»Mein Haus ist eine Mischung aus Designergarage und Gartenlaube«

So wohnt Berlin: zu Hause bei Nina Pohl.


SZ-Magazin: Sie wohnen mitten in der Stadt, aber im Grünen. Noch dazu in einem Haus. Eine seltene Kombination für Berlin, oder?
Nina Pohl:
Das stimmt. Ich hatte auch etwas Glück. Das Haus hat mich gefunden.

Wie denn?
Thomas Demand, der Künstler, gab mir den Tipp mit dem leerstehenden Bungalow im Tiergarten. Und ich habe dann als »early bird« gleich bei der ersten Besichtigung alles klargemacht. Ich meine, wann bekommt man schon die Gelegenheit, ein Haus mitten im Stadtpark zu beziehen?

Was ist das Besondere an Ihrem Haus?
Arne Jacobsen hat es zur Weltausstellung Interbau 1957 entworfen.  Mir gefällt, dass seine Handschrift bis in die kleinsten Details sichtbar ist: sein großartiges Empfinden für Raum und Proportionen. Die Entwürfe vermitteln so eine heitere Leichtigkeit, gegen die viele moderne Minimalarchitekturen prätentiös wirken. Für mich ist das Haus eine charmante Mischung aus Designergarage und Gartenlaube.

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War es schwierig, so ein Stararchitektenhaus einzurichten?
Es wurde im Sinne des Originalentwurfs restauriert, bis hin zur subtilen Farbgestaltung der Innenräume. Arne Jacobsen hat Küche, Einbauschränke, also die nötige Infrastruktur gleich mitgeliefert, von Einrichten kann also fast nicht die Rede sein.

Sie haben alles so gelassen wie im Original?
Nicht ganz. Ich habe ein paar Sitzgelegenheiten ausgesucht. Es sollte nicht aussehen wie im Museum, darum habe ich auch nicht nur Möbel aus dieser Zeit ausgewählt.

Ihre Küche sieht unglaublich minimalistisch aus! Benutzen Sie sie überhaupt?

Zum Kaffeekochen und Zeitunglesen.

Haben Sie einen Lieblingsplatz in Ihrem Haus?

Der Garten!

Heißt das, Sie sind eine Hobbygärtnerin?
Sagen wir es so: Ich achte darauf, dass die Pflanzen im Sommer nicht verdursten.

An welchem Möbelstück hängt Ihr Herz?
Mein Herz hängt nicht an Dingen, nur an Bildern. Und an Orten.

Was käme Ihnen nie ins Haus?
Eine Poggenpohl-Küche.

Wie reagieren Besucher auf Ihr pinkfarbenes Puschelsofa?

Mit der gebotenen Nonchalance, die sich für einen Gast gehört.

Wo steht Ihr Bett und worauf schauen Sie beim Aufwachen?
Das Bett steht am Fenster, aber der Blick fällt auch nicht selten auf den Fernseher.

Wo bewahren Sie zum Beispiel Kleider auf?
Zum Glück sind jede Menge Einbauschränke Teil der Architektur hier. Aufgrund meines Konsumverhaltens wird es für die Kleider bedauerlicherweise trotzdem langsam eng.

Und wo schläft Ihre Katze?
Dort, wo es warm und kuschelig ist.

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Nina Pohl ist Fotokünstlerin, Kuratorin des Schinkel Pavillons in Berlin und auch Ex-Frau des Fotokünstlers Andreas Gursky. Sie lebt in einem von Arne Jacobsen entworfenen Bungalow mitten im Tiergarten.

Fotos: Todd Selby