Der Waschsalon ist eine jener Institutionen, an die wir schon ewig keinen Gedanken mehr verschwendet haben. Warum auch! Er bot bedauernswerten Kreaturen ohne eigene Waschmaschine die Chance auf ein wenig Sauberkeit - mehr war dazu nicht zu sagen. Dass diese Kreaturen in der Regel jung und auf dem Sprung waren, gerade erst dabei, sich einzurichten oder neu in die Stadt gezogen, mit anderen Worten: im Leben noch auf der Suche - das versprach zwar Flirts und die Chance auf erotische Begegnungen. Dem stand aber der Geruch alter Socken und der Anblick vergilbter Unterwäsche als mächtiger und meist auch unbesiegbarer Feind gegenüber.
In diesen Zeiten des Wandels ist nun aber auch der Waschsalon vor Innovation nicht mehr sicher. »Schmuddelige Bahnhofshallenatmosphäre und überalterte Geräte - das war gestern«, melden nun die Firmen Bosch und Henkel. In der Münchner Klenzestraße, im Herzen des lifestylebewussten Gärtnerplatzviertels, haben sie sich zu dem Projekt »Wash & Coffee« zusammengefunden und ein Ladenlokal eröffnet. Dort kann man zwar wie früher gegen ein paar Euro seine Wäsche waschen, nippt dabei aber am Milchschaum eines Latte macchiato, knabbert an Cookies, Brownies oder Bagels und surft mit Highspeed im Internet.
Ist das nur eine weitere Möglichkeit für den suchtgetriebenen Großstädter, jede Leerlaufzeit im Alltag mit einem schnellen Schuss Koffein aufzufüllen und damit dem Horror des Nichtstuns zu entgehen? Keineswegs. Waschmaschinenbauer und Waschmittelhersteller wollen an die junge, noch auf dem Sprung befindliche, sich gerade erst im Leben einrichtende Zielgruppe ran. »Das Personal erklärt, wie man ökonomisch, energiesparend, faserschonend und zugleich perfekt sauber waschen kann«, versprechen sie. Man kommt, weil die frischen String-Tangas knapp werden - und geht vielleicht mit dem Kaufvertrag für eine Waschmaschine inklusive einer Großpackung Persil.
Ist das denn nötig? Finden wir nicht alle irgendwann, irgendwie zur eigenen Waschmaschine? Aus der Sicht von Bosch und Henkel ist dieses Irgendwann und Irgendwie genau das Problem. Nach dem Kaffeekochen, das von der lästigen Praktikanten- und Sekretärinnenaufgabe zum Kunsthandwerk für den modernen Genießer umcodiert wurde und damit viele neue, teure Geräte erforderlich macht, ist jetzt das Waschen dran. Noch so eine einfache Tätigkeit, die in Zukunft das ganze Können einer Meisterin oder eines Meisters erfordern wird - und natürlich das allerbeste Equipment.