»Dass man satt ist, merkt man erst nach 20 Minuten«

Noch ein Teller Nudeln, noch eine Schüssel Eis: Viele Menschen essen, obwohl sie nicht mehr hungrig sind. Die Ernährungswissenschaftlerin Hanna Schnepf über den Zusammenhang zwischen »Overeating« und Stress und darüber, wie man wieder lernt, wann es genug ist.

Ham! Ein herzhafter Biss in den Burger stillt den Hunger und sorgt für Genuss. 

Foto: Getty Images/Klaus Vedfelt

SZ-Magazin: Frau Schnepf, wenn Sie Ihren Alltag betrachten: Essen Sie immer nur, wenn Sie Hunger haben?
Hanna Schnepf: Meistens schon, denn ich achte sehr bewusst auf mein Hungergefühl und mein Sättigungsgefühl. Aber manchmal muss man auch ein bisschen mitdenken und planen. Wenn ich zum Beispiel einen längeren Termin vor mir habe, esse ich eine Kleinigkeit, auch wenn ich noch nicht richtig hungrig bin. So kann ich einem Tief vorbeugen.

Manchmal bekommt man Appetit, wenn man im Kino Popcorn riecht oder wenn man eine Hamburger-Werbung sieht. Wie unterscheiden sich Appetit und Hunger im Körper voneinander?
Appetit wird vom Belohnungszentrum im Gehirn gesteuert. Es geht dabei um Genuss, um die Lust am Essen. Wenn Sie das duftende Popcorn knabbern, werden Sie mit Glückshormonen belohnt, vor allem mit Dopamin. Wenn man gut in sich reinspürt, kann man echten Hunger davon unterscheiden. Der Körper verlangt dann wirklich nach Energie, denn der Blutzuckerspiegel ist gesunken. Hungrige Personen werden vielleicht sogar ein bisschen zittrig, ihr Magen grummelt. All das wird von einem anderen Gehirnareal gesteuert, nämlich vom Hungerzentrum im Hypothalamus.