"Wenn mein Sohn Geld braucht, mailt er"

Wer Konzerne und Vereine organisieren kann, schafft eine Familie mit links. Sollte man meinen. Vier Spitzenmanager über ihre Fähigkeiten als Väter und Gatten.

SZ-Magazin: Wie schwierig ist es, ein erfolgreicher Manager und zugleich ein guter Vater und Ehemann zu sein?
Guillaume de Posch:
Das kommt auf die Erwartungen an, die man selbst und die Familie an das Leben hat. Als Medienmanager bin ich seit 20 Jahren unterwegs. Wir haben in Hongkong, Brüssel, Luxemburg und Paris gelebt, jetzt in München. Ich habe mich immer sehr darum bemüht, dass es in der Familie stimmt, dass meine drei Jungs Rückhalt haben und Sicherheit.

Werden Ihre Kinder sofort zu Ihnen durchgestellt, wenn sie anrufen?
Hier im Büro ja, sofort. Ich bin auch schon aus wichtigen Sitzungen rausgegangen. Mein ältester Sohn studiert in Brüssel an einem amerikanischen College. Wenn er Geld braucht, mailt er – aber natürlich nicht nur dann.

Wie viel Zeit verbringen Sie mit Ihren Kindern?
Ich muss viel arbeiten, aber ich glaube nicht, dass mehr als zehn Stunden effizient sind. Das Wochenende ist für mich der Magic Moment. Meine Regel lautet: Am Samstag bin ich zu hundert Prozent für die Familie da. Da unternehmen wir gemeinsam etwas, damit nicht alle vor dem Fernseher sitzen. Neulich waren wir auf dem Wendelstein, wegen des Films Wer früher stirbt, ist länger tot, der hat allen gefallen und spielt in der Gegend. Am Sonntag arbeite ich zu Hause.

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Machen Sie Hausarbeit?
Ich fürchte, da haben wir eine klassische Aufteilung. Um Kochen und solche Dinge kümmere ich mich gar nicht. Dafür repariere ich die Satellitenschüssel.

War es von Anfang an klar, dass Ihre Frau bei den Kindern zu Hause bleibt?
Meine Frau hat auch mit den Kindern noch ein paar Jahre gearbeitet. Bei der Deutschen Bank, bei der Europäischen Kommission in Brüssel, während unserer Zeit in Hongkong hat sie in der Immobilienbranche gearbeitet. Damals hatten wir Au-pair-Mädchen, die sie unterstützt haben. Als die Zwillinge in die Schule kamen, war es meiner Frau wichtig, zu Hause zu sein.

Ist es ihr schwergefallen?
Das müssten Sie sie selbst fragen. Ich denke, besonders schwierig war der Umzug nach Deutschland, obwohl meine Frau Deutsche ist. In den anderen Ländern gab es Ganztags-schulen und -kindergärten. Bei ProSiebenSat.1 haben wir einen Betriebskindergarten. So können die Eltern sich besser organisieren.

Haben Sie manchmal ein schlechtes Gewissen Ihrer Frau gegenüber, weil sie ihren Beruf aufgegeben hat?
Jein. Es war ja ihre Entscheidung. Ich habe sie nicht dazu gedrängt. Und wenn sie weiter hätte arbeiten wollen, ich hätte sie bestimmt unterstützt.

Wie reagieren Sie, wenn ein Mitarbeiter Ihnen sagt, er möchte wegen seiner Kinder Teilzeit arbeiten?
Das akzeptiere ich völlig. Das Leben besteht aus Entscheidungen. Und jeder muss für sich selbst entscheiden, was ihm wichtig ist. Ich unterstütze das, wenn es sich einrichten lässt.

Kann er dann trotzdem noch ganz nach oben kommen?
In der Theorie lässt sich das schwer beurteilen. Aber ich würde sagen, ab einer bestimmten hierarchischen Ebene muss man den Job fulltime machen. Ich kenne jedenfalls keinen Topmanager, der halbtags arbeitet. Ich habe eine ganze Reihe von Meetings, jeden Tag, und persönliche Beziehungen, persönliche Gespräche sind am Ende wichtiger als alle Mails dieser Welt.

Guillaume de Posch, 50. Vorstandsvorsitzender der ProSiebenSat.1 Media AG, drei Kinder (zwischen 14 und 19 Jahre).

Foto: Anja Frers

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