns nah ist und fern und die Wörter kennt wie bromfiets, das ist ein Mofa. Fiets ist nämlich das Fahrrad und brommen heißt brummen oder auch summen, grunzen oder schnauzen, also ist das bromfiets ein Brummrad, ja, vielleicht sogar ein Summrad, Grunzrad oder Schnauzrad. Ich frage mich, warum wir Wörter wie Mofa verwenden, wenn wir auch Brummrad sagen könnten, was ist da mit uns los, dass wir so was Schönes ignorieren?! Wir sollten uns mehr am Niederländischen orientieren, ja, wir müssten das Niederländische nach schönen Wörtern abgrasen, um unsere Sprache zu bereichern. Auf eine seltsame Weise ist uns das Niederländische nah. Wenn man etwa noch genauer verstehen will, was ein bromfiets ist, kann man im Internet diesen Satz entdecken: »Oorspronkelijk was een bromfiets een ›fiets met hulpmotor‹, maar in de loop der jaren is de bromfiets steeds meer een lichte motorfiets geworden, en de meeste hedendaagse bromfietsen lijken helemaal niet meer op fietsen.«
Oorspronkelijk, hulpmotor, da sind wir noch dabei, nicht wahr?, das verstehen wir, aber plötzlich ist Schluss, wahrscheinlich bei hedendaagse, und es ist, als habe man sich in einen Irrgarten begeben, fand sich auf den ersten Wegen noch gut zurecht – und plötzlich weiß man nicht mehr weiter, die anfangs irgendwie vertrauten Sätze sind fremd. Und wenn wir dann auf einer Webseite den Punkt nuttige links entdecken, denken wir: um Himmels willen! Aber es heißt bloß »nützliche Links«.
Nun aber: Feierbiest. Hier hat Louis van Gaal einfach direkt aus dem Niederländischen übersetzt, wo es das Wort feestbeest gibt, welches eigentlich »Feiertier« hieße, aber »Biest« klingt doch viel besser, und auf der Internetseite feestbeest.nl entdeckt man alles, was ein Feierbiest braucht, heren feestkleding zum Beispiel oder brultoeter, das ist eine Art infernalisch lauter Presslufthupe, die in Sekunden allen Umstehenden die Hörfähigkeit raubt, es ist der Wahnsinn, aber der Holländer setzt, wenn er feiert, auch Käsehüte auf und zieht sich Matrosenanzüge an, da kennt er nichts, dann brultoetet er einem den Hörnerv.
Kürzlich, als wir uns trafen, hatte Bruno, mein alter Freund, eine neue Zeitschrift dabei, Retrotrend heißt sie. Man glaube ja nicht, sagte Bruno, wozu der Mensch fähig sei, wenn es um das Sammeln gehe, hier
(er blätterte das Heft auf und zeigte auf einen Artikel) gebe es zum Beispiel einen Mann, der Sprinklerköpfe sammele – ja, sei es denn zu fassen! 1500 Sprinklerköpfe habe der Mann zusammengetragen, der älteste sei von 1894.
Wer hätte gedacht, sagte ich, dass es damals schon Sprinklerköpfe gab?
Doch, sagte Bruno, »lies mal, es gibt sie sogar seit 1874, ein Amerikaner namens Henry S. Parmalee hat sie erfunden, er besaß eine Klavierfabrik und wollte seine Produkte schützen, also dachte er sich einen Sprinklerkopf aus, bei dem Wasseraustrittsdüsen durch Metallplättchen verschlossen waren, die mit Schmelzlot festgehalten wurden. Bei einem Brand schmolz das Lot, das Metallplättchen löste sich, Wasser spritzte heraus. Genial. Aber wer will 1500 von den Dingern herumstehen haben?«
Ein Holländer, sagte ich. Er heißt Andries Timmerman, er sagt zu Sprinklerkopf sprinklerkop, und wenn jetzt der FC Bayern noch zwei Spiele gewinnt, dann, schwöre ich, wird es hier in dieser Stadt so wahnsinnig heiß, dass überall das Schmelzlot von den Decken tropft, es uns allen sämtliche Metallplättchen raushaut und wir im Mairegen auf den Straßen Münchens tanzen, Feierbiester, wir.
Illustration: Dirk Schmidt