Gut essen heißt in Rom auch immer: viel essen. Zwei Jahre lebt mein Freund Gregor jetzt schon dort. Sogar den örtlichen Brauch, an Silvester nur rote Unterwäsche zu tragen, praktiziert er mittlerweile, und gute Lokale kennt er ohnehin einige: DA OLIMPIO beispielsweise, wo man sich wahre Pyramiden auf dem Antipastiteller auftürmen darf und man meinen Freund mit »Dottore« anspricht, weil, wie der steif und fest behauptet, Italiener alle Studierten so anreden. Oder bei FRANCO, bei dem man im Sommer auf der Straße am besten das große Fischmenü bestellt, acht Gänge für 25 Euro, Wein inklusive. Reservierungen nimmt Franco nicht entgegen, wer ab acht Uhr abends zuerst vor der Tür steht, isst auch zuerst. Gregor hat sich freimütig mit der Veröffentlichung dieser beiden Adressen einverstanden erklärt. Das »Olimpio« steht selbst schon in japanischen Restaurantführern, aber der Dottore findet immer noch einen Platz, und Francos Lokal liegt abgelegen hinter der Stazione Termini, in San Lorenzo, einer Gegend mit wenigen Prostituierten und vielen Studenten, einigermaßen bezahlbaren Wohnungen und netten Bars wie dem Rive Gauche 2. Klamotten seien in Rom so günstig, dass die Italiener sich ständig neu einkleiden würden, meint Gregor. Mich schickte er deswegen in die Secondhand-Läden von Monti, dem neuesten In-Viertel Roms gleich hinter dem Kolosseum. In dem Laden hingen tatsächlich kaum getragene Hemden und Sakkos. Gregors Tipp an die Damenwelt: kaschmirgefütterte Lederhandschuhe bei SERMONETA an der Spanischen Treppe. Rom muss wirklich nicht teuer sein, nur die Hotels sind es: Selbst ein dunkles, lautes Loch ist kaum unter 160 Euro zu bekommen. Dann schon lieber gleich ins elegante Hotel HASSLER, direkt über der Spanischen Treppe, wo Woody Allen seine Pressekonferenzen auf der Gartenterrasse hält und der reizende, gehörlose Besitzer mit einem Elefantengedächtnis in drei Sprachen Lippen lesen kann. Aus vielen Zimmern und dem neu eröffneten Hotelrestaurant IMÀGO im sechsten Stock hat man den schönsten Blick über die Ewige Stadt bis zum Petersdom jenseits des Tibers – atemberaubend schön. Und nur keine Angst vor Strafzetteln im Halteverbot rund um die Spanische Treppe. Gregor war bisher der einzige Deutsche, der einen italienischen Strafzettel der Ordnung halber auch bezahlen wollte. Irgendjemand, dachte er sich, müsse doch einmal dem Chaos Roms Einhalt gebieten. Auf der Bank sah man ihn an, als ob er nicht mehr alle Tassen im Schrank hätte. HOTEL Hassler, Piazza Trinità dei Monti 6, Tel. 0039/06 69 93 40; DZ ab 520 Euro. ESSEN & TRINKEN Da Olimpio, Via degli Avignonesi 37–38, Tritone, Tel. 064 88 52 25. Da Franco ar vicoletto, Via dei Falisci 1a, San Lorenzo, Tel. 064 95 76 75. Imàgo, Tel. 06 69 93 47 26. Ausgehen Rive Gauche 2, Via dei Sabelli 43, San Lorenzo, Tel. 064 45 67 22. EINKAUFEN Sermoneta, Piazza di Spagna 61, Tel. 066 79 19 60.