Ausgeh-Bucht

Die schönsten Orte übersieht man beim Segeln oft. Ein paar Empfehlungen zum Ankern.

Altes Strandbad
Der bayerische Wörthsee mag als eher kleiner See nicht unbedingt das Paradies für große Segler sein, aber ein paar Runden lohnen sich schon deshalb, weil man dann einen Grund hat, vor dem Strand-bad Raabe anzulegen. In einer der Kabinen der altertümlichen Badeanstalt wechselt man die Seemannskluft gegen eine Badehose, springt kurz ins Wasser und legt sich dann auf dem Holzsteg in die Sonne oder auf der Liegewiese in den Schatten. Abends isst man im Café-Restaurant »Raabe am See« einen gebratenen Saibling in Mandelbutter und setzt zufrieden wieder die Segel. Man hat es zum Glück ja nicht weit.Navigation: Von Schlagenhofen – dort kann man Segelboote auch leihen – auf Nordkurs gehen, Steinebach liegt am anderen Ende des Sees.
Navigation: Vom Yachthafen Lauterbach auf Ostkurs Richtung Usedom gehen, in der Mündung des Peenestroms liegt der Ruden.

Schiefer Turm
Das Dorf Hindeloopen am holländischen Ijsselmeer, einem Süßwassersee einer eingedeichten Meeresbucht, findet man leicht: Es ist der Ort mit der schiefen Kirche. Der Turm hat einen Knick, weil das Gebäude auf Sand gebaut wurde. Wenn man einläuft, sieht man steuerbord am Hafen ein altes Holzhaus stehen, in dem früher die Rettungsboote lagen. Um das Haus herum läuft eine verwitterte Bank, und wer sich abends, nach einem Spaziergang durch den alten Stadtkern, in dem sich kleine Brücken über Kanäle spannen, dort hinsetzt, hat einen großartigen Blick. Über die See und, weil Hindeloopen auf der Ostseite des Ijsselmeeres liegt: auch auf den Sonnenuntergang.
Navigation: Von den Friesischen Inseln Kurs Südost und nach dem schiefen Turm an der Küste Ausschau halten. Weißes Schloss
Nur 200 Meter von der Marina Klink entfernt (Hafenmeister ist Mike Kiepke, Tel. 0160/96 70 10 30) liegt das »Schlosshotel Klink« direkt an der Müritz, in Mecklenburg-Vorpommern. Gebaut wurde das Neo-Renaissance-Schloss Ende des 19. Jahrhunderts von Arthur von Schnitzler, dem Onkel Karl-Eduard von Schnitzlers, der in der DDR auf dem Schwarzen Kanal gegen die BRD ätzte und nur selten im weiß getünchten Schloss war. Vielleicht wurde er deshalb so verbittert: Nach der Enteignung ging das Privatrecht der Familie auf den wohl besten Blick verloren, den man von der Suite im Turmzimmer auf den größten Binnensee Deutschlands hat.
Navigation: Vom Hafen Waren Müritz etwa eine halbe Stunde auf Kurs Südwest halten.

Einsame Insel
Zwischen den üblichen Chiemseeinseln, also Herreninsel mit Schloss Herrenchiemsee und Fraueninsel mit der Benediktinerinnenabtei Frauenwörth, liegt die Krautinsel, auf der außer weidenden Kühen niemand wohnt. Im Süden dieser kleinsten Insel des Sees steht im flachen Wasser auf einer Kiesbank ein Baum. An stürmischen Tagen meint man dort oft das Weinen eines Kindes zu hören – der Legende nach vergruben die Nonnen der Fraueninsel in Schande geborene Babys auf der Krautinsel. Eines findet man hier aber bei jedem Wetter, abseits der Postkartenständer, Dampferstege oder fotografierenden Touristen: die Freiheit.
Navigation: Ab Prien Kurs Nordnordost, in Höhe des Signalfeuers auf der Herreninsel Kurswechsel nach Westwestsüd.

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Feiner Steg
Auf einen Hafen in Hamburg hinzuweisen, scheint erst mal so sinnvoll zu sein, wie einen bestimmten Baum in einem Wald zu empfehlen. Aber hier wie dort kann man zwischen all den großen den tollsten kleinsten leicht übersehen. Das ist Bodos Bootssteg, eigentlich nur eine Anlegestelle, an der ein paar offene Segel- und Ruderboote Platz haben. So entspannt wie hier ist Hamburg selten. Wichtig: Vor dem ersten Ansteuern souveränes Anlegen üben – auf dem Steg sitzen auf mit Bootslack lackierten Holzstühlen Hamburgs schönste Menschen und gucken wie einstudiert auf die Alster. Landgang deshalb nur mit Sonnenbrille.
Navigation: Vom »Atlantik-Hotel« quer über die Außenalster auf Nordkurs bis zum Fähranleger Rabenstraße.

Vergessener Hafen
Vor dem Bau des Hindenburgdamms betrat jeder Urlauber Sylter Boden zuerst in Munkmarsch. Danach gehörte der Hafen auf der Wattseite der Insel Jahrzehnte zum grundlos unterschätzten Teil Sylts. Das änderte sich, als das alte Fährhaus zu einem Hotel mit Wellnessbereich und Sterneküche ausgebaut wurde. Das wirklich Besondere ist aber, dass man hier – im Gegensatz zu den Rummelplätzen auf der Westseite – immer seine Ruhe hat. Der Munkmarscher Hafen kann allerdings nur drei Stunden vor und drei Stunden nach Helgoland-Hochwasser angefahren werden und nur nach Anmeldung bei Hafenmeister Reimer, Tel. 0171/754 41 71.
Navigation: Vom Lister Hafen an der Nordspitze Sylts Kurs Südsüdost halten, Route privat ausgetonnt.

Rettende Bucht
Anstrengend sind am Tegernsee nicht nur die wechselnden Winde, sondern auch die Ausflugsboote, auf denen etwas zu gut gelaunte Urlauber den Seglern zuwinken, die gerade versuchen, der Thermik Herr zu werden. Wer es satt hat, im Zickzackkurs den Ausflugsbooten auszuweichen, sollte die Egerner Bucht am Ort Tegernsee ansteuern. Denn hier liegen Hotel und Restaurant »Bischoff«. Von der Terrasse aus kann man in der Sonne sitzend auf den See blicken, bis man so schläfrig wird, dass der Weg zum Boot zu weit erscheint und man lieber gleich im Hotel bleibt. Wer rechtzeitig anruft, dem hilft die Familie Bischoff auch gern beim Anlegen (Tel. 08022/39 66).
Navigation: Vom Yachtclub am Tegernsee in zehn bis 15 Minuten auf Südkurs erreichbar.

Verraten Sie uns die schönsten Anlegestellen und warum kein Segler verpassen sollte, dort eine Pause einzulegen. In unserer Rubrik Im Gespräch.