Mit ihrer freizügigen Rolle in der Komödie »Zur Sache, Schätzchen« wurde sie 1968 berühmt, eine bekennende 68erin aber war Uschi Glas, 63, nie. Die Schauspielerin hat drei Kinder und lebt in München. Demnächst wird sie in dem ARD-Zweiteiler »Familienbande« zu sehen sein.
SZ-Magazin: Frau Glas, würden Sie sich als Achtundsechzigerin bezeichnen?
Nein, würde ich nicht, auch wenn Rainer Langhans mal gesagt hat, die einzige Achtundsechzigerin in Bayern ist die Uschi, weil sie immer gegen den Strom geschwommen ist und sich nie vereinnahmen ließ. Und das stimmt auch: Als der Zeitgeist vorschrieb, Willy Brandt zu wählen, habe ich mich dagegen entschieden, weil er nicht meine politischen Positionen vertrat.
Sie waren in Ihren Ansichten also schon immer christlich-sozial?
Ja, wenn man diese beiden Bedeutungen ernst nimmt. Sehr demokratisch ging es damals ja nicht zu: Entweder man folgte dem Mainstream oder man war draußen – und ich war dann halt draußen. Die 68er waren in diesem Sinn auch Leute mit sehr extremen, manchmal auch undifferenzierten Meinungen. Gleichschritt war Trumpf. Und als es später, in den Siebzigern, zu den Gewalttaten der RAF kam, dann merkten erst einige, dass sie in einen Strom geraten waren, der auf den Abgrund zulief. Hätten Sie sich dennoch vorstellen können, in einer Kommune wie in jener von Rainer Langhans zu leben?
Nein, niemals! Ich brauchte damals schon meine »eigenen« vier Wände, und wenn sie noch so winzig waren. Ich war kein Herdentier, das man vor sich hertreiben konnte.
Ist das eine Ihrer Eigenschaften, die vielleicht gar nicht in die Zeit passten?
Nein, das war meine Disziplin. In der Frühe pünktlich ans Set zu kommen und auch noch geduscht zu sein, das war damals mehr als verpönt. Das ging gar nicht.
Standen Sie dann immer ganz allein am Set?
Nicht ganz, aber fast. Die meisten Typen dort fanden das spießig und idiotisch und trugen dasselbe T-Shirt eine ganze Woche. Dann bin ich schon mal hin und habe gesagt: »Du, Junge, tu mir einen Gefallen und geh dich und dein T-Shirt waschen. Du stinkst.«
Waren Sie mit Ihren Kindern auch so streng?
Eher zu weich. Das haben mir meine Kinder auch schon gesagt. Ich hätte ihnen öfter mehr Grenzen setzen sollen. Aber ich bin leider kein Mensch, der Lust empfindet, wenn er andere bestraft oder verurteilt. So gesehen war die Erziehung meiner Kinder antiautoritär. Typisch 68 eben.
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