Im Internet entdeckte ich einen Cartoon: Ein Mann sitzt am Schreibtisch, hinter ihm eine gigantische Tafel, auf der steht: Society for Asking Stupid Questions. Vor ihm steht ein anderer Mann, der fragt: »Excuse me, is this the Society for Asking Stupid Questions?«
Das Bildchen erinnerte mich an den Monty-Python-Sketch The Ministry of Silly Walks, was mit Das Ministerium für alberne Gänge zu übersetzen wäre, oder sollte man sagen: Gangarten? Jedenfalls spielt John Cleese einen Mitarbeiter der Behörde – und man muss dem Herrgott für die Erschaffung von Cleese danken, den er mit einer wirklich anbetungswürdigen Fähigkeit, albern zu gehen, ausstattete.
Einerseits wäre es ja schön, ein Ministerium für blöde Fragen zu haben, andererseits gibt es das Internet. Wer in der Google-Maske die Wörter »blöde Frage« eingibt, wird überschüttet mit blöden Fragen, die Menschen auf irgendwelchen Internetseiten stellten.
Ich habe gestern einen Eiswürfel verschluckt, er ist noch nicht wieder draußen, muss ich mir Sorgen machen? Konnte man mit Hitler diskutieren, oder war er eher schwierig? Wie merkt man, dass unsichtbare Tinte verbraucht ist? Wenn 5 Leute in einen leeren Raum gehen und 6 wieder heraus kommen, wie viele Leute müssen dann wieder hinein gehen, damit der Raum erneut leer ist? Warum gibt es in Flugzeugen Schwimmwesten, aber keine Fallschirme? Wieso gibt es Katzenfutter mit Huhn, Fisch und Rind, aber keines mit Maus? Warum sind Pizzen rund, Pizzakartons aber eckig? Und fast jeder Mensch, der dieser Tage mal in Gegenwart anderer gehustet hat, kann eine weitere blöde Frage hinzufügen: Na, Corona?
Im Netzwerk Reddit zeigte jemand einen Quittungsbeleg von »Tom’s Diner« in Denver/Colorado, auf dem neben 2,99 Dollar für eine Beilagenportion Mashed Potatoes und neun Dollar für einen Chick Tenders Basket noch 0,38 Dollar für 1 Stupid Question boniert waren. Es ist weder verbürgt, welche blöde Frage hier berechnet wurde, noch, ob im Preis eine Antwort enthalten war.
Er finde es aber interessant, sagte Bruno, mein alter Freund, dass einem neuerdings Kosten entstehen könnten für etwas, das früher gratis war. Werde er nun auch noch damit rechnen müssen, von einem Passanten, den er nach der Uhrzeit frage, zur Kasse gebeten zu werden? Sei es denkbar, dass auf der Rechnung der Bar, in der er dem Mann hinterm Tresen nach dem fünften Whisky die Geschichte seiner Scheidung erzählte, der Posten Geduldiges Anhören eines Betrunkenen auftauche?
Wäre es dann nicht auch, entgegnete ich, andererseits möglich, dass man Menschen, die einem bei einer Abendgesellschaft stundenlang Banalstes aus dem Alltag erzählen, sich aber nicht ein einziges Mal nach den Lebensumständen des Gesprächspartners erkundigen, eine Rechnung für 1 x Vollsülzen präsentiert?
Bruno sagte, er fände das gerechtfertigt, doch müsse es im Sinne einer Sozialhygiene Ausnahmegenehmigungen geben in Fällen, in denen Leute verpflichtet seien, Menschen gratis zuzuhören, egal wo. Dies müsse zum Beispiel für die Anhänger von Hertha BSC Berlin gelten. Diesen Menschen habe, so Bruno, jeder Bundesbürger kostenlos Gehör zu schenken, um ihre Seelendramen zu lindern.
Bruno!, rief ich, wann verabschiedest du dich endlich von diesem Verein, es hat keinen Sinn?!
Noch ein Wort!, entgegnete er laut, und er werde mich bei der Gesellschaft für blöde Fragen anzeigen! Ich müsse doch wissen, dass kein Mensch von Charakter sich je vom Fußballklub lösen könne, an den er von Kindheit an gekettet sei. Dann begann er, sein Leid zu klagen. Ich lauschte, aber nach einer Weile konnte ich aus der langen, langen Rede nur noch undeutlich die Wörter Windhorst, Abstieg und Klinsmann-Tagebücher heraushören und nahm mir vor, eine gepfefferte Rechnung ans Ministerium für alberne Fußballvereine zu schicken.