Machen Sie es doch einfach wie Lars Eidinger

Soll man seinen praktischen Jute-Rucksack tragen, obwohl darauf das Logo eines fragwürdigen Discounters zu sehen ist? Unserer Kolumnistin fallen gleich drei kreative Lösungen ein.

Illustration: Serge Bloch

»Mir wurde ein sehr praktischer, als Rucksack verwendbarer Jute-Einkaufsbeutel eines großen deutschen Lebensmittel­discounters überlassen, der zur Vermeidung von Rohstoffverbrauch angeschafft wurde. Ich befürchte, mit dem auffälligen Firmenlogo zu signalisieren, dass mir bestimmte Einkaufspraktiken der Firma, wie etwa Druck auf Erzeuger­preise und die Verdrängung kleiner Einzelhändler, egal sind oder ich dies gar unterstütze. Soll ich mich über diese Bedenken hinwegsetzen?« Gerhard M., München

Manchmal wünschte ich, die ganze Welt wäre so verantwortungsbewusst wie so viele, die hier Fragen einsenden. Ich finde es geradezu rührend, wie sorgfältig auch bei Details überlegt wird, und dass jemand wie Sie sich die Mühe macht, das hier auch für andere zu formulieren: Soll man also eine Jutetasche auch dann benutzen, wenn man nicht ­hinter den Geschäftspraktiken der Firma auf dem Logo steht. Man möchte sich natürlich nicht zum Werbeträger einer unguten Sache machen, klar. Hier meine gesammelten Gedanken dazu, es sind insgesamt drei.

1.) Sie könnten diese Tüte in ironischer Absicht durch die Welt tragen. Das machen heute viele. Der Schauspieler Lars Eidinger etwa ist Anhänger dieser Philosophie. Er hat dieses Jahr eine hochwertige Tragetasche aus Leder designt, die einer Plastiktüte von Aldi nachempfunden ist. Sie kostet 550 Euro (inzwischen ausverkauft). Gemeint war sie, laut Hersteller-Webseite, als »Beitrag zur Plastiktüten-Diskussion in Deutschland und weltweit«, und es ließe sich bestimmt die eine oder andere Theorie zurechtzimmern, mit der auch Sie Ihre Tüte als Beitrag zu dieser Diskussion verstanden wissen könnten. (»Die Naturfaser als entschiedener Antagonist zur ausbeuterischen marktwirtschaft­lichen Geschäftspraktik des Unternehmens leistet hier einen entschiedenen Beitrag zur internationalen Tütendiskussion …«)

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2.) Jutebeutel kann man hervorragend auch auf der falschen Seite tragen. Krempeln Sie sie einfach einmal um, das Logo kommt nach innen, und von außen sieht’s dann wie ein Designerteil aus, was von Maison Margiela vielleicht, da hängen gerne mal Nähte nach außen.

3.) Streichen Sie das Logo auffällig mit dickem Filzmarker durch. Damit haben sie alle Probleme gelöst: Sie können die umweltfreundliche Tüte benutzen und gleichzeitig zeigen, was sie von den Geschäftspraktiken dieser Firma halten. Punk ist nämlich gar nicht tot.