Der 11. März 2011 war ein heiterer Tag. In Japan ging die Sonne um kurz nach sechs auf, die Menschen fuhren zur Arbeit, Kinder machten sich auf den Weg in die Schule. Der normalste Tag, den sich die Japaner vorstellen konnten.
Bis 14:46:23 Uhr.
Dann begann eine neue Zeitrechnung. Vor der Küste ereignete sich das stärkste Erdbeben seit Beginn der japanischen Aufzeichnungen. Es löste einen Tsunami aus, der mit Wellen von bis zu zwanzig Meter Höhe auf die Küste traf und ganze Städte ausradierte. In den Atomkraftwerken von Fukushima kam es zu Explosionen, in der Folge entwichen große Mengen radioaktiver Strahlung aus den zerstörten Reaktoren.
Durch die Bombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki erlebten Japan und die Welt im August 1945 zum ersten Mal die todbringende Gewalt der Kernspaltung. Knapp 66 Jahre später erlebt Japan seine zweite atomare Katastrophe.
Hier dokumentieren wir den letzten normalen Tag Japans. Die Fotos sind alle am 11. März 2011 entstanden, zwischen Sonnenaufgang und 14:46 Uhr, in den Stunden unmittelbar vor der Katastrophe. Die Bilder stammen von Einheimischen und Touristen, von Schülern und von Bloggern, manche erreichten uns per Mail, andere bekamen wir aus Foto-Communities im Internet, in denen die Menschen einfach ihren Alltag abbildeten. Als sie ihre Fotos ins Netz stellten, wussten sie nicht, dass sie gerade die letzten Bilder einer Ära gemacht hatten, die in wenigen Stunden vorbei sein würde.