Das Beste aus meinem Leben

Um welches Thema es heute in diesem Text gehen wird, weiß ich im Moment noch nicht, das wird sich zeigen, ich fange einfach mal an.
Bevor das Jahr zu Ende geht, möchte ich jedenfalls ganz unbedingt noch den Brief von Herrn E. aus Göppingen zitieren, der Anfang März den Wetterbericht im Bayerischen Fernsehen verfolgte und dort hörte, dass »die Niederschläge zunehmend weniger« würden, eine Wortwahl, die mich an einen pubertierenden Neffen erinnert, mit dem zusammen ich einmal ein Lokal betrat, in dem sich fast keine Gäste befanden, was meinen Neffen zu der Bemerkung veranlasste: »Ist ja voll leer hier!«

Herr E. indessen dachte nach diesem Wetterbericht über einen Kurzurlaub in Südtirol nach, bis, so schreibt er, das Bayerische Fernsehen dann am 9. März berichtet habe, dass es »die Sonne südlich des Alpenhauptkamms immer öfter schaffen würde, sich vor die Wolken zu schieben«. E. war alarmiert: die Sonne vor den Wolken! Er verzichtete auf seinen Urlaub, »dieser brandgefährlichen Lage wollte ich mich dann doch nicht aussetzen«.

Fast wundert es einen ja, dass es heute, gegen Ende des Jahres, südlich des Alpenhauptkammes überhaupt noch Leben gibt, ja, dass in der Nähe des Alpenhauptkammes das Leben sich in einer Weise intensiviert, nein: extensiviert zu haben scheint, dass es zum Beispiel in Arosa der Firma B. Hilty, Heizung, Sanitär, Lüftung, Haustechnik möglich ist, einen »25h Service« anzubieten, wie mir Leserin P. mitteilte und durch Foto des Firmenwerbeschildes auch belegen konnte.

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Manchmal tut es mir ja leid, dass zum Rundum-Service dieser Kolumne nicht auch Fotos gehören, sonst könnte ich Ihnen das Bild zeigen, das ich von Herrn H. aus München bekam: Man sieht hier einen großen gelben Müllcontainer mit der Aufschrift »Männer«, wie er sich laut Auskunft von Herrn H. in der Gemeinde Zell unter Aichelberg befindet. Und staunt: dass hier am Fuße der Schwäbischen Alb offensichtlich Männer problemlos entsorgt werden können beziehungsweise vielleicht sogar einem Recycling zugänglich zu machen sind, auf einer Art Männer-Wertstoffhof. Ich erinnerte mich angesichts dieses Fotos an den Kollegen M., der vor vielen Jahren nach seiner Scheidung einen Verein für Gebrauchtmänner ins Leben rief – keine Ahnung, was aus dem geworden ist, dem Verein, meine ich. Der Kollege ist natürlich längst wieder verheiratet.

Kaum hatte ich H.s Brief gelesen und beantwortet, schrieb mir Herr K. aus München. Er hatte von der Karstadt-Filiale in Augsburg eine »Wertmarke fr den Transport von 1 Altgert« zugeschickt bekommen, versehen mit der Anmerkung: »Kleben Sie diese Wertmarke auf das zu entsorgende Gert«.
Man ahnt ja nun, wo Altgert landen wird, nicht wahr? Aber ist es nicht schnöde, den Gert, kaum dass er verbraucht ist, nur noch »das Gert« zu nennen?

Übrigens habe ich neulich an dieser Stelle ein bisschen herumgejammert: dass ich mich selbst verbraucht fühle, irgendwie am Ende, in der Krise und so weiter und so weiter – jedenfalls muss man mir das geradezu angesehen haben, ich wirkte anscheinend regelrecht verkommen, geradezu altaxelhaft in jenen Tagen, denn als ich in der Filiale des Autohändlers meinen Wagen von einer Reparatur abholte, drückte man mir nach dem Bezahlen einen Gutschein in die Hand, auf dem stand: »Waschgutschein für Axel Hacke«. Als ich verwirrt fragte, ob ich wirklich so entsetzlich aussähe, redete sich der Verkäufer darauf hinaus, der Gutschein habe sich auf mein Auto bezogen.

Wenn wir gerade vom Waschen reden: Nach einer Lesung in Magdeburg drückte mir eine Leserin das Stadtmagazin Dates in die Hand, in dem die Waschanleitung aus einer Jeans der Firma Pepe abgebildet war:
»Wir empfehlen immer, die folgenden richtlinien zu gebrauchen:– Waschen sie immer ihren körper das innere nach aussen und seperat von anderer kleidung – Bitte seien sie extras vorsichtig mit dem licht gefärbt kleidend und oberflächen, dunkler körper kann verbluten«.

Tja, was war jetzt das Thema? Die Servicegesellschaft? Ich weiß es nicht. Manchmal muss es ohne Thema gehen.
Das Geheimnis des Containers in Zell unter Aichelberg liegt übrigens im Kleingeschriebenen unter dem Wort »Männer«. Er gehört der Entsorgungsfirma von Herrn Willi Männer in Bissingen.

Illustration: Dirk Schmidt