Leserpost (II): Beeindruckend, was Leserinnen und Leser von ihren Auslandsreisen für mich mitbringen, allen voran diesmal Herr R. aus Münster, der mir das Foto eines Schildes vor dem Restaurant »La Fonda« auf Fuerteventura schickte, das ihm seine Tochter vor Jahren mitbrachte. Auf dem Schild steht:»Miercoles cerrado Closed WednesdayVollbart Mittwoch«.R. schrieb, er habe sich seit Jahren an der Lösung dieses Rätsels die Zähne ausgebissen: Warum wird hier auf Spanisch und Englisch bekannt gegeben, dass mittwochs geschlossen sei, auf Deutsch aber die Tatsache plakatiert, dass der Wirt sich am freien Tag nicht rasiert? Die Lösung fand ich im Spanisch-Lexikon, in dem nämlich steht, dass eine barba cerrada ein geschlossener Bart, also ein Vollbart, ist, woraus ich erstens schließe, dass der Spanier diese barba cerrada schon mal mit cerrada abkürzt, und zweitens, dass der Wirt auf Fuerteventura so wie ich im Lexikon nachgeschlagen hatte…Ähnlich ist es wahrscheinlich bei dem Schild gewesen, das Herr und Frau K. aus München für mich in Paguera auf Mallorca fotografierten:»Montage schlossen durch Rest der pressonel. Entschuldigung zu der Störungen.Die Richtung«Hier hat der Inhaber zwar die halbwegs richtige Bedeutung für cerrado herausgefunden, sich dafür aber von den zwei Möglichkeiten dirección zu übersetzen, die falsche ausgesucht.Rätselhaft bleibt, wie der Wirt eines Restaurants auf Ischia zu dem riesigen Schild kam, das er an eine Palme vorm Lokal nagelte: »Romantische Strandterasse mit Pfefferminzgeschmack Weinstube«. Das hat mir Herr B. aus Köln geschickt. Er weiß die Lösung aber auch nicht.Geht es hier darum, sich über mangelnde Deutschkenntnisse von Ausländern lustig zu machen? Bah. Im Gegenteil! Es ist ein Spiel mit der Sprache, Bereicherung, Entdeckung von Möglichkeiten.Frau L. und Herr H. aus Biberbach ließen mir das Exemplar einer Speisekarte des »Highlander Hotel« irgendwo in Großbritannien zukommen, auf der zunächst ein vegetarisches Gericht mit der knappen Beschreibung »Pfanne Hat Mittelmeergemüse Gebraten« annonciert wird, die nächste Speise aber schon so lautet: »Frischer Örtlicher Lachssalat Garniert Hat, der in Zitrone & Estragon sich Erschlichen Worden Ist, und Hat Sanft auf einem Bett von Gemischt Verläßt Gehockt.« Das ist wahrhaft schön gesagt, und wer nicht böswillig ist, weiß auch ungefähr, was gemeint ist. Anscheinend handelt es sich beim »Highlander Hotel« um einen Familienbetrieb, in dem alle mitarbeiten müssen, denn am Schluss heißt es: »Alle gediente mit Küchenchef’s Jahreszeitlich Gemüse auftischt, und Baby Hat Kartoffeln Gekocht.«Sollte halt nur das Jugendamt nichts davon erfahren.Gelegentlich erreichen mich deutsche Übersetzungen von Reiseprospekten, die in einem so süßen Deutsch abgefasst sind, dass man sofort aufbrechen möchte. Zum Beispiel die Gemeinde Santa Teresa Gallura auf Sardinien (das schickte Frau H. aus Erlangen), welche ihren Gästen schreibt:»Netter Gast, Willkommen zu Santa Teresa Gallura. Wir hoffen, daß die verhaltenen Auskünfte diese Broschüre ihr nützlich zurückkommen können. Santa ist Teresa Gallura eine kleine Mitte, wenig weniger weniger von fünftausend Einwohner…«Oder hier, das sandte eine Leserin, deren Brief ich leider verschlampt habe, ein ins Deutsche übertragenes Gedicht über die Isola Maggiore im Trasimenischen See:»Es gibt keine Verkehrsampel,Zebrastreifen und Schutzmannmit dem Taschenbuch,keine Auto-MopedsBetäubunglärm.Ist deiner Kopf zu schwer,oder eilig Klapf dir deinesHerz, oder ist der Strick zu viel gespannt ? – Kommehier: es gibt jedes Mittel.«Nichts wie hin! Was die Leserpost angeht, möchte ich mit dem Text eines Schreibens aus Belgien schließen, das mir Frau S. aus dem Münchner Fremdenverkehrsamt überließ: »Vorwärtshörfähigkeit von Ihnen bald schauend, danken wir Ihnen für Ihre Hilfe und Mitarbeit.«