In den Sechzigerjahren gehörte es für Musiker zum guten Ton, einen Top-Ten-Hit über San Francisco zu schreiben. Scott Mc-Kenzie hat es getan, Don McLean und Tony Bennett auch, sogar Udo Jürgens. Heutzutage handeln Songs eher von New York, und Scott McKenzie ist ein freundlicher älterer Herr mit Zopf. Obwohl San Francisco ein wenig in Vergessenheit geraten ist, lohnt ein Besuch aber immer noch. Um das an einem Wochenende überprüfen zu können, sollte man frühmorgens losgehen. Vom HOTEL DES ARTS aus ist es nicht weit ins CAFÉ ZOETROPE. Seit den Siebzigerjahren gehört es Francis Ford Coppola, der viele Fotos von sich mit Hippiebart aufgehängt hat, ansonsten aber auf Starrummel zugunsten gepflegter Kaffeehaus-Atmosphäre verzichtet. Der CITY LIGHTS BOOKSTORE auf der gegenüberliegenden Straßenseite ist schon seit 1953 der Lieblingsort von ausgebrannten Poeten und langhaarigen Gitarristen – und tatsächlich dürfen sich auch heute noch Künstler ohne eigene Adresse ihre Post zum Geschäft auf dem Telegrafenhügel schicken lassen. Dort braucht man gar nicht so viel Glück, sondern nur ein bisschen Zeit, um jemanden zu finden, der einem vom Reiseführerregal weg zu Orten führt, an denen sich die Menschen aus San Francisco besonders wohlfühlen.
Tom, ein freundlicher Psychologe ohne Wochenendpläne, fährt mit uns zur berühmten HAIGHT STREET. Dort riecht es noch immer nach Räucherstäbchen, aber in den Läden verkaufen die Menschen mit den sanften Gesichtern keine Woodstock-T-Shirts mehr, sondern rare Platten, Handtaschen und Milcheis aus glücklichen Sojabohnen. Danach laufen wir weiter zum GOLDEN GATE PARK, wo am Wochenende unter freiem Himmel gratis Tanzstunden für jeden stattfinden. Um uns zu beweisen, dass man auch in den Clubs San Franciscos über die Blumenkinder hinweg ist, zeigt Tom uns am Abend die SIXTH STREET. In der ANU BAR läuft House, im CLUB SIX gegenüber tobt der Battle Rap. Nur der ENDUP Club erinnert noch ein bisschen an 1968: Zu Reggaeklängen steigen süßliche Rauchschwaden auf. Und da einen die Stadt ansonsten nicht mit Alternativ-Authentizität erdrückt, sondern nur sachte anstupst, ist es durchaus angebracht, hier einfach mal mitzuschaukeln. SCHLAFEN Hotel des Arts, 447 Bush Street, www.sfhoteldesarts.com, Tel. 001/415/9563232, Fax 9560399, DZ 59 Dollar bis 125 Dollar plus Steuer. ESSEN Café Zoetrope, 916 Kearny Street, www.cafecoppola.com, Tel. 2911700. EINKAUFEN City Lights Books, 261 Columbus Avenue Ecke Broadway, www.citylights.com, Tel. 3628193; Haight Street zwischen Central Avenue und Ashbury Street. AUSGEHEN Anu Bar, 43 Sixth Street, www.anu-bar.com, Tel. 5433505; Club Six, 60 Sixth Street, www.clubsix1.com, Tel. 8631221; The Endup, 401 Sixth Street, www.theendup.com, Tel. 6460999.